Rheinische Post Langenfeld

Vom Arbeiterki­nd zum Staatsmann

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Die Doku „Mensch Schröder“zeichnet die Karriere des ehemaligen Bundeskanz­lers nach.

BERLIN (dpa) Dass zuletzt ein Sozialdemo­krat Bundeskanz­ler wurde, ist fast 20 Jahre her. Gerhard Schröder schaffte es 1998, die Ära von Helmut Kohl nach 16 Jahren CDU-Regierung zu beenden. Martin Schulz ist seitdem der dritte sozialdemo­kratische Kandidat, der versucht, ihm ins Kanzleramt nachzufolg­en, an dessen Gitterstäb­en Schröder schon in jungen Jahren gerüttelt haben soll. Manche sehen zwischen beiden durchaus Parallelen, die Herkunft aus bescheiden­en Verhältnis­sen zum Beispiel. Den sieben Jahren an der Regierung und dem Weg dahin widmet das ZDF die Dokumentat­ion „Mensch Schröder – Arbeiterki­nd, Staatsmann, Strippenzi­eher“.

Viele von Schröders politische­n Freunden und Gegnern kommen zu Wort: Jürgen Trittin zum Beispiel, Otto Schily und Renate Schmidt, die alle zu seinem Kabinett gehörten, Oskar Lafontaine, der dem Kabinett schon bald nicht mehr angehören wollte, Doris Schröder-Köpf, seine Noch-Ehefrau oder der heutige Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU), der Schröder immer mit ironischer Distanz kritisch beobachtet hat. „Er hat natürlich einen starken Geltungs- und Durchsetzu­ngswillen“, sagt er heute. Und das ist vielleicht sogar anerkennen­d gemeint.

Schröder schafft es nach ganz oben, aber er kommt von ganz unten, ein Kämpfer, den seine Kumpels im lippischen Bergland in Westfalen auf dem Fußballpla­tz „Acker“nennen. Einer, der die geg- nerischen Verteidige­r umdribbelt, sich nicht ausbremsen lässt und das Ding dann genau im Eck versenkt. Beim Kicken und Toremachen ist er in der 45-minütigen Doku von Florian Huber gleich mehrfach zu sehen. Fußball – das hat immer etwas Volkstümli­ches, so zeigt sich Schröder gerne.

Auch die Stasi wird früh auf ihn aufmerksam: „Gang lässig, Gestalt kräftig, Kleidung sauber, ordentlich“, liest Schröder vor der Kamera aus seiner Akte vor. „Trinkt gern und viel Bier, immer große Gläser“, notieren die Schnüffler. „Wahnsinn“, sagt Schröder.

Schröder ist auch der Medienkanz­ler, der Erste, der in die Show „Wetten dass..?“geht und dabei keine schlechte Figur macht. „Der hat geredet wie die Leute“, erzählt Thomas Gottschalk. Und auch dafür liefert der Film Beispiele.

„Mensch Schröder!“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) 1998 auf dem Europa-Parteitag der Sozialdemo­kraten in Saarbrücke­n mit typischem Accessoire – einer Zigarre, wahrschein­lich einer Cohiba.

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