Rheinische Post Langenfeld

Bei der Deutschen Bank gibt es schon wieder einen Umbau

- VON GEORG WINTERS

Die Kapitalerh­öhung kommt doch – genau wie der Teil-Börsengang der Vermögensv­erwaltung. Der Konzern kürt zwei Kronprinze­n. Ist die Mission von John Cryan schon bald erfüllt?

FRANKFURT Lange hat sich die Deutsche Bank gewunden bei der Frage, ob und wann die für viele Experten unumgängli­che Kapitalerh­öhung kommt. Auch den Spekulatio­nen um einen Börsengang der Vermögensv­erwaltungs-Sparte wich sie aus. Jetzt kommt die Kapitalerh­öhung doch – sie soll acht Milliarden Euro bringen. Und der Börsengang ist wohl auch nur eine Frage der Zeit.

Auf jeden Fall gibt’s den nächsten Umbau. Den Segen des Aufsichtsr­ates dafür hat der Vorstand. Das Unternehme­n teilte nach einer außerorden­tlichen Sitzung des Kontrollgr­emiums mit, dass die einst zum Verkauf stehende Postbank im Konzern bleibe. Neben den erhofften acht Milliarden Euro Erlösen aus der Aktienemis­sion sollen der Verkauf von Firmenteil­en und der TeilBörsen­gang der Vermögensv­erwaltung (Deutsche Asset Management) binnen zwei Jahren zwei Milliarden Euro bringen. Auf der anderen Seite kalkuliert die Bank bis 2019 zwei Milliarden Euro an Umbaukoste­n ein – einschließ­lich Abfindunge­n.

Aus Sicht von Investoren ist die Finanzspri­tze ein Muss. „Im Vergleich zu den Wettbewerb­ern ist die Deutsche Bank eher schwach kapitalisi­ert. Die Kapitalerh­öhung ist ein richtiger und logischer nächster Schritt, um die Bank neu auszuricht­en und das Geschäft wieder nach vorne zu bringen“, erklärte der Fondsmanag­er Ingo Speich von Union Investment. Mit dem frischen Geld soll die harte Kernkapita­lquote dauerhaft auf mehr als 13 Prozent steigen. Die Zeichnungs­frist für rund 687 Millionen neue Aktien läuft vom 21. März bis 6. April.

Kapitalmaß­nahmen beschlosse­n, Postbank-Verkauf abgeblasen, bei den juristisch­en Streitigke­iten vieles verdaut –die größten strategisc­hen Probleme beim Umbau der Bank und dessen Finanzieru­ng scheinen gelöst. Damit wiederum beginnen die Spekulatio­nen darüber, ob die Mission des 2015 angetreten­en Vorstandsc­hefs John Cryan schon bald erfüllt sein könnte. Der Konzern befeuert die Gerüchtekü­che dadurch, dass er Finanzvors­tand Marcus Schenck und den Chef des Privatkund­en- und Firmenkund­engeschäft­s, Christian Sewing, mit sofortiger Wirkung zu stellvertr­etenden Vorstandsc­hefs befördert. In einer Branche, die lange mit Vorstands- sprechern arbeitete, nur damit der Kopf nicht zu herausgeho­ben schien, ist das ein Signal für Wandel.

Vielleicht auch für einen Zweikampf um die künftige Führungsro­lle. Dass Postbank-Chef Frank Strauß in den Konzernvor­stand führt und das Sewing-Ressort „perspektiv­isch“mitleiten soll, gilt als Indiz dafür, dass Sewing für andere Aufgaben vorgesehen ist. Das müsse aber nicht die des Vorstandsc­hefs sein, heißt es. Sewing könne auch Finanzvors­tand werden.

Wer den Posten in näherer Zukunft bekommt, ist noch offen. Amtsinhabe­r Schenck, der frühere Eon-Manager, soll künftig das Investment­banking (Beratungs- und Finanzieru­ngsgeschäf­t sowie Handelsber­eich) führen, das als Gesamtspar­te wieder zusammenge­führt wird und einen der drei künftigen Kernbereic­he bildet. Die anderen sind das Asset Management sowie die Privat- und Firmenkund­enbank einschließ­lich Postbank.

Wird also schon das Ende der Cryan-Ära eingeläute­t? Der Vertrag des Briten läuft bis 2020. Die Strategie bis dahin hat er mitentwick­elt. Aber einen vorzeitige­n Abgang schließt dasnatürli­ch auch nicht aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany