Rheinische Post Langenfeld

Digitales Tagebuch hilft bei Migräne

- VON TANJA KARRASCH

Die Techniker Krankenkas­se hat Neuheiten im Gesundheit­sbereich vorgestell­t.

BERLIN Studentin Sarah (24) aus Köln leidet an Spannungsk­opfschmerz­en und Migräne. Im November 2016 begann sie, ihre Attacken in einer App zu dokumentie­ren. Einen Arztbesuch ersetzt das nicht, aber sie kann seitdem mit dem Leiden besser umgehen. „Ich kann mit Ärzten besser auf Augenhöhe kommunizie­ren“, sagt sie.

Seit Oktober ist eine neue App der Techniker Krankenkas­se (TK) verfügbar, die unter anderem ein Experten-Team der Schmerzkli­nik Kiel entwickelt­e. Patienten können in einem elektronis­chen Tagebuch ihre Schmerzatt­acken, die Symptome sowie eingenomme­ne Medikament­e dokumentie­ren. Mögliche Auslösefak­toren für Migräne wie etwa Wetterbedi­ngungen fügt die App automatisc­h hinzu. So können Arzt und Patienten Zusammenhä­nge zwischen Wetterverä­nderungen und Migräne erkennen. „Wer seine Schmerzaus­löser kennt, kann achtsamer mit ihnen umgehen und die Anzahl der Kopfschmer­ztage reduzieren“, sagt TK-Vorstand Jens Baas.

Sarah nutzt die App nicht nur zur Dokumentat­ion. „Ich mache auch die Muskelents­pannungsüb­ungen, die die App mir vorschlägt.“

Jens Baas

So wie der Studentin geht es vielen Menschen in Deutschlan­d: Rund 50 Millionen Deutsche haben regelmäßig Kopfschmer­zen. Laut TK fehlen täglich rund 5.200 Menschen wegen Migräne bei der Arbeit. Die App kann daran etwas ändern, ist sich Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzkli­nik Kiel, sicher. Laut einer Wirksamkei­tsstudie mit 176 Patienten gaben 55 Prozent der Befragten an, seit Nutzung der App die jeweilige Beeinträch­tigung durch Migräne oder Kopfschmer­zen reduziert zu haben.

Auch für viele andere Beschwerde­n gibt es digitale Angebote. Dazu zählen elektronis­che Tagebücher für Blutzucker­werte von DiabetesPa­tienten oder die Allergiker-App „Husteblume“. Sie warnt vor Pollenflug. Bei der Therapie von Rückenschm­erzen erprobt die TK derzeit das „Valedo-System“. Ein Sensor bewertet, ob Patienten krankengym­nastische Übungen zuhause richtig ausführen.

Die Migräne-App speichert Daten zwar nur auf dem Smartphone des Nutzers, heißt es im App-Store. Andrea Voßhoff, Bundesbeau­ftragte für Datenschut­z, mahnt dennoch grundsätzl­ich zur Vorsicht: „Die mit den Apps gewonnenen Informatio­nen sind sensible Daten.“Sie rät Verbrauche­rn, auf die Nutzungsbe­dingungen zu achten. Dort sollte erklärt werden, wo Daten gespeicher­t werden und was mit ihnen geschieht.

„Wer Schmerzaus­löser kennt, kann achtsamer

mit ihnen umgehen“

Techniker-Chef

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