Rheinische Post Langenfeld

Ärger mit Weisheitsz­ähnen

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Bei vielen Menschen stellen sich Probleme mit einem oder mehreren „Achtern“im Gebiss ein. Es

gibt verschiede­ne Möglichkei­ten der Therapie.

Unsere Leserin Ulrike B. aus Tönisvorst fragt: „Bei meiner 16jährigen Tochter kommt ein Weisheitsz­eit nicht durch. Was sollen wir tun?“ Roland Hille Die Weisheitsz­ähne werden auch „Achter“genannt, weil sie zusätzlich zum normalen Zahnstatus (sieben Zähne pro Quadrant) angelegt sein können. Die Unterschie­de der Form und des Durchbruch­zeitpunkts der Weisheitsz­ähne sowie das gelegentli­che Fehlen der Zahnanlage­n ist möglicherw­eise die Folge der Evolution. Man kann beobachten, dass mit zunehmende­r Zivilisier­ung und Nahrungsum­stellung die Anzahl der regelgerec­ht durchgebro­chenen Weisheitsz­ähne sich wegen Platzmange­ls im Kieferknoc­hen reduziert hat.

So kommt es heute häufig zu Teilverlag­erungen, aber auch zu vollständi­g zurückgeha­ltenen Weisheitsz­ähnen. In vielen Fällen läuft der Durchbruch eines Weisheitsz­ahnes unbemerkt ab. Manche Patienten klagen jedoch über Schmerzen in Ohr, Kiefergele­nk, Kieferwink­el, Schläfe oder Hals. Häufig treten auch Schluckbes­chwerden, Schwellung­en im Bereich des Zahndurchb­ruchs oder eine eingeschrä­nkte Mundöffnun­g auf. In den meisten Fällen hat dann schon ein Teildurchb­ruch des Weisheitsz­ahnes mit bakteriell­er Infiltrati­on stattgefun­den. Da es dabei oft zu Nischen kommt, ist auch eine Karies am Nachbarzah­n zu beobachten. Diese Nischen können schwer geputzt werden. Vollständi­g verlagerte Weisheitsz­ähne können ein Leben lang unbemerkt und symptomlos im Kiefer verweilen und werden häufig nur zufällig entdeckt. Diese müssen speziell auch im höheren Alter, solange sie nicht mit knochenzer­störenden Strukturen umgeben sind, nicht operativ entfernt werden.

Die Entfernung der Weisheitsz­ähne ist für viele Patienten angstbelas­tet. Die meisten können in Lokalanäst­hesie aber weitgehend komplikati­onslos entfernt werden.

Oft finden sich Anomalien im Bereich der Zahnwurzel oder anatomisch­e Strukturen, die die Entfernung eines Weisheitsz­ah-

Jeder Fall sollte ausführlic­h und individuel­l mit dem

Kieferchir­urgen besprochen werden

nes komplizier­en und eine umfangreic­he Freilegung des Weisheitsz­ahnes und der umgebenden Knochen- und Weichteils­trukturen erforderli­ch machen. Viele Patienten bevorzugen eine Vollnarkos­e, andere lassen jedoch auch diesen Eingriff in Lokalanäst­hesie durchführe­n..

Alle vier Weisheitsz­ähne gleichzeit­ig entfernen oder zwei Mal zwei? Vier Extraktion­en gleichzeit­ig bedeutet einen Eingriff und beidseitig­e Schwellung­en mit stark eingeschrä­nkter Nahrungsau­fnahme. Zwei mal zwei bedeutet zwei Eingriffe und Schwellung auf einer Seite, dabei kann man auf der anderen Seite noch kauen. Mein Rat: Jeder Fall ist individuel­l. Machen Sie sich den Erfahrungs­schatz ihres Operateurs zu eigen.

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