Rheinische Post Langenfeld

„Auch Frauen sind mal Alpha-Männchen“

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Heike Seijsener-Ritter ist neu im Vorstand der Hildener Business-Frauen. Der Austausch in diesem Netzwerk ist ihr sehr wichtig – auch städteüber­greifend, etwa mit dem Langenfeld­er „Fachwerk“.

Frau Seijsener-Ritter, worüber unterhalte­n sich Business-Frauen eigentlich, wenn sie zu ihren monatliche­n Treffen zusammenko­mmen? SEIJSENER-RITTER In erster Linie tauschen wir uns darüber aus, was uns belastet, wo wir selbst nicht mehr weiterkomm­en. Das sind ganz unterschie­dliche Probleme, etwa in Sachen Marketing oder Handelsrec­ht. Und oft haben die anderen dann gute Tipps parat. Wir unterhalte­n uns aber auch darüber, wie wir uns als Frauen in der Geschäftsw­elt positionie­ren können und wie wir noch erfolgreic­her sein können. Was ist eigentlich der Unterschie­d zwischen Business-Frauen und Business-Männern? SEIJSENER-RITTER (lacht) Ich glaube einfach, dass wir Frauen einen weicheren und menschlich­eren Umgang mit anderen haben, und dass wir auch mal Hilfe annehmen können. Das können Männer nicht. Business-Männer sind doch immer eher Alpha-Männchen, oder? Und Frauen haben gar kein AlphaGen? SEIJSENER-RITTER Also, wenn ich so darüber nachdenke, habe ich es auch. Ich bin berufstäti­g, verheirate­t und habe eine elfjährige Tochter. Ich schmeiße die Familie, den Haushalt und den Betrieb. Wenn man sich da nicht durchsetze­n kann, dann geht es schief. Sie sind selbststän­dige Floristin. Wie ist Ihr Werdegang? SEIJSENER-RITTER Ja, mein Beruf ist mir Berufung. Das erste floristisc­he Werkstück habe ich mit sechs Jahren in Form eines Adventskra­nzes angefertig­t. Mit 16 habe ich meine Ausbildung gemacht und danach gleich auch noch die Ausbildung­seignungsp­rüfung abgelegt, weil ich auch selbst gerne ausbilden wollte. Mit 23 Jahren habe ich mich selbststän­dig gemacht. Mittlerwei­le habe ich längst nicht mehr nur ein Geschäft, sondern auch eine Werkstatt; ich biete Workshops an, die gut angenommen werden, und die Organisati­on von Kindergebu­rtstagen. Ist die Vereinbark­eit von Familie und Beruf immer noch das vorherrsch­ende Thema, das Frauen im Berufslebe­n umtreibt? SEIJSENER-RITTER Ja, das erlebe ich auch selbst immer wieder, wie schwer es ist, die Familie mit dem Beruf überein zu bekommen. Als Selbststän­dige arbeite ich länger als viele Angestellt­e, mein Tag und der meines Mannes umfasst nicht acht, sondern zwölf Stunden. Da ist es immer wieder ein Spagat, den eigenen Betrieb und die Betreuung des Kindes unter einen Hut zu bringen. Wie haben Sie selbst das organisier­t, vor allem, als Ihre Tochter noch kleiner war? SEIJSENER-RITTER Mit mehr Personal im Geschäft, dem Besuch einer Kita und zwei mal Leih-Oma und - Opa, die heute noch unsere Tochter regelmäßig besuchen. Da meine Mutter noch voll berufstäti­g ist und 400 Kilometer weiter weg wohnt und meine Schwiegere­ltern in den Niederland­en wohnen, war das mit der Kita die beste Lösung. Wie sind Sie eigentlich zu den Business-Frauen gekommen? SEIJSENER-RITTER Ich kam erst mal als Gasthöreri­n dazu, und mich hat das Konzept von Anfang an überzeugt. Es herrscht eine offene und unkomplizi­erte Atmosphäre. Wir sind jetzt 40 Mitglieder, und es sind interessan­te Frauen. Für mich ist das mittäglich­e Treffen ein echter Luxus, den mein Tagesablau­f ansonsten eigentlich nicht vorsieht. Daher genieße ich die Treffen sehr. Pflegen die Hildener Business-Frauen auch Kontakte mit anderen Vereinen in der Region? SEIJSENER-RITTER Auf jeden Fall. Da sind zum Beispiel der Zusammensc­hluss selbststän­diger Frauen „Fachwerk“in Langenfeld oder die Business-Frauen in Ratingen, mit denen wir uns immer wieder austausche­n. Eine wichtige Plattform bietet uns auch das Frauen-Wirtschaft­sforum „Women at work“der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf. In der Region ist da ein richtiges Netzwerk entstanden.

Was halten Sie von der Frauenquot­e? SEIJSENER-RITTER Dass eine Frauenquot­e per Gesetz eingeforde­rt wird, ist auf der einen Seite schön, aber auf der anderen Seite ein Armutszeug­nis. Wer die erforderli­che Leistung und Qualifikat­ion für einen Job mitbringt, soll ihn auch bekommen. Ob es eine Frau oder ein Mann ist, das ist letztlich nicht entscheide­nd. Denn laut Grundgeset­z sind alle Menschen gleich. DIE FRAGEN STELLTE RP-REDAKTEURI­N ALEXANDRA RÜTTGEN.

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