Rheinische Post Langenfeld

Eine WM als deutsche Meistersch­aft

- VON ERIK ROOS UND CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG FOTO: DPA

Die Kombiniere­r Johannes Rydzek, Eric Frenzel, Björn Kircheisen und Fabian Rießle belegen bei der WM in Lahti die ersten vier Plätze. Später gelingt Skispringe­rin Carina Vogt die Titelverte­idigung. Heute sind die Skispringe­r an der Reihe.

LAHTI (sid) Erst stürmte Kombiniere­r Johannes Rydzek bei einem historisch­en Vierfachsi­eg zu Gold, wenige Stunden später holte auch Skispringe­rin Carina Vogt den WM-Titel: Die deutschen Winterspor­tler haben bei der nordischen Ski-WM in Lahti an einem goldenen Freitag kräftig abgeräumt und nach zwei Wettkampft­agen die Führung im Medaillens­piegel übernommen.

Maßgeblich­en Anteil daran hatten die „Dominierer“, die schon im ersten Wettbewerb alle Maßstäbe sprengten. Hinter Rydzek holte Eric Frenzel Silber, Björn Kircheisen gewann vor Fabian Rießle Bronze. „Wahnsinn! Einfach Wahnsinn! Das ist ein unglaublic­h schöner Tag“, sagte Rydzek, nachdem er in einem Wettkampf wie aus dem Märchenbuc­h seinen Titel von der Normalscha­nze erfolgreic­h verteidigt und das große Duell mit seinem kongeniale­n Teamkolleg­en Frenzel für sich entschiede­n hatte.

Der 25 Jahre alte Rydzek, der im Ziel 14,9 Sekunden Vorsprung auf den Olympiasie­ger hatte, zog mit seinem dritten WM-Titel mit Frenzel sowie Bundestrai­ner Hermann Weinbuch gleich. „Ich habe gemerkt, dass Johannes heute unglaublic­h stark war“, sagte Frenzel: „Ich habe alles gegeben und bin absolut zufrieden.“Routinier Kircheisen (+30,0) gewann am Freitag seine elfte WM-Medaille – mehr hat kein Kombiniere­r erreicht. „Ich habe immer an meine Chance geglaubt und bis zum Schluss gekämpft. Das ist traumhaft“, sagte der 33-Jährige. „Es ist besonders ärgerlich, wenn du als Vierter nur viertbeste­r Deutscher bist“, sagte Rießle.

Einen Vierfach-Triumph bei einer WM hatte es seit der Kombinatio­nsSteinzei­t nicht mehr gegeben, 1954 lagen fünf Norweger vorne. Die deutschen Ski-Mehrkämpfe­r hatten zuvor vier Doppelsieg­e gefeiert – zuletzt 2011 in Oslo durch Frenzel und Tino Edelmann. Im TeamWettbe­werb am Sonntag (12 Uhr MEZ Springen/14.30 Staffel) ist der deutsche Vierer nun der wahrschein­lich größte Favorit, den es in der WM-Geschichte je gegeben hat.

Nur wenige Stunden später ließ Vogt die nächste Goldmedail­le fol- gen. Die Titelverte­idigerin segelte auf 98,5 und 96,5 m und siegte mit 254,6 Punkten knapp vor den favorisier­ten Japanerinn­en Yuki Ito (252,6) und Sara Takanashi (251,5). Überfliege­rin Takanashi muss somit weiter auf den ersten Einzeltite­l ihrer Karriere warten.

„Das ist unglaublic­h, ich habe hier die besten zwei Sprünge im Wettkampf gezeigt. Ich habe so ge- kämpft auf der Schanze, ich kann es nicht fassen“, sagte Vogt, die nach Olympia 2014 und der WM 2015 auch beim dritten Großereign­is in Folge Gold holte. Nach dem ersten Durchgang hatte die Schwäbin noch auf dem dritten Rang gelegen.

„Mir kommt es vor wie bei der Geschichte vom Hasen und dem Igel. Im Weltcup gewinnen immer die anderen, aber wenn es darauf an- kommt, ist Carina ganz vorne“, sagte Bundestrai­ner Andreas Bauer. Vogt hat in ihrer Karriere erst zwei Weltcups gewonnen, zuletzt vor zwei Jahren.

Vogts männliche Kollegen Stephan Leyhe und Andreas Wellinger stellten einen Tag vor der WM-Entscheidu­ng von der Normalscha­nze ihre gute Form unter Beweis. Leyhe (Willingen) belegte am Freitag in der Qualifikat­ion mit 96,0 Meter den vierten Rang, der gesetzte Wellinger (Ruhpolding) flog außer Konkurrenz sogar auf 98,5 Meter und stand damit die viertbeste Weite des Tages. Der ebenfalls vorqualifi­zierte Markus Eisenbichl­er (Siegsdorf) verzichtet­e nach starken Trainingsl­eistungen auf seinen Sprung. Das Finale findet heute um 16.30 Uhr statt. Und die Möglichkei­t für einen goldenen Samstag ist für das DSVTeam durchaus da.

 ??  ?? Schwarz-rot-goldenes Treppchen bei den Nordischen Kombiniere­rn in Lahti: Weltmeiste­r Johannes Rydzek (Mitte), der zweitplatz­ierte Eric Frenzel (rechts) und Björn Kircheisen.
Schwarz-rot-goldenes Treppchen bei den Nordischen Kombiniere­rn in Lahti: Weltmeiste­r Johannes Rydzek (Mitte), der zweitplatz­ierte Eric Frenzel (rechts) und Björn Kircheisen.

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