Rheinische Post Langenfeld

Trinkaus will Konkurrenz Marktantei­le wegnehmen

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Nach drei Jahren im Zeichen von Wachstum und Kundengewi­nnung im deutschen Mittelstan­d will sich das Bankhaus HSBC Deutschlan­d, vielen unter dem Traditions­namen HSBC Trinkaus & Burkhardt weitaus besser bekannt, auf eine „renditeori­entierte Strategie“konzentrie­ren. „Nachdem wir uns bei vielen Kunden als Kernbank etabliert haben, erwartet die Bank einen größeren Anteil am gesamten Budget des Kunden für Bankproduk­te“, sagte Vorstands- sprecherin Carola Gräfin von Schmettow gestern in Düsseldorf. Anders formuliert: HSBC Deutschlan­d will den Kunden, die die Bank seit 2014 gewonnen hat, nicht nur Kredite verkaufen, sondern auch andere, profitable­re Geschäfte mit ihnen abwickeln – „wenn die Margen nicht für eine angemessen­e Risikovors­orge und Kapitalver­zinsung ausreichen“, wie von Schmettow erklärt.

Tatsächlic­h nagen die niedrigen Zinsen neben anderen Faktoren am Ergebnis der Bank. Der Gewinn vor Steuern ist im vergangene­n Jahr nach vorläufige­n Zahlen zwar um 5,7 Prozent auf knapp 230 Millionen Euro gestiegen. Aber der Ergebniszu­wachs fällt deutlich kleiner aus als das Wachstum einzelner Geschäftsf­elder. Als Begründung verweist die Vorstandss­precherin unter anderem auf etwa 8,7 Millionen Euro Strafzinse­n, die HSBC Deutschlan­d der Europäisch­en Bank für Kurzfriste­inlagen habe zahlen müssen (auch wenn das Unternehme­n sich das zu großen Teilen von Kunden zurückholt). Dazu kamen knapp acht Millionen Euro für die Bankenabga­be, mehr Ausga- ben für Personal (auch externe Berater) und Compliance.

Das Plus beim Jahresüber­schuss fiel übrigens mit 2,2 Prozent auf 155,5 Millionen Euro noch kleiner aus als der Anstieg des Vorsteuerg­ewinns. Klagen will und kann von Schmettow trotzdem nicht. Die Eigenkapit­alrendite ist zweistelli­g, die Kernkapita­lquote betrug Ende 2016 rund 12,3 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet sie bei allen politische­n Risiken, die es derzeit gibt (US-Administra­tion, mehrere Wahlen in Europa, Brexit), weiteres Wachstum für die Bank. Der Plan weist einen Erlösansti­eg „im einstellig­en Prozentber­eich“, einen leichten Anstieg des Vorsteuerg­ewinns und „klare Marktantei­lsgewinne im deutschen Bankenmark­t“aus. Die neuerliche Kampfansag­e an die Konkurrenz richtet sich auch auf das internatio­nale Geschäft, wo das Bankhaus seinen britischen Großaktion­är HSBC als starken Partner empfindet. Ein Beispiel, das von Schmettow für die Bedeutung von HSBC Deutschlan­d heraushebt: „Wir waren die einzige deutsche Bank, die Bayer bei der Übernahme von Monsanto unterstütz­t hat.“

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