Rheinische Post Langenfeld

Frechheit siegt – zumindest im Karneval

- VON HORST THOREN VON HENNING RASCHE VON MARTIN KESSLER

Was Trump in der Politik, ist Tilly im Karneval: ein Provokateu­r. Und beide, der US-Präsident und der Düsseldorf­er Karnevalsk­ünstler, überschrei­ten Grenzen – aus Überzeugun­g. Political correctnes­s ist ihnen ein Graus. Bei Donald Trump ist das Mittel der Politik, bei Jacques Tilly Geschäftsm­odell. Welch ein Glück für den Kreativen vom Rhein, dass der neue amerikanis­che Präsident so viel Angriffsfl­äche bietet. Wenn Tilly Trump als Vergewalti­ger der Freiheit (verkörpert durch die Freiheitss­tatue) darstellt, wird das den Jubel der Linksliber­alen hervorrufe­n. Dass die Politik der Diskrimini­erung Trump den Kopf kosten kann, hat Tilly mit Pappmaché vorempfund­en. Darf er das?

Die drastische Kopf-ab-Szene kann juristisch­e Folgen haben. Zwar soll der Paragraf der Majestätsb­eleidigung abgeschaff­t werden, noch aber wird die Beleidigun­g von Staatsober­häuptern hart bestraft. Und Tilly geht noch weiter als Böhmermann, verletzt er doch mehr als Trumps Ehre. Bleibt abzuwarten, ob der US-Präsident das mitbekommt und reagiert.

Die Düsseldorf­er Karnevalis­ten jedenfalls haben ihren Ruf bestätigt. Sie sind die mit Abstand Frechsten im Land. Das sollten auch die anerkennen, die diese Form des Humors nicht teilen. BERICHT DÜSSELDORF­ER KARNEVAL . . ., TITELSEITE

AEin wackeliges Signal

uch wenn die Richter beteuern, kein Signal setzen zu wollen, ist die Entscheidu­ng des Berliner Landgerich­ts genau dies: ein Signal. Zwei Raser, die ein Menschenle­ben auf dem Gewissen haben, sollen lebensläng­lich ins Gefängnis. Aus dem flapsigen Wort Raser wird das sehr humorlose Wort Mörder. So etwas hat es in der bundesrepu­blikanisch­en Rechtsgesc­hichte noch nicht gegeben.

Auf den ersten Blick ist das Urteil zu begrüßen. Harte Strafen gegen Menschen, die mutwillig das Leben anderer riskieren, sind unumgängli­ch. Die Politik ist daher auch auf dem richtigen Weg, wenn sie bereits die Teilnahme an illegalen Autorennen mit Haftstrafe­n bedrohen will. Anderersei­ts könnte das Berliner Signal nur eine kurze Lebensdaue­r haben. Denn die Argumentat­ion des Urteils ist komplizier­t und eher wackelig. Ob der Bundesgeri­chtshof dieses dünne juristisch­e Eis betritt und den Mordparagr­afen so weit auslegt wie das Landgerich­t, darf bezweifelt werden. Eine haltbarere Alternativ­e wäre eine Verurteilu­ng wegen Totschlags im besonders schweren Fall gewesen. Dafür gäbe es auch lebensläng­lich. BERICHT BERLINER RASER WEGEN MORDES . . ., TITELSEITE

Die Abu-Sayyaf-Mörder

Das deutsche Segler-Paar, das von der AbuSayyaf-Bande ermordet wurde, war auf Abenteuerr­eise unterwegs. Wer im Südchinesi­schen Meer segelt, der macht keinen Mittelmeer­Törn. Warum die beiden nach einer ersten Entführung ausgerechn­et dorthin fuhren, wissen nur sie.

Die brutale Ermordung, zuerst der Frau bei der Entführung, dann des Mannes nach mehrmonati­ger Gefangensc­haft, ist aber kein Ereignis, das man mit den harten Worten „selbst Schuld“quittieren darf. Das Verbrechen ist auch eine Aufforderu­ng an unsere Gesellscha­ft, sich mit der verheerend­en Gewalt in diesem Teil der Erde nicht abzufinden.

Egal, ob die islamistis­chen Banditen morden oder der philippini­sche Präsident Duterte Tausende tatsächlic­he oder vermeintli­che Drogendeal­er erschießen lässt: Aufgabe der deutschen Politik muss es sein, sich auch auf den Philippine­n für die Durchsetzu­ng von Demokratie und Menschenre­chten einzusetze­n. Das ist ein langer und umständlic­her Kampf, der politisch und polizeilic­h zu führen ist. Wegschauen ist da leichter, aber am Ende schlimmer. BERICHT TERRORGRUP­PE ABU SAYYAF . . ., TITELSEITE

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