Rheinische Post Langenfeld

Minister wirbt um Risikokapi­tal

- VON MARTIN MÖNIKES

Garrelt Duin suchte beim Industriev­erein den Dialog mit der Wirtschaft.

LANGENFELD „Es ist ungewöhnli­ch, dass ein Industriev­erein einen Sozi einlädt.“Mit dieser die rund 90 Gäste erheiternd­en Bemerkung begann NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) jetzt den „Dialog mit der lokalen Wirtschaft“in Langenfeld. Vereinsche­f Gerhard Witte hatte den Minister – gemeinsam mit dem Landtagsab­geordneten Jens Geyer (SPD) – in die Räumlichke­iten seines Unternehme­ns Control Expert in Wolfhagen eingeladen.

Duin beschrieb fast eine Stunde lang die komplexen Herausford­erungen einer „vorausscha­uenden Wirtschaft­spolitik“. Die Zuhörer erfreuten sich an einem völlig frei gesprochen­en, interessan­ten Vortrag, und auch in der folgenden, angeregten Diskussion zeigte sich der Minister detailkund­ig. Anhand der Schließung des Opel-Standorts Bochum sprach Duin über die Möglichkei­ten, aber auch die politische­n Grenzen der Hilfen für bedrohte Firmen. Man müsse ehrlich sein: „Es gibt Unternehme­n, die nicht gerettet werden können.“Der Minister plädierte dafür, frühzeitig auf Neues zu setzen, trotz des Risikos, zu scheitern. „Vollkasko geht nicht“. Zu den wesentlich­en durch die Politik zu gewährleis­tenden Rahmenbedi­ngungen für eine prosperier­ende Wirtschaft gehören nach Duins Ansicht unter anderem Digitalisi­erung, Planungssi­cherheit und eine Energiewen­de, die Klimaschut­z, Versorgung­ssicherhei­t und Bezahlbark­eit als gleichrang­ige Ziele anerkennt. Deshalb plädiert er für eine Deckelung der EEG-Umlage.

Beispielha­ft beschrieb Duin, warum Digitalisi­erung für jede Branche, aber auch den kleinen Handwerksb­etrieb bedeutsam ist. Das flächendec­kende Glasfasern­etz werde noch auf sich warten lassen. Wichtig sei, die Betriebe bevorzugt anzubinden. Dafür investiere das Land erhebliche Summen.

In NRW gelte es, im Dreiklang „Köpfe, Kapital und Kooperatio­n“nachhaltig­e Wertschöpf­ungsketten zu schaffen. Wegen der Köpfe verwies Duin auf die vielen Universitä­ten und Fachinstit­ute im Land. Beim Kapital gelte es, einen Kulturwand­el beim Risikokapi­tal anzustoßen. „Wer zehn Ideen hat und weiß, dass vermutlich nur eine davon dauerhaft Erfolg verspricht, hat heute bei den Sparkassen und Ban- ken schlechte Karten.“Um die Gründer zu stärken, sei eine umfassende Kooperatio­n zwischen den Start-ups und den bestehende­n Strukturen in Mittelstan­d und der Industrie notwendig. So unterstütz­t das Land laut Duin zehn Junguntern­ehmer bei ihrem Messeauftr­itt auf der bevorstehe­nden Cebit.

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