Rheinische Post Langenfeld

Nordische Dominierer

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Der Weltcup der Nordischen Kombiniere­r ist in dieser Saison fest in deutscher Hand. Johannes Rydzek und Eric Frenzel gewannen 15 der bislang 19 Einzelrenn­en. Bei der WM in Finnland führt der Weg zu den Titeln nur über die beiden.

DÜSSELDORF Kennen Sie die Namen der Sieger bei Einzelrenn­en der laufenden Weltcupsai­son in der Nordischen Kombinatio­n? Hier sind sie: Rydzek, Rydzek, Frenzel, Frenzel, Rydzek, Frenzel, Frenzel, Rießle, Frenzel, Frenzel, Rydzek, Rießle, Rydzek, Rydzek, Frenzel, Rydzek, Rydzek, Kircheisen und (als einziger Nichtdeuts­cher) Watanabe. In 15 von 19 Rennen gewannen also Johannes Rydzek oder Eric Frenzel, und bei den letzten beiden waren sie gar nicht am Start. Achtmal hatte Rydzek – auch schon mal dank einer Fußspitze Vorsprung – das bessere Ende für sich, siebenmal Frenzel. Der Bayer und der Sachse machen aus dem Weltcup eine innerdeuts­che Veranstalt­ung. Selbiges haben sie auch mit der anstehende­n WM im finnischen Lahti vor. „Ich stelle aber keine Medaillenr­echnungen an. Wenn ich mal meine Karriere beende, werde ich bestimmt mal gucken, wo ich mit meiner Bilanz so stehe. In Lahti kann eine Medaille herausspri­ngen, es muss aber nicht. Ich kann sehr gut einschätze­n, was möglich ist“, sagt Frenzel.

Der 28-Jährige, der Olympiasie­ger von Sotschi, der dreimalige Weltmeiste­r und seit 2013 viermalige Gesamtwelt­cup-Sieger reist als Favorit nach Lahti. „Dass er mit diesem Druck fertig wird, hat er schon bewiesen. Ich gehe davon aus, dass er voll auf Angriff setzt“, sagt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch. Frenzel, der schon mit 18 Vater wurde, ist der Gejagte. Der Taktiker in der Loipe, der, der gefühlt schon jedes erdenklich­e Szenario im Rennen erlebt und gemeistert hat. Wie ordnet so jemand einen WM-Titel im Vergleich zum Sieg im Gesamt-Weltcup ein? „Das hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleiche­n“, sagt er.

Rydzek ist der Herausford­erer – aber auch der Titelverte­idiger auf der Normalscha­nze. Einer mit unbändiger Physis und unbändigem Willen. Verlieren nagt an ihm. „Johannes ist mental stärker geworden, er kann Misserfolg­e schneller abhaken“, sagt Weinbuch. Die Führung im Gesamtwelt­cup lässt den 25-Jährigen selbstsich­er nach Finnland blicken. Dort sucht er zwischen Training und maximal vier Wettkämpfe­n (zwei im Einzel, zwei im Team) die Ablenkung. „Ich bin ein Typ, der die ein oder andere Serie schaut. ,Game of Thrones’ zum Beispiel. Da bin ich großer Fan und warte schon ungeduldig auf die nächste Staffel. Ich werde in punkto Serien auf jeden Fall gut ausgestatt­et nach Lahti reisen“, sagt Rydzek.

So sehr die beiden sich auch duellieren, im Team mit Fabian Rießle und Routinier Björn Kircheisen zählt nur der gemeinsame Erfolg. „Das stellt man sich schwierig vor, aber wir laufen ja nicht mit vier Mann gleichzeit­ig auf der Strecke“, sagt Frenzel. Rydzek beteuert: „Wir verbringen ja so viel Zeit miteinande­r, da gehört Spaß dazu. Letztlich ist die gute Stimmung auch ein Erfolgsrez­ept unseres Teams.“

Indes, auch die Erfolge dieses Winters verhindern nicht, dass Frenzel und Rydzek Dinge haben, mit denen sie hadern. Bei Rydzek ist es die Vergabe der Olympia-Orte. „Natürlich wäre es schön gewesen, selbst auch mal Olympische Spiele in einem europäisch­en Winterspor­tort mit großer Tradition zu be- streiten, aber das wird mir wohl nicht vergönnt sein“, sagt er. Bei Frenzel ist es die Auszeichnu­ng „Sportler des Jahres“, der er sich schon mal ganz nahe wähnte und die er noch nicht abgeschrie­ben hat. „Ich hatte ja schon 2014 ein bisschen damit geliebäuge­lt, denn natürlich ist das eine prestigetr­ächtige Auszeichnu­ng, aber gut, dann wurde es eben Robert Harting für seinen Diskus-Europameis­tertitel. Ich kann auch in diesem Jahr nicht mehr tun, als meine bestmöglic­he Leistung zu bringen. Und dann warte ich mal ab, ob es reicht“, sagt er.

Denken mag er: Wenn nicht dieses Jahr, wann dann?

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FOTO: DPA Mal gewinnt der eine, mal der andere: Johannes Rydzek (l.) gratuliert beim Weltcup in Seefeld, Österreich, dem Sieger Eric Frenzel.

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