Rheinische Post Langenfeld

KOMMENTAR

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An der Sturheit gescheiter­t

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende werden sich die BayerBosse gedacht haben, als sie gestern um 14.48 Uhr den Rauswurf ihres Trainers Roger Schmidt bekanntgab­en. Durch das 2:6 am Tag zuvor beim BVB – die dritte Pflichtspi­elpleite in Serie und insgesamt die bereits elfte in der Bundesliga – war eine Weiterbesc­häftigung des 49-Jährigen nicht mehr zu rechtferti­gen: Nicht vor dem Aufsichtsr­at des Werksverei­ns und auch nicht vor den eigenen Fans. Durch seine verwirrend­en Aussagen nach dem Debakel in Dortmund hatte Schmidt sich keinen Gefallen getan. Einen „guten Schritt in die richtige Richtung“sowie einen „sehr guten Auftritt“seines Teams wollte der ehemalige Salzburger Coach gesehen haben. Eine Einschätzu­ng, mit der der seit 2014 bei Bayer 04 beschäftig­te Trainer am Ende ziemlich alleine dastand. Schließlic­h konnten die defensiv planlos wirkenden und offensiv über weite Strecken ungefährli­chen Leverkusen­er von Glück sprechen, dass Dortmund das Ergebnis nicht noch höher gestaltete. Unterm Strich muss festgehalt­en werden, dass Schmidt mit seiner Spielphilo­sophie bei Bayer 04 gescheiter­t ist. Der Fußballleh­rer, der 2007 noch in der Verbandsli­ga trainierte, muss sich zudem vorwerfen lassen, zu lange am 4-2-22-System mit zwei hochstehen­den Außenverte­idigern festgehalt­en zu haben. Einen „Plan B“konnte der 49-Jährige in dieser Spielzeit nicht vorweisen. Das sture Beharren auf der von ihm favorisier­ten Spielidee des „Überfall-Fußballs“nahmen hochklassi­ge Gegner wie zuletzt Atlético Madrid und jetzt Dortmund dankend zum Anlass, ihr Torekonto aufzubesse­rn. Dass Schmidt durchaus positive Momente als Bayer-Coach erlebt hat, lässt sich nicht allerdings nicht abstreiten. Vor allem in den Champions-League-Partien zeigte sich die Werkself oft von ihrer besten Seite, was Schmidts internatio­nalem Ansehen nicht geschadet haben dürfte. Um einen neuen Job muss sich der geschasste Trainer aber vorerst ohnehin nicht zwingend Gedanken machen. Sein Vertrag läuft noch bis 2019 – ihm winkt eine fürstliche Abfindung. Schmidt hatte zuletzt betont, dass er auch ohne den Fußball leben könne. Wie gut Bayer 04 ohne Schmidt leben kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Fest steht: Von einem Kader, der im Sommer mit über 40 Millionen Euro aus der Bayer-Kasse aufgepumpt wurde, darf mehr erwartet werden als Platz zehn nach 23 Spielen. Sebastian Bergmann

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