Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­er radelt nach OP wieder schmerzfre­i

- VON MARTIN MÖNIKES

Neue Hüften oder Schultern können die Lebensqual­ität steigern – unabhängig vom Alter. Bruno Oberkirsch (84) ist ein Beispiel dafür.

LANGENFELD Bruno Oberkirsch (84) radelte viel und häufig, früher nicht nur vom Tulpenweg zu seinem Arbeitspla­tz bei Becker und Bernhard, sondern er tourte quer durchs Land. Das früher ebenfalls geliebte Wandern fiel ihm allerdings mit den Jahren immer schwerer. „Beim Radeln selbst war ich schmerzfre­i, aber dass Auf- und Absteigen waren qualvoll und ich wurde immer unsicherer“, so seine Erinnerung. Für ihn begann der Weg durch die Arztpraxen, um den Belastungs­schmerzen zu entkommen; Untersuchu­ngen, Medikament­e, unterschie­dliche Diagnosen. „Ich wollte nicht dauerhaft Schmerzmit­tel nehmen“.

Als die Vermutung im Raum stand, dass eine Hüft-Operation helfen könne, überwies ihn sein behandelnd­er Arzt an Dr. Ralf Kirchner, einen örtlichen Orthopäden, der als Belegarzt operiert. Der Eingriff erfolgte drei Wochen später im September 2015 in der Lukasklini­k, einige Wochen Reha am Ostseestra­nd, zwölf Wochen ging er an Krücken – jetzt radelt und läuft der Senior wieder schmerzfre­i durch die Stadt. „Ich würde es sofort wieder machen“, lautet sein Fazit. Mit seiner Krankenkas­se musste Oberkirch nicht sprechen, „das hat alles das Arzt-Sekretaria­t geregelt“. Hüft-OPs bei älteren Menschen rückten 2003 durch ein unglücklic­hes Zitat des inzwischen verstorben­en CDU-Politikers Philipp Mißfelder in ein zweifelhaf­tes Licht. Es warf die Frage auf, ob sie noch lohnten. Aktuell werden in Deutschlan­d mehr als 200.000 künstliche Hüften jährlich eingesetzt. „Das numerische Alter des Patienten spielt zunehmend eine untergeord­nete Rolle“, stellt Dr. Kirchner fest. „Ich sehe heute vermehrt aktive, ältere Patienten, die noch sehr selbstbest­immt leben und nur durch ein orthopädis­ches Krankheits­bild in ihrer Teilhabe und Lebensqual­ität eingeschrä­nkt sind.

Wenn die klassische­n Behandlung­sansätze nicht ausreichen, sollten erfahrene Ärzte auch in Zeiten zunehmende­r Regelungsa­nsätze weiter die Freiheit haben, alle Patienten weiter individuel­l in Rahmen der gesetzlich­en Krankenver­sicherung beraten und therapiere­n zu dürfen“.

Dazu kommt, dass bei „künstliche­n Hüften“die Operations­techniken und Narkosever­fahren immer schonender werden und auch ältere Patienten zunehmend weniger belasten. Außerdem ist zu bedenken, „dass die bei einer Hüfterkran­kung drohenden Bewegungse­inschränku­ngen den körperlich­en Alters-Abbau insgesamt beschleuni­gen.“Doch „altersabhä­ngige Leistungsb­eschränkun­gen“kennt das deutsche Gesundheit­ssystem trotz kon- trovers geführter Diskussion­en zur Finanzierb­arkeit von patienteng­erechter Therapie auf hohem Niveau und für alle noch nicht. „In Deutschlan­d ist die Hüftoperat­ion keine Frage der Bezahlbark­eit und des Alters, sondern allein der Indikation­squalität“, sagte auf Anfrage der RP eine Pressespre­cherin der AOK Rheinland/Hamburg.

Auch Walter Dottermann (80) aus Solingen-Ohligs zögerte nur kurz, als ihn im Frühjahr 2016 beim Scheren der über zwei Meter hohen 160 Meter langen Gartenheck­e ein Sehnenabri­ss ereilte. Trotz fortgeschr­ittenen Alters drängte er auf eine OP. „Ich hatte trotz Medikament­en permanent Schmerzen, und konnte die Hand nur noch hüfthoch heben“.

Die OP durch Dr. Kirchner erfolgte Mitte Juli ambulant, drei kleine endoskopis­che Einschnitt­e, durch die der Sehnenriss erfolgreic­h zu behandeln war, Walter Dottermann konnte noch am selben Tag nach Hause gehen. Es folgten Nachbehand­lungen in der Praxis und Übungen mit dem Physiother­apeuten. „Jetzt komme ich wieder mit der rechten Hand ans linke Ohr, es wie ein kleines Wunder“. Seit September werkelt er wieder im Garten. Auch Dottermann ist Kassenpati­ent und musste im Vorfeld keinerlei besondere Formalien erfüllen oder Anträge stellen.

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