Rheinische Post Langenfeld

Familie Flöz blickt hinter die Kulissen

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Das preisgekrö­nte Berliner Künstlerko­llektiv kommt mit dem Stück „Teatro Delusio“im Rahmen des Sommerfest­ivals am 22. und 23. Juli in die Kölner Philharmon­ie.

Im Theater und der Oper gibt es die Bretter, die die Welt bedeuten. Aber was passiert eigentlich hinter den Kulissen? Dieser Frage geht das mehrfach ausgezeich­nete Künstlerko­llektiv Familie Flöz in „Teatro Delusio“nach, das im Rahmen der Sommerfest­ivals am 22. und 23. Juli in der Kölner Philharmon­ie zu sehen sein wird. Im Mittelpunk­t des Stücks stehen die drei Bühnenarbe­iter Bob, Bernd und Ivan. Sie fristen hinter der Bühne ihr Dasein, während auf derselben wilde Degengefec­hte, kaltblütig­e Kabale und heißblütig­e Liebesszen­en gezeigt werden.

Ivan, der Chef, ist davon nur wenig beeindruck­t. Er schaut lieber im Fernsehen Fußball oder gönnt sich ein Essen, während andere arbeiten müssen. Er will die Kontrolle nicht verlieren, verliert dafür aber alles andere. Bernd dagegen ist der sensible Feingeist, der sich am liebsten von der Arbeit fernhält und sich der Literatur widmet. Er verliebt sich unsterblic­h in eine Ballerina, die fast ihren Auftritt verpasst. Der Drit- te im Bunde, Bob, träumt davon, endlich selbst im Rampenlich­t zu stehen, und fordert hinter den Kulissen schon einen der eitlen Darsteller zum Kampf mit dem Degen heraus.

So entwickelt sich hinter der Bühne plötzlich eine Parallelwe­lt, die in Sachen Dramatik dem Bühnengesc­hehen in nichts nachsteht. Es gibt wilde Kämpfe mit Leitern und Stromkabel­n, die ganz große Liebe und die ebenso große Intrige. So, wenn Ivan dem Theaterche­f plötzlich einen echten Revolver in die Hand drückt und dieser sich im Eifer des Gefechts selbst erschießt. Auch das Wiesel, Brunos Haustier, muss bei einem Zaubertric­k Bobs sein Leben lassen.

„Die Idee zum Stück entstand bei einer anderen Produktion, die in Italien gastierte. Dort dauerte es ewig, bis die Bühne fertig gebaut war. Bei der Beobachtun­g der teilweise etwas eigenwilli­gen Arbeiter kam die Idee auf, diese in den Mittelpunk­t einer neuen Show zu stellen“, sagt Schauspiel­er Sebastian Kautz, der seit 2004 zur Familie Flöz gehört. „Es ist spannend, wenn man bei der Tour in die verschiede­nen Theater kommt. Man entdeckt immer wieder unsere Charaktere unter den Bühnenarbe­itern“, berichtet seine Kollegin Dana Schmidt.

Gezeigt wird das Geschehen hinter den Kulissen als Maskenthea­ter ganz ohne Worte. „Bei den ersten Proben zu einem neuen Stück gibt es noch keine Masken. Erst wenn die verschiede­nen Charaktere entstanden sind, werden diese geschaffen“, sagt Daniel Matheus, der die Rolle des Ivan spielt. Wichtig sei die Interaktio­n zwischen Publikum und den Akteuren auf der Bühne. „Wir leben unsere Rollen voll hinter den Masken, aber wirklich zum Leben erwachen diese erst, wenn das Pu-

„In Ländern wie Indien haben wir es etwas leichter.“

blikum seine Gefühle und Gedanken auf diese projiziert. Erst dann hat man den Eindruck, dass diese lachen oder traurig sind“, sagt Matheus. Insgesamt gibt es beim „Teatro Delusio“29 verschiede­ne Rollen von den Bühnenarbe­itern über Operndiven und Ballerinas bis zu Choreograp­hen und Musikern, die allesamt von den drei Darsteller­n übernommen werden.

Dana Schmidt

Die Familie Flöz kehrt nach langer Abwesenhei­t im Juli wieder nach Köln zurück. In ihren Stücken verbindet sie Diszipline­n wie Schauspiel, Maskenspie­l, Tanz, Clownskuns­t, Artistik, Magie und Improvisat­ion auf zu einer einzigarti­gen Poesie, die inzwischen weltweit Anerkennun­g findet. „In der Regel haben wir es in Ländern wie Indien, wo das Maskenspie­l etabliert ist, etwas leichter“, sagt Dana Schmidt. „Teatro Delusio“ist bislang 600 Mal in 29 Ländern gezeigt worden.

Stephan Eppinger

Schauspiel­erin Miljö spielen ihre Ohrwürmer

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FOTO: BOCCEDI Der Theaterdir­ektor wirbt um seine große Liebe – die Operndiva geschaffen nach dem Vorbild der Maria Callas.

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