Eine WM als deutsche Meisterschaft
Die Kombinierer Johannes Rydzek, Eric Frenzel, Björn Kircheisen und Fabian Rießle belegen bei der WM in Lahti die ersten vier Plätze. Später gelingt Skispringerin Carina Vogt die Titelverteidigung. Heute sind die Skispringer an der Reihe.
LAHTI (sid) Erst stürmte Kombinierer Johannes Rydzek bei einem historischen Vierfachsieg zu Gold, wenige Stunden später holte auch Skispringerin Carina Vogt den WM-Titel: Die deutschen Wintersportler haben bei der nordischen Ski-WM in Lahti an einem goldenen Freitag kräftig abgeräumt und nach zwei Wettkampftagen die Führung im Medaillenspiegel übernommen.
Maßgeblichen Anteil daran hatten die „Dominierer“, die schon im ersten Wettbewerb alle Maßstäbe sprengten. Hinter Rydzek holte Eric Frenzel Silber, Björn Kircheisen gewann vor Fabian Rießle Bronze. „Wahnsinn! Einfach Wahnsinn! Das ist ein unglaublich schöner Tag“, sagte Rydzek, nachdem er in einem Wettkampf wie aus dem Märchenbuch seinen Titel von der Normalschanze erfolgreich verteidigt und das große Duell mit seinem kongenialen Teamkollegen Frenzel für sich entschieden hatte.
Der 25 Jahre alte Rydzek, der im Ziel 14,9 Sekunden Vorsprung auf den Olympiasieger hatte, zog mit seinem dritten WM-Titel mit Frenzel sowie Bundestrainer Hermann Weinbuch gleich. „Ich habe gemerkt, dass Johannes heute unglaublich stark war“, sagte Frenzel: „Ich habe alles gegeben und bin absolut zufrieden.“Routinier Kircheisen (+30,0) gewann am Freitag seine elfte WM-Medaille – mehr hat kein Kombinierer erreicht. „Ich habe immer an meine Chance geglaubt und bis zum Schluss gekämpft. Das ist traumhaft“, sagte der 33-Jährige. „Es ist besonders ärgerlich, wenn du als Vierter nur viertbester Deutscher bist“, sagte Rießle.
Einen Vierfach-Triumph bei einer WM hatte es seit der KombinationsSteinzeit nicht mehr gegeben, 1954 lagen fünf Norweger vorne. Die deutschen Ski-Mehrkämpfer hatten zuvor vier Doppelsiege gefeiert – zuletzt 2011 in Oslo durch Frenzel und Tino Edelmann. Im TeamWettbewerb am Sonntag (12 Uhr MEZ Springen/14.30 Staffel) ist der deutsche Vierer nun der wahrscheinlich größte Favorit, den es in der WM-Geschichte je gegeben hat.
Nur wenige Stunden später ließ Vogt die nächste Goldmedaille fol- gen. Die Titelverteidigerin segelte auf 98,5 und 96,5 m und siegte mit 254,6 Punkten knapp vor den favorisierten Japanerinnen Yuki Ito (252,6) und Sara Takanashi (251,5). Überfliegerin Takanashi muss somit weiter auf den ersten Einzeltitel ihrer Karriere warten.
„Das ist unglaublich, ich habe hier die besten zwei Sprünge im Wettkampf gezeigt. Ich habe so ge- kämpft auf der Schanze, ich kann es nicht fassen“, sagte Vogt, die nach Olympia 2014 und der WM 2015 auch beim dritten Großereignis in Folge Gold holte. Nach dem ersten Durchgang hatte die Schwäbin noch auf dem dritten Rang gelegen.
„Mir kommt es vor wie bei der Geschichte vom Hasen und dem Igel. Im Weltcup gewinnen immer die anderen, aber wenn es darauf an- kommt, ist Carina ganz vorne“, sagte Bundestrainer Andreas Bauer. Vogt hat in ihrer Karriere erst zwei Weltcups gewonnen, zuletzt vor zwei Jahren.
Vogts männliche Kollegen Stephan Leyhe und Andreas Wellinger stellten einen Tag vor der WM-Entscheidung von der Normalschanze ihre gute Form unter Beweis. Leyhe (Willingen) belegte am Freitag in der Qualifikation mit 96,0 Meter den vierten Rang, der gesetzte Wellinger (Ruhpolding) flog außer Konkurrenz sogar auf 98,5 Meter und stand damit die viertbeste Weite des Tages. Der ebenfalls vorqualifizierte Markus Eisenbichler (Siegsdorf) verzichtete nach starken Trainingsleistungen auf seinen Sprung. Das Finale findet heute um 16.30 Uhr statt. Und die Möglichkeit für einen goldenen Samstag ist für das DSVTeam durchaus da.