Rheinische Post Langenfeld

Bender: „Ziele sind außer Reichweite“

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach der Trennung von Trainer Roger Schmidt geht es für Bayer 04 darum, die verkorkste Saison mit dem Erreichen des internatio­nalen Geschäfts zu retten. Die Champions League hat Kapitän Lars Bender aber bereits abgehakt.

DORTMUND Erschöpft, frustriert und vermutlich auch desillusio­niert stand Lars Bender nach dem Schlusspfi­ff in den Katakomben der Dortmunder Arena. Der Kapitän der Werkself versuchte das wilde 2:6 (0:2) beim Tabellendr­itten irgendwie in Worte zu fassen – und kam zu dem Schluss: „Von der Einstellun­g her kann uns keiner einen Vorwurf machen.“Eine Einschätzu­ng, die in Ansätzen stimmen mag. An der Tatsache, dass Leverkusen bei einem vor der Saison noch als direkten Konkurrent­en um die Verfolgerr­olle des FC Bayern München auserkoren­en Klub klar unterlegen war, ändert das aber nichts.

Der 27-Jährige Werkself-Kapitän fand trotz des Lobes für die kämpferisc­he Leistung auch klare Worte. Er sagte: „Die Champions League ist weg. Und so, wie wir uns in den letzten Wochen präsentier­t haben, hätten wir sie auch nicht verdient.“Das Anspruchsd­enken sei vor der Saison ein anderes gewesen, erklärte er. Jetzt seien die Ziele außer Reichweite. „Wir dürfen die Augen nicht vor der Situation verschließ­en, in der wir uns befinden.“

38 Gegentore in 23 Partien hat der Werksklub in dieser Spielzeit bereits kassiert. In der vergangene­n Saison waren es insgesamt nur 40. „Wir machen zu viele Fehler“, stellte Bender fest. „Über weite Strecken bekommen wir es gut geregelt, aber wir haben immer wieder Aussetzer dabei, die es kaputtmach­en. Das zieht sich durch die Saison“, klagte der gebürtige Rosenheime­r.

Dass Leverkusen beim heimstarke­n BVB, der nun 32 Bundesliga­Spiele in Folge zuhause ungeschlag­en ist, am Ende chancenlos war, liege auch an der schwachen Defen- sivleistun­g bei Standardsi­tuationen, erklärte Bender. Das habe der Werkself „das Genick gebrochen“. Bender: „In der ersten Halbzeit waren wir gar nicht so schlecht im Spiel. Nach dem 1:2-Anschlusst­reffer hatten wir das Gefühl, etwas bewegen zu können.“Den Spielverla­uf beschrieb er als „unglücklic­h“.

Teamkolleg­e Ömer Toprak, der bei seinem künftigen Arbeitgebe­r eine Angriffswe­lle nach der anderen auf sich zurollen sah, zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis. Doch auch er stellte sich vor das Team und hob die positiven Aspekte heraus. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass uns Dortmund vier Tore überlegen war“, sagte der türkische Nationalsp­ieler. Das Duell mit dem BVB sei „komisch“gewesen. „Wir haben gemacht, getan, gekämpft, sind zweimal zurückgeko­mmen“, sagte Toprak. „Aber wir haben relativ einfa- che Tore kassiert, darunter wieder zwei nach Standards. Ein altes Problem, an dem wir weiter arbeiten müssen.“

Kevin Volland, dessen beste Aktion des Spiels zum 1:2-Anschlusst­reffer führte, hatte zu der Leverkusen­er Anfälligke­it nach Ecken und Freistößen eine klare Meinung. „Jeder einzelne muss seine Aufgabe gewissenha­ft erledigen, dann kann man das auch besser verteidige­n“, sagte der Angreifer. Jetzt über die die Europa League oder gar die Königsklas­se zu sprechen, wäre falsch, sagt Volland. „Wir haben andere Probleme und müssen schauen, dass wir konstanter spielen. Jeder will, aber in einigen Situatione­n macht der Kopf zu.“

Fest steht nach dem 2:6 in Dortmund auf jeden Fall eines: Auf den neuen Bayer-Coach wartet eine Menge Arbeit.

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FOTO: IMAGO Geknickter Kapitän, feiernde Dortmunder: „Die Champions League ist weg“, konstatier­te Lars Bender nach der 2:6-Pleite sichtlich frustriert.

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