Rheinische Post Langenfeld

Unbesetzte Stellen sind kein Luxusprobl­em

- VON KIRSTEN BIALDIGA FAST 10.000 STELLEN IM LANDESDIEN­ST . . ., SEITE B 1 VON FLORIAN RINKE FLÜCHTLING VERLIERT GEGEN FACEBOOK , SEITE B 4 VON MATTHIAS BEERMANN REPUBLIKAN­ER STELLEN ERSATZ FÜR . . ., SEITE A 7

Im Schulberei­ch in Nordrhein-Westfalen sind hunderte Planstelle­n unbesetzt – und die Düsseldorf­er Landesregi­erung spricht davon, dass der aktuelle Bedarf nicht so hoch sei wie gedacht. Nun soll der Stellenbed­arf entspreche­nd angepasst werden.

Dabei hatte doch Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) noch vor Kurzem angekündig­t, pensionier­te Lehrer extra aus dem Ruhestand zurückzuho­len, um die Unterricht­sversorgun­g zu sichern. Und Elternverb­ände beschweren sich seit Jahren über den hohen Unterricht­sausfall, was sich allerdings nicht mit den Statistike­n der Landesregi­erung deckt. Zugleich gibt es kritische Hinweise, dass Inklusion nur funktionie­ren kann, wenn es ausreichen­d Personal in den Schulen gibt. Einige hundert Lehrer mehr könnten da einiges bewirken.

Besorgnise­rregend ist zudem, dass auch in der Finanzverw­altung hunderte Planstelle­n unbesetzt sind – trotz intensiver Werbung um Nachwuchs. Wenn aber mehr Arbeit auf weniger Schreibtis­chen landet, dann ist die Steuergere­chtigkeit in Gefahr. Wer betrügen will, kommt leichter durch. Und das gilt nicht nur für die Steuer – auch in der Justiz gibt es viele offene Stellen. BERICHT

Druck für Facebook

Anas Modamani wird bei Facebook in FotoMontag­en als Terrorist und Verbrecher verleumdet – doch um das zu verhindern, muss er jeden Beitrag einzeln melden. Er hat dagegen geklagt und verloren. Facebook muss die Beiträge weiterhin nicht von sich aus löschen. Das soziale Netzwerk, begründete der Richter, sei bei der Verleumdun­g weder „Teilnehmer noch Täter“. Das Urteil mag juristisch korrekt sein, falsch ist es trotzdem. Was Facebook macht, ist digitale unterlasse­ne Hilfeleist­ung.

Es geht nicht darum, gnadenlos zu zensieren oder gar die Arbeit von Strafverfo­lgungsbehö­rden zu übernehmen – was gegen Gesetze verstößt, gehört weiterhin vor Gerichten verhandelt. Aber Facebook muss mehr Verantwort­ung übernehmen. Es wäre technisch ein leichtes, problemati­sche Bilder zu identifizi­eren. Bei nackten Brüsten, die aufgrund der Firmenpoli­tik verboten sind, gelingt es ja auch. Auch finanziell wäre das für Facebook kein Problem. Der Richter hat deutlich gemacht, dass ein Urteil in einer Hauptverha­ndlung anders ausfallen könnte. Hoffentlic­h klagt Modamani weiter. Ohne Druck bewegt sich Facebook nicht. BERICHT

Lektion für Trump

Obamacare, die Gesundheit­sreform, die erstmals in den USA eine Krankenver­sicherungs­pflicht einführte, war eines der wenigen großen Projekte, die Barack Obama als Präsident durchsetze­n konnte. Prompt wurde die Abschaffun­g von Obamacare zum zentralen Wahlkampfv­ersprechen Donald Trumps. Nur, dass dann aus dem „Abschaffen“schnell ein „Ersetzen“wurde, denn einige Elemente der Reform sind auch unter republikan­ischen Wählern sehr populär. Entspreche­nd gespalten ist die Partei in dieser Frage. So ist nicht ausgemacht, dass Trump die jetzt vorgelegte Reform der Reform durch den Kongress bekommt. Sie könnte zu seiner ersten parlamenta­rischen Schlappe geraten.

Zugegeben, die Sache ist vertrackt. Obamas Reform hat die Versicheru­ngsprämien explodiere­n lassen. Dafür sind Millionen erstmals überhaupt abgesicher­t. Die Republikan­er wollen die Versicheru­ngspflicht wieder kassieren, finden aber keinen Hebel für die versproche­nen Einsparung­en. Donald Trump ist gerade dabei, seine nächste Lektion in angewandte­r Politik zu lernen: gar nicht so einfach. BERICHT

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