Rheinische Post Langenfeld

Rallye-Legende Röhrl feiert 70. Geburtstag

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der gebürtige Regensburg­er wurde zweimal Weltmeiste­r und gilt als der vielleicht beste Fahrer aller Zeiten.

DÜSSELDORF Für Niki Lauda war Walter Röhrl ein „Genie auf Rädern“. Der Österreich­er gehörte in der Formel 1 zu den Besten der Welt, wurde dreimal Weltmeiste­r. Röhrl, der heute 70 Jahre alt wird, reizte das Duell Mann gegen Mann nicht, was ihn nicht hinderte, auch bei Rundstreck­enrennen seine Klasse zu beweisen. „Mit einem schlechten Auto fährt man da immer hinterher“, sagte der gebürtige Regensburg­er. „In der Rallye kann man schlechtes Material durch fahrerisch­es Können ausgleiche­n.“Deshalb suchte er vor allem im Kampf gegen die Zeit nach der perfekten Art, ein Auto zu bewegen – und wurde zur Motorsport­legende.

„Gute Fahrer haben die Fliegenres­te an den Seitensche­iben“, betonte Röhrl. Und: „Man kann ein Auto nicht wie ein menschlich­es Wesen behandeln – ein Auto braucht Liebe.“Zwei der zahlreiche­n Sprüche Röhrls, der aber alles, nur kein Sprechvate­r ist. „Ich wusste immer, dass ich etwas Besonderes kann. Ich habe aber nie gedacht, dass ich etwas Besonderes bin“, beschreibt der Bayer sich selbst.

Als er mit 18 seinen Führersche­in hat, wird er im Außendiens­t des Bischöflic­hen Ordinariat­s Regensburg eingesetzt, kommt so im Jahr auf rund 120.000 Kilometer. Die Basis für eine Weltkarrie­re. Er absolviert­e 75 WM-Läufe, gewann 14. Meistens an seiner Seite: Christian Geistdörfe­r. Der Copilot gab ihm aus dem „Gebetbuch“die Anweisunge­n, die Röhrl dann umsetzte. Nicht immer ging alles glatt. Bei der Rallye San Remo etwa verstand er seinen Beifahrer nicht richtig, und der Fiat landete auf einem Hausdach. „Ich habe die vier Kilometer bis zum Servicepun­kt an Selbstmord gedacht“, sagte Röhrl.

Meistens aber passte es. 1980 mit Fiat und 1982 mit Opel wurde Röhrl Weltmeiste­r. Nur er schaffte es, die berühmte Rallye Monte Carlo mit vier verschiede­nen Automarken zu gewinnen (1980, 1982, 1983/Lancia, 1984/Audi) – und das zu einer Zeit, die als die gefährlich­ste im Rallyespor­t galt. Es waren Höhepunkte einer erfolgreic­hen Rallye-Karriere, die 1987 endete. Dabei sollte Röhrl, der als Junge wegen seiner roten Haare gehänselt wurde und bis zum zwölften Lebensjahr fast täglich mit seinen Spöttern raufte, wie sein Vater Steinmetz werden.

Skifahren, Tischtenni­s, Rudern – Röhrl probierte viel, ist staatlich geprüfter Skilehrer. Doch die Autos wurden seine Leidenscha­ft. „Ich war immer ein Mensch, der nie fort- wollte. Ich bin immer bodenständ­ig gewesen. Reisen, Hotels, das mag ich alles nicht. Und genau das Gegenteil ist eingetrete­n“, sagt Röhrl, der nun häufig mit dem Rennrad unterwegs ist. Seit 1992 ist er Testfahrer und Repräsenta­nt bei Porsche. 2015 war „der Lange“fast 180 Tage für den Automobilh­ersteller im Einsatz, in der Phase der Rallye-WM waren es 300 Tage.

Seinen Geburtstag feiert der im Luftkurort St. Englmar im Bayerische­n Wald wohnende Röhrl mit seiner Frau Monika beim Skifahren. In seinem Haus hängen zahlreiche Bilder aus der aktiven Zeit, von den 1000 Pokalen hat er dagegen nur noch acht oder neun. „Die anderen habe ich verschenkt. Die Trophäen geben mir nix“, sagt Röhrl.

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FOTO: DPA Walter Röhrl vor fünf Tagen in seinem Haus in St. Englmar.

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