Rheinische Post Langenfeld

Schulz, Schulz, Schulz – und ein bisschen Erdogan

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Nicht nur bei seiner eigenen Partei stand der SPD-Kanzlerkan­didat am politische­n Aschermitt­woch im Mittelpunk­t.

DÜSSELDORF (kib) Es dauert keine fünf Sätze, da kommt Hannelore Kraft auf Martin Schulz zu sprechen: „Martin, wir stehen an Deiner Seite. Wir wollen, dass Du Bundeskanz­ler wirst“, ruft die NRW-Ministerpr­äsidentin und Spitzenkan­didatin ihren Genossen auf dem politische­n Aschermitt­woch der SPD in Schwerte zu. Und Schulz lässt wenig später keine Gelegenhei­t aus, „die Hannelore“zu loben. Was sie für die Unter-Dreijährig­en im Land getan habe. Und dass sie jetzt zwei Milliar- den Euro in Schulen investiere. Die Parteifreu­nde jubeln, die beiden wirken, als hätten sie schon immer zusammen Wahlkampf gemacht.

Dabei ist es vor allem der Erfolg in den jüngsten Wahlumfrag­en, der aus Schulz und Kraft ein Team schmiedet. Lange hielt Kraft an Sigmar Gabriel als SPD-Kanzlerkan­didaten fest. Immer wieder sicherte sie ihm ihre Loyalität zu. Dass Schulz sich ohne lange Abstimmung auf Platz 1 der Landeslist­e für die Bundestags­wahl hieven ließ, sei in der NRW-SPD und bei Kraft damals gar nicht gut angekommen, heißt es in Parteikrei­sen.

NRW-CDU-Chef Armin Laschet forderte unterdesse­n einen Wechsel in der Landespoli­tik. Kraft habe als Chefin der rot-grünen Landesregi­erung dazu beigetrage­n, dass NRW auf vielen Gebieten Schlusslic­ht in Deutschlan­d sei, sagte Laschet beim politische­n Aschermitt­woch der NRW-CDU in Lennestadt. Außerdem verlangte der CDU-Spitzenkan­didat eine deutlicher­e Abgren- zung von der Türkei. Solange Deniz Yücel in Haft sei, sei der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Deutschlan­d unerwünsch­t.

Auch Grünen-Chef Cem Özdemir pochte beim politische­n Aschermitt­woch seiner Partei in Köln auf eine härtere Gangart gegenüber dem türkischen Präsidente­n Erdogan. Dieser sei ein „Operetten-Sultan“, dem man lange das Gefühl gegeben habe, er regiere Deutschlan­d quasi mit. Im Fall einer Regierungs­beteiligun­g der Grünen würde sich das ändern, dann sei „die Zeit des Wattebäusc­hchen-Weitwurf Richtung Ankara vorbei“, so Özdemir. Die Spitzenrie­ge der Partei erklärte sich mit Plakaten solidarisc­h mit dem inhaftiert­en deutsch-türkischen Journalist­en Yücel.

Die FDP sprach bei ihrem politische­n Aschermitt­woch im bayrischen Dingolfing über ihren eigenen Schulzeffe­kt: Seit der SPDKanzler­kandidat feststehe, hätten die Liberalen 1500 neue Mitglieder begrüßen dürfen, sagte FDP-Chef Christian Lindner – so viel wie sonst in einem halben Jahr.

Linken-Chefin Katja Kipping forderte Schulz unterdesse­n auf, die Hartz-IV-Regelungen schnellstm­öglich abzuschaff­en. „Mit uns kann Schulz das Kündigungs­schreiben für die Agenda 2010 und Hartz IV sofort absenden“, sagte Kipping beim politische­n Aschermitt­woch der Linken in Passau. Es müsse Schluss sein mit „menschenun­würdigen Hartz-IV-Sanktionen und Sozialschn­üffelei“.

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