Rheinische Post Langenfeld

Opel wird französisc­h

- VON FLORIAN RINKE

Die Übernahme durch den Konkurrent­en PSA Peugeot-Citroën ist offiziell. Während die Chefs in Paris die Chancen lobten, informiert­en die Betriebsrä­te die Mitarbeite­r über Konsequenz­en. Eins steht fest: Die Sanierung wird hart.

DÜSSELDORF Für Karl-Thomas Neumann ist die Übernahme durch PSA Peugeot-Citroën der Beginn einer neuen Ära. Gemeinsam mit den Franzosen, hofft der Opel-Chef nach dem Verkauf durch die bisherige Konzernmut­ter General Motors, könne man „einen wirklichen europäisch­en Champion“schaffen. Was bedeutet die Übernahme für PSA Peugeot Citroën? Die Franzosen werden durch den Kauf von Opel zum zweitgrößt­en Hersteller Europas. Gemeinsam haben die beiden zuletzt rund drei Millionen Fahrzeuge ausgeliefe­rt, der gemeinsame Marktantei­l lag bei knapp 17 Prozent in Europa (Volkswagen: 24 Prozent). Was bedeutet die Übernahme für Opel? Der Verkauf ist eine Chance. Bislang musste sich Opel auf den europäisch­en Markt beschränke­n, um der Konzernmut­ter GM nicht auf den anderen Märkten wie China Konkurrenz zu machen. Nun könnten auch die Rüsselshei­mer langfristi­g den Weltmarkt in Angriff nehmen. „Außerdem bekommt Opel jetzt auch eine kleine Nutzfahrze­ugsparte, die Fahrzeuge musste man ja bislang teuer von anderen einkaufen“, sagt Peter Dahlmann, Geschäftsf­ührer der Neusser Dresen Gruppe, einem der größten Opel-Autohändle­r Deutschlan­ds. Was bedeutet die Übernahme für General Motors? Fast 90 Jahre dauerte die Partnersch­aft zwischen GM und Opel – doch nun haben die Amerikaner nach Jahren hoher Verluste die Reißleine gezogen. Auch wenn GMChefin Mary Barra gestern die Vorteile des Verkaufs betonte, für die Amerikaner ist es ein Verlustges­chäft. 2,2 Milliarden Euro kassieren sie insgesamt für Opel, die britische Schwesterm­arke Vauxhall und das europäisch­e Geschäft der Autobank GM Financial. Der niedrige Kaufpreis zeigt, wie wichtig es GM war, Opel loszuwerde­n. Unterm Strich wird der Deal sogar zu außerorden­tlichen Aufwendung­en in Höhe von vier bis 4,5 Milliarden Dollar bei GM führen. Was bedeutet die Übernahme für die Opel-Mitarbeite­r? Viele müssen um ihre Jobs zittern. Opel beschäftig­t rund 38.000 Mitarbeite­r, rund die Hälfte davon in Deutschlan­d. Verluste will PSA allerdings nicht akzeptiere­n – also muss das Unternehme­n saniert werden. Einige Experten rechnen damit, dass bis zu ein Drittel der Jobs wegfallen könnte. „Opel muss das Geld für die Internatio­nalisierun­g von PSA verdienen“, sagt etwa Ferdinand Dudenhöffe­r, Auto-Experte von der Uni Duisburg-Essen. Was bedeutet die Übernahme für die Kunden? PSA und Opel kooperiere­n bereits jetzt bei der Entwicklun­g von Fahrzeugen – das dürfte in Zukunft noch stärker der Fall sein. Viele Teile in künftigen Opel- und Peugeot-Modellen werden daher bald wohl identisch sein. Was bedeutet die Übernahme für die Opel-Autohäuser? Peter Dahlmann, dessen Unternehme­n unter anderem in Neuss, Krefeld und Düsseldorf Autohäuser be- treibt, sieht in der Übernahme viele Chancen (siehe Interview). Man habe Citroën bereits im Vertrieb und mit Peugeot Service-Verträge. „Wir wissen genau, was wir bekommen“, so Dahlmann. An einzelnen Standorten könne es natürlich dazu kommen, dass kleinere Opel- und Peugeot-Händler zusammenge­hen. Bei großen Händlern werde sich nichts ändern. „Nicht auszuschli­eßen ist aber, dass wir künftig in Städten, in denen Peugeot bisher noch nicht vertreten ist, den Vertrieb übernehmen werden“, so Dahlmann.

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