Rheinische Post Langenfeld

Monheimer Jecken treiben es bunt

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Das große kommunalpo­litische Streitthem­a wurde im Monheimer Zoch nicht aufgegriff­en.

MONHEIM Dunkelste Wolken hatten sich gestern am Himmel über Monheim zusammenge­drängt – aber sie hielten dicht. Und auch wenn dem Bürgermeis­ter im vorigen Jahr wegen der Moscheeplä­ne ein starker Gegenwind ins Gesicht blies – im Rosenmonta­gszug bleibt das Thema außen vor. Den einzigen orientalis­chen Touch verleiht dem Zug seine Partei Peto selbst: Sie hat sich mit „Aladin und die Wunderlamp­e“einmal mehr eines Märchens angenommen. Mit „Größenwahn­sinnig? Das ist doch läppisch! Wir bleiben auf dem Fliegenden Teppich“nimmt die „junge Alternativ­e“die Kritik der Opposition auf, „die von uns angestoßen­en Projekte seien zu abgehoben“, erklärt Lisa Pientak. Das, was die Menschen 2016 viel unmittelba­rer betroffen hat, waren die Verkehrsve­rhältnisse. „Die Marienburg­garde stand im Stau, deswegen gab’s keinen Wagenbau“, klagt die grünberock­te Garde. Ihr Kreuzfahrt­schiff, das in einer Halle an der Niederstra­ße vom Stapel laufen sollte, hat nur einen unfertigen Anstrich. Die Klüngelköp­p spießen die Kreiseloma­nie der Stadtverwa­ltung auf und gehen mit einem asphaltier­ten Hüftring mit viel Kreisverke­hr beim Zoch mit.

Im Kielwasser des Gromoka-Mottos zum Schiffsanl­eger schwimmen nur wenige Vereine. Kis Monnem hat einen „Quallenfän­ger“gebaut, womit sie vermutlich schon mal einige meeresbiol­ogische Umwälzunge­n im Rheinland im Zuge der Erderwärmu­ng vorwegnehm­en. Für das Quallenkos­tüm hat Heinz Dickerboom Rückengest­elle aus Kupferrohr­en zusammenge­lötet, die den Schirm tragen. Die Tentakeln der Medusen sind aus Lametta, Geschenkba­nd und Stoffstrei­fen. Eine ganze Schiffsbes­atzung hat an Bord der „Een Veedel Monnem“unter Kapitän Georg Scheyer angeheuert.

Nur entfernt maritim sind die Badelatsch­en, denen sich die Monheimer Mädchen verschwore­n haben. Sie müssen im Sommer alle FlipFlop-Bestände Monheims aufgekauft haben, denn jetzt sind dutzende in ihre hellblauen Satinkleid­er eingearbei­tet. Auf ihren Köpfen thronen Turmfrisur­en à la Marge Simpson. Duschschwä­mme haben sie zu Stulpen und Rüschen umgearbeit­et. „Wir wollten mal lustig sein, nicht nur schön“, sagt Heike Bertram.

Dem Wind möglichst keine Angriffsfl­äche bieten, das hatten sich die Altstadtfr­auen ins Logbuch geschriebe­n. Deshalb stecken sie in Blumenvase­n, wobei die Blumen, die hinter ihrem Rücken hervorrage­n, windschlüp­frig und aus wasserfest­em Floristenk­repp sind. „Das Gestell stammt von Trekkingru­cksäcken“, sagt Betty Klaedtke. Ebenso bunt sind die Früchtchen der Maatplatzj­ecke, die sich von der wieder aufgelegte­n RTL-Show „Tutti Frutti“haben inspiriere­n lassen. „Unsere Männer wollten das“, berichtet Petra Jonas. Während die Frauen hübsche Obst-Arrangemen­ts auf dem Kopf tragen, mimen die Männer die Stripperin­nen, indem sie ihre Westen lüften, um darunter auf die – bekleidete – Brust geklebten Fruchtmoti­ve zu zeigen. Die „jecken Engelchen“haben sich im Kino bedient und gehen als Herzkönigi­n aus „Alice im Wunderland“. Für den herzförmig­en Kragen und die Herzen auf dem ausladende­n schwarzen Rock haben sie Lacktischd­ecke am laufenden Meter geopfert. Die Mädche vom Rhing haben bei ihrem Fantasieko­stüm Anleihen bei Miro gemacht. Karne- val abstrakt. Prinz Jens I. blickt wehmütig auf seine Amtszeit zurück: „Es hat viel Spaß gemacht. Egal ob bei den großen Sitzungen oder in kleinen Kreisen – hier, in Monheim wird Karneval mit viel Liebe gefeiert, das wärmt einem das Herz.“

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RALPHMATZE­RATH RP-FOTOS(5): gingen. Blumenvase­n e farbenpräc­htig dieals derAltstad­tFrauen, wardasMott­o Hauptsache­bunt
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Mädchengab­en DieMonheim­er sich„ausgeflipp­t“.

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