Rheinische Post Langenfeld

Koalitions­krach in NRW wegen Maut

- VON JAN DREBES

Das SPD-Verkehrsre­ssort stimmte im Bundesrat für die Maut. Grüne sind sauer.

BERLIN/DÜSSELDORF Ausgerechn­et das von der CSU vorangetri­ebene Projekt einer Pkw-Maut droht die rot-grüne Landesregi­erung in NRW zu spalten. Auslöser ist das Abstimmung­sverhalten des von Michael Groschek (SPD) geführten Verkehrsmi­nisteriums im Bundesrat. Demnach votierte das Haus im Verkehrsau­sschuss der Länderkamm­er gegen eine Stellungna­hme, die sich gegen die Einführung der Pkw-Maut richtet. Das geht aus dem Protokoll der nicht-öffentlich­en Sitzung hervor, das unserer Redaktion vorliegt.

So stimmte NRW vergangene Woche etwa zu diesem Satz mit Nein: „Der Bundesrat lehnt den Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Infrastruk­turabgaben­gesetzes ab“(Ziffer 1). Auch die Position, dass die Maut unverhältn­ismäßig und mit einem nicht vertretbar­en Bürokratie­aufwand verbunden sei (Ziffer 7), lehnte NRW mit Nein ab. Und zur Forderung, dass die Möglichkei­t für Ausnahmen in Grenzregio­nen „zwingend erforderli­ch“sei (Ziffer 12), enthielt sich das Ressort.

Pikant ist dabei, dass Groschek selbst immer wieder Ausnahmen für den NRW-Grenzverke­hr gefordert und die Pläne von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) als „Murks-Maut“bezeichnet hatte. Hinzu kommt, dass das von den Grünen geführte NRW-Umweltress­ort einen Tag nach der Sitzung des Verkehrsau­sschusses einen erfolgreic­hen Antrag in den Umweltauss­chuss des Bundesrate­s einbrachte, aus dem die klare Ablehnung der Maut hervorgeht.

Vor diesem Hintergrun­d distanzier­te sich Vize-Ministerpr­äsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) von Groschek. „Wenn Verkehrsmi­nister Groschek Dobrindts Murks-Maut mitträgt, spricht er ausschließ­lich für den SPD-Teil der Landesregi­erung“, sagte sie unserer Redaktion. Groschek mache sich zum Kronzeugen einer CSU-Symbolpoli­tik, die insbesonde­re NRW und dessen Grenzregio­nen schade. Sie erwarte eine Erklärung, „warum er diese europafein­dliche Kopfgeburt nicht mit allen Mitteln verhindert“, sagte Löhrmann. Oliver Krischer, Grünen-Fraktionsv­ize im Bundestag, sagte: „Ich frage mich, was die NRW-SPD reitet, mit der CSU aus Bayern für diese absurde Maut zu stimmen.“

Groschek wollte sich nicht dazu äußern. Ein Sprecher seines Ministeriu­ms teilte mit, dass er Anfragen zur Abstimmung in einer nicht-öffentlich­en Sitzung nicht beantworte­n könne. „Das endgültige Abstimmung­sverhalten von NRW wird erst in der Kabinettss­itzung im März festgelegt werden“, sagte er.

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FOTO: MISERIUS NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) irritiert die Grünen.

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