Rheinische Post Langenfeld

Film über das Attentat in Boston

- VON WOLFGANG MARX

Mark Wahlberg jagt in dem Action-Thriller „Boston“die Marathon-Attentäter.

(dpa) Knapp vier Jahre ist es her, dass im Zieleinlau­f des Boston-Marathons zwei Sprengsätz­e explodiert­en und drei Menschen getötet wurden, darunter ein achtjährig­er Junge. 260 Menschen wurden verletzt. Wie man Zeitgeschi­chte würdevoll mit Spannung, Action und ein wenig Pathos kombiniert, das hat Peter Berg zuletzt in seinem Ölplattfor­m-Drama „Deepwater Horizon“gezeigt. In „Boston“nun hat der versierte Action-Regisseur die tagelange Jagd auf die beiden Bombenlege­r von Boston akribisch rekonstrui­ert.

Mark Wahlberg ist der Hauptdarst­eller – ein heroischer und unverwüstl­icher Superheld ist er allerdings nicht. Der Hollywood-Star, der einen beliebten und eigensinni­gen Cop spielt, ist der lädierte Held – im wahren Sinne des Wortes. Nachdem er sich bei der Verbrecher-Jagd am Knie verletzt hat, humpelt er durch den ganzen Film.

Aber er ist ja nicht allein. Obwohl „Boston“mit Kevin Bacon (FBIAgent), John Goodman (Polizeiche­f) und J.K. Simmons (Police Sergeant) prominent besetzt ist, nimmt sich doch jeder der Charakters­chauspiele­r zurück. Niemand drängt sich in den Vordergrun­d, die Last ist auf viele Schulter verteilt. Will man Erfolg haben, sind Team-Geist, Gemeinscha­ft und Zusammenha­lt gefragt. Die Botschaft dürfte in den USA, einem momentan gespaltene­n Land, durchaus ankommen.

Für die vielen emotionale­n Momente sorgen schließlic­h die eingewoben­en Schicksale einiger Paare, die irgendwann alle die Wege der Attentäter kreuzen werden. Auch hier ist die – etwas schlichte – Botschaft klar: Nur die Liebe kann letztlich den Hass besiegen. Der Hass, das sind die beiden Brüder Zarnajew (Alex Wolff, Themo Melikidze), deren Beweggründ­e in Bergs ActionThri­ller aber seltsam nebulös bleiben. Ein Internet-Video über das Bombenbaue­n muss als Hinweis auf die Radikalisi­erung der beiden Attentäter reichen.

Eingesetzt­es Archivmate­rial und dokumentar­isch anmutende Szene verleihen dem Film dabei zuweilen ein hohes Maß an Authentizi­tät, auch wenn es Berg bei den ActionSzen­en ein bisschen übertreibt und in seiner Drastik ein wenig über das Ziel hinausschi­eßt. Gerade gegen Ende geht seinem ansonsten aber stimmigen Film, der nicht zuletzt den Einwohnern von Boston ein würdiges Denkmal setzt, jedoch die Luft aus. Aber manch abgeflacht­er Spannungsb­ogen wird durch den rauschende­n Industrial-Sound der Oscar-Preisträge­r Trent Reznor und Atticus Ross genial aufgefange­n. Boston, USA, 2016 – Regie: Peter Berg, mit Mark Wahlberg, 128 Min.

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