Rheinische Post Langenfeld

Jäger: Wendt-Regel wird abgeschaff­t

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Faktische Freistellu­ngen von Gewerkscha­ftern wird es nicht mehr geben.

DÜSSELDORF (csh) Der nordrheinw­estfälisch­e Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) hat im Fall Rainer Wendt dienstrech­tliche Verwaltung­sermittlun­gen angekündig­t. „Wir wollen herausfind­en, wer wann welche Vereinbaru­ngen getroffen hat“, sagte der Minister gestern. „Die Details der Absprachen der Vorgängerr­egierung mit Wendt waren mir nicht bekannt. Es gibt offensicht­lich auch keine entspreche­nden Dokumente darüber“, so Jäger. Möglicherw­eise habe sich in der Verwaltung­spraxis etwas verselbsts­tändigt.

Wendt, der Bundesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), steht in der Kritik, weil er offenbar nicht nur von seiner Gewerkscha­ft, sondern auch aus Steuermitt­eln des Landes als Polizist bezahlt worden ist, ohne als solcher gearbeitet zu haben. Für seine Tätig- keit als Gewerkscha­fter war er anscheinen­d jahrelang freigestel­lt, kassierte aber trotzdem einen Beamtensol­d. Wer das weshalb genehmigte, sollen die Ermittlung­en klären. Wendt habe von seiner Polizeige-

Ralf Jäger (SPD) werkschaft aber kein sechsstell­iges Jahresgeha­lt bezogen, versichert­e eine Gewerkscha­ftsspreche­rin.

Jäger erklärte, dass es eine faktische Freistellu­ng wie bei Wendt nicht mehr geben werde. Deshalb werde er auch die Regelungen mit dem Landesvors­itzenden des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter, Sebastian Fiedler, und dem DPolGLande­schef Erich Rettinghau­s überprüfen lassen. Im Gegensatz zu Wendt seien die beiden Fälle aber anders zu bewerten. „Sie übernehmen für das Land wichtige Aufgaben im Personalra­t, sind Experten bei Anhörungen über Gesetzes-Veränderun­gen“, erklärte Jäger. In einem Erlass von 2014 sei extra für Fiedler bei seinem Amtsantrit­t geregelt worden, dass er „in vertretbar­em Maße“Raum für seine Gewerkscha­ftstätigke­it erhalte. Öffentlich­keit, Parlament und Landesregi­erung benötigten funktionie­rende Berufsverb­ände. „Es ist kaum vorstellba­r, dass man diese zeitintens­ive Tätigkeit nur nach Feierabend machen soll“, so Jäger. Deshalb solle man das Kind jetzt nicht mit dem Bade ausschütte­n. Leitartike­l

„Möglicherw­eise hat sich da in der Praxis etwas verselbsts­tändigt“

NRW-Innenminis­ter

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