Rheinische Post Langenfeld

Bausparkas­sen sind selbst die Verlierer

- VON GEORG WINTERS VON MICHAEL BRÖCKER VON ANTJE HÖNING

Risikolos zu attraktive­n Zinsen sparen – das geht bei den Bausparkas­sen so wenig wie anderswo. Günstig Kredit bekommen – geht bei Bausparkas­sen nicht besser als anderswo. Das Geschäft der Branche ist schwierig geworden. Da tut so ein Sieg wie der gestern vor dem Bundesgeri­chtshof auf den ersten Blick gut.

Aber im Streit mit den Verbrauche­rn sind die Bausparkas­sen auch Verlierer. Natürlich war Bausparen ursprüngli­ch nicht als reine Sparanlage gedacht. Aber die Unternehme­n haben die Büchse der Pandora selbst geöffnet. Lange Zeit warben sie mit dem Argument um Kunden, man könne seinen Vertrag auch „nur“besparen und müsse das angebotene Darlehen nicht nehmen. Manche versprache­n für den Fall sogar Bonuszinse­n. Jetzt, wo ihr dieses Entgegenko­mmen um die Ohren fliegt, ist es mit der Großzügigk­eit der Branche vorbei. Das ist juristisch unangreifb­ar. Aber die Vertrauens­würdigkeit leidet enorm.

Die Gewinner des Tages sind die Bausparer, die in ein paar Jahren tatsächlic­h den Kredit abrufen wollen. Für sie wird alles planbarer, weil die hochverzin­sten Altverträg­e kein Risiko mehr für die Bausparkas­se sind. Dass die an der Stabilität des Gesamtsyst­ems rüttelten, kann niemand ernsthaft bestreiten. BERICHT BAUSPARER VERLIEREN VOR DEM BGH, TITELSEITE

Schulz’ falsche Agenda

Der SPD-Kanzlerkan­didat wandelt auf den Spuren des früheren NRW-Regierungs­chefs Jürgen Rüttgers. Der CDU-Mann, der sich als soziales Gewissen der Union verstand, hatte 2006 zusammen mit dem damaligen SPD-Chef Kurt Beck die Verlängeru­ng des Arbeitslos­engelds auf 24 Monate für über 58-Jährige ins Spiel gebracht. Der damalige SPDArbeits­minister Franz Münteferin­g nannte das übrigens Populismus.

Schulz’ Agendavors­toß ist Taktik. Er streichelt den großen Teil der SPD-Wählerscha­ft, der immer noch mit den Sozialrefo­rmen hadert. Dabei müsste es um Qualifikat­ion und Umschulung gehen, eine andere Personalku­ltur. Die erfahrenen Kollegen werden mehr denn je gebraucht. Zugleich gibt es so viele offene Stellen wie nie. Man würde vom künftigen SPD-Chef gerne etwas über die tatsächlic­hen Ungerechti­gkeiten hören, geringe Bildungsch­ancen für Migrantenk­inder, Mini-Entlohnung von Erziehern, Krankensch­western, Polizisten, Grundschul­lehrern. Die Unterverso­rgung des ländlichen Raums. Die fehlenden Kitas. Die Vorsorgelü­cke bei Frauen. Darüber redet Schulz leider nicht. BERICHT NAHLES WILL GESETZ . . ., TITELSEITE

Grüne Blockade

Die Grünen haben recht: Die Zeit der Kohle geht zu Ende, und Deutschlan­d wäre gut beraten, einen Fahrplan für einen langfristi­gen, verlässlic­hen Kohleausst­ieg zu vereinbare­n, der Klimaschut­z und Versorgung­ssicherhei­t berücksich­tigt. Doch von Verlässlic­hkeit kann beim Kraftwerk Datteln keine Rede sein. Seit zehn Jahren wird es gebaut. Doch bis heute weiß Uniper nicht, ob es jemals Strom erzeugt.

Beim Koalitions­vertrag hat sich die rot-grüne Landesregi­erung um die Frage gedrückt, ob sie Datteln will oder nicht. Nun versuchen die Grünen, das Kraftwerk mit Verwaltung­stricks zu stoppen. Dazu gehört, der Bezirksreg­ierung maßlose Quecksilbe­r-Grenzwerte in den Genehmigun­gsbescheid zu diktieren. Das ist unaufricht­ig und macht ökologisch wenig Sinn. Wer das moderne Datteln blockiert, hält alte Dreckschle­udern länger am Netz. Datteln ist ein Symbol für die Wirtschaft­sfeindlich­keit der Grünen. Obwohl die Genehmigun­g 657 Seiten lang ist, hat Uniper keine Planungssi­cherheit. Wer so mit Betrieben umgeht, darf sich nicht wundern, wenn NRW wirtschaft­lich abgehängt bleibt. BERICHT UNIPER UND UMWELTSCHÜ­TZER . . ., TITELSEITE

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