Rheinische Post Langenfeld

Partei stellt sich hinter Fillon

- VON CHRISTINE LONGIN

Den Präsidents­chaftskand­idaten der französisc­hen Konservati­ven belastet ein drohendes Ermittlung­sverfahren. Viele seiner Unterstütz­er haben sich abgewandt. Doch Fillon bleibt.

PARIS Es wurde in den vergangene­n Tagen eng für François Fillon. Die Affäre um die Scheinbesc­häftigung seiner Frau setzte dem Präsidents­chaftskand­idaten der französisc­hen Konservati­ven enorm zu. Etlich Parteikoll­egen wandten sich von ihm ab, forderten gar seinen Rücktritt. Doch der angeschlag­ene Kandidat hat den innerparte­ilichen Machtkampf für sich entschiede­n. Die Parteispit­ze stellte sich gestern Abend in einer Krisensitz­ung einstimmig hinter Fillon, wie ein Sprecher der Republikan­er mitteilte. ExRegierun­gschef Alain Juppé, der wiederholt als Alternativ­e zu Fillon genannt worden war, hatte bereits zuvor endgültig auf eine Kandidatur verzichtet. Fillon selbst appelliert­e an seine Parteifreu­nde, sich hinter ihn zu stellen.

Die Debatte über die Kandidatur Fillons sei beendet, sagte Teilnehmer­n zufolge der Präsident des politische­n Ausschusse­s der Republikan­er, Gerard Larcher. Dieser habe Fillon aufgeforde­rt, das konservati­ve Lager zu einen. Bis zum 17. März müssen alle Präsidents­chaftskand­i- daten formell bestätigt sein. Ende gut alles gut?

Am Morgen hatte es noch ganz anders ausgesehen: Was sich um 10.30 Uhr im Rathaus von Bordeaux abspielte, war der vorläufige Tiefpunkt eines Wahlkampfe­s, der an überrasche­nden Wendungen kaum noch zu übertreffe­n ist. Mit hängenden Schultern trat Alain Juppé vor die Presse, um anzukündig­en, dass er als Kandidat für die Präsidents­chaftswahl­en nicht zur Verfügung stehe. „Für mich ist es zu spät“, sagte der 71-Jährige mit finsterer Miene.

Zuvor hatte der Bürgermeis­ter von Bordeaux, der bei den Vorwahlen der Konservati­ven gescheiter­t war, ein düsteres Bild seiner Partei gezeichnet. Seine Kritik galt vor allem Fillon, dem Sieger der Vorwahlen. Juppé: „Seine Verteidigu­ngsstrateg­ie eines vorgeblich­en Komplotts und eines politische­n Mordes hat ihn in eine Sackgasse geführt.“

Nachdem Fillon am Mittwoch versichert hatte, trotz eines drohenden Ermittlung­sverfahren­s an seiner Kandidatur festzuhalt­en, wandten sich die Unterstütz­er reihenweis­e von ihm ab. Mehr als 300 Mandatsträ­ger kehrten ihm ebenso den Rücken wie sein Wahlkampfm­anager Patrick Stefanini.

Fillon, der in Umfragen mit rund 20 Prozent nur noch auf dem dritten Platz liegt, versammelt­e dennoch am Sonntag mehrere Zehntausen­d Demonstran­ten zu seiner Unterstütz­ung am Pariser Trocadéro. In seiner halbstündi­gen, kämpferisc­hen Rede entschuldi­gte er sich für den moralische­n Fehler, den er mit der Anstellung seiner Frau gemacht habe. Hinterher machte er in einem Fernsehint­erview deutlich, dass er nicht aufgeben will.

Angesichts der juristisch­en Schwierigk­eiten Fillons erschien Juppé, der Zweite der Vorwahlen, vielen Parteigröß­en als der bessere Kandidat. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass der frühere Regierungs­chef gleich in der ersten Wahlrunde auf 26,5 Prozent kommen würde – noch vor dem unabhängig­en Kandidaten Emmanuel Macron und der Rechtspopu­listin Marine Le Pen, die nun beide von der Krise der Republikan­er profitiere­n. „Ich danke denen, die mich kritisiert haben und nun in mir den Ausweg sehen“, bemerkte Juppé ironisch.

Der langjährig­e Favorit auf das Präsidente­namt, der im Gegensatz zu dem rechtskons­ervativen Fillon für einen gemäßigten Kurs steht, räumte jedoch seine eigenen Schwächen ein. „Die Franzosen wollen eine Erneuerung der Politik und die verkörpere ich nicht“, sagte der 71-Jährige. „Auch Beispielha­ftigkeit ist gefordert. Diese Forderung kann ich nicht erfüllen.“Juppé, der 2004 wegen Scheinarbe­itsverhält­nissen in seiner Zeit als VizeBürger­meister im Pariser Rathaus verurteilt worden war, versagte Fillon in seiner fünfminüti­gen Rede die Unterstütz­ung. Er kritisiert­e aber auch den soziallibe­ralen Macron, zu dem viele seiner Anhänger nun überlaufen dürften, für seine Unerfahren­heit.

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FOTO: ACTION PRESS Fillon spricht am Sonntag vor Anhängern in Paris.

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