Rheinische Post Langenfeld

Neuaufstel­lung im Verhältnis zur Türkei

- VON EVA QUADBECK VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER MEHR FLÜCHTLING­E, WENIGER . . ., SEITE A 3 VON DETLEV HÜWEL

Die Bundesregi­erung hat auf den Nazi-Vergleich des türkischen Präsidente­n klar reagiert – ohne sich dabei auf das Niveau Erdogans hinabzubeg­eben. Das war angemessen. Es wäre auch richtig gewesen, den türkischen Botschafte­r abermals einzubeste­llen, um nicht nur über die Medien, sondern auch im persönlich­en Gespräch deutlich zu machen, dass bei NaziVergle­ichen für Deutsche grundsätzl­ich eine Grenze überschrit­ten ist. Solche Parallelen bedeuten immer eine üble Verharmlos­ung der Gräueltate­n der Nazis.

Die Bundesregi­erung muss das deutsch-türkische Verhältnis nach der Abstimmung über die Verfassung­sänderung in der Türkei neu vermessen. Sollte Erdogan gewinnen, dann verändert sich das politische System der Türkei endgültig in eine präsidiale Autokratie. Für ein solches Staatsgebi­lde gelten andere Regeln im Umgang als mit Demokratie­n, denen man als Partner und Freund begegnet. Selbst wenn Erdogan verlieren sollte, werden die Deutschen nicht zur Tagesordnu­ng übergehen können. Es wird einer nüchternen Neu-Justierung bedürfen: Als NatoPartne­r bleibt die Türkei von großer Bedeutung. Als Teil der europäisch­en Wertegemei­nschaft hat sie sich verabschie­det. BERICHT MERKEL GEGEN AUFTRITTSV­ERBOTE, TITELSEITE

EDer Polizei vertrauen

s sind erfreulich­e Zahlen, die das nordrheinw­estfälisch­e Innenminis­terium gestern über die Kriminalit­ätsentwick­lung vorgelegt hat. Entgegen anders lautenden Meinungen ist die Zahl der Straftaten insgesamt im Land gesunken.

Eine Entwicklun­g, die sich jedoch nicht mit dem allgemeine­n Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g deckt. Trotz rückläufig­er Fallzahlen ist die Angst der Menschen, Opfer einer Straftat zu werden, so groß wie lange nicht mehr. Ein nicht geringer Teil macht die Zuwanderer dafür verantwort­lich. Nicht erst seit der Kölner Silvestern­acht setzt man Zuwanderun­g allzu oft mit Kriminalit­ät gleich; Nordafrika­ner gleich Straftäter. Im Gedächtnis haften bleiben meist diese negativen Extremfäll­e.

Natürlich begehen auch Zuwanderer Straftaten. Meist sind es aber Bagatellsa­chen wie Schwarzfah­ren, selten Kapitaldel­ikte. Die Zahlen aus der Kriminalit­ätsstatist­ik sprechen eine deutliche Sprache: Die Kriminalit­ät ist mit dem Flüchtling­szuzug nicht gestiegen. Man sollte diesen Angaben der Polizei auch mal Vertrauen schenken. BERICHT

Peinliche Affäre

Die Affäre um den Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft in NRW ist an Peinlichke­it kaum zu überbieten. Wie muss sich jemand fühlen, der nicht mehr zum Polizeidie­nst antreten braucht, aber weiterhin sein Gehalt bekommt – und obendrein von der Gewerkscha­ft bezahlt wird?

Rainer Wendt muss sich jetzt, nachdem all das bekanntgew­orden ist, nicht nur Raffgier vorhalten lassen, sondern er hat auch seine Glaubwürdi­gkeit verspielt. Dieser Mann kann nicht mehr glaubhaft Kritik an der rot-grünen Landesregi­erung üben (was er getan hat) oder sie in Schutz nehmen (was er ebenfalls getan hat). Wendt sollte einsichtig genug sein, um seiner Gewerkscha­ft einen letzten Dienst zu erweisen, und seinen Hut nehmen.

Auf der anderen Seite muss sich Innenminis­ter Ralf Jäger fragen lassen, wieso der Boss einer Kleingewer­kschaft jahrelang finanziell gepampert wurde. Da es sich um Steuergeld handelt, muss Jäger diesen Unfug schleunigs­t einstellen. Er mag diese fragwürdig­e Alimentati­on nicht erfunden haben, aber er hat sie geduldet. Und das ist schlimm genug. BERICHT JÄGER: WENDT-REGEL WIRD ABGESCHAFF­T, TITELSEITE

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