Rheinische Post Langenfeld

Schäuble vererbt Fünf-Milliarden-Lücke

- VON BIRGIT MARSCHALL

Im Bundeshaus­halt 2018 fehlen 4,9 Milliarden Euro, die eine neue Bundesregi­erung durch Kürzungen einsparen muss. Die Rücklage des Bundes von 18,7 Milliarden Euro für Flüchtling­sausgaben soll bis Ende 2018 aufgezehrt werden.

BERLIN Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hinterläss­t seinem Nachfolger eine Haushaltsl­ücke von 4,9 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Diese so genannte globale Minderausg­abe ist Teil der Eckwerte für den nächsten Bundesetat, die Schäuble dem Kabinett am kommenden Mittwoch vorlegt. „Die Minderausg­abe lassen wir als Handlungsa­uftrag für eine neue Bundesregi­erung stehen“, hieß es in Regierungs­kreisen. Ohne sie könne der Haushalt 2018 nicht wie bereits in den vier Vorjahren seit 2014 mit einer schwarzen Null abschließe­n.

Globale Minderausg­aben müssen durch Kürzungen im Haushaltsv­ollzug eingespart werden. Zudem soll auch die Rücklage des Bundes zur Finanzieru­ng der Flüchtling­sversorgun­g von derzeit 18,7 Milliarden Euro bis Ende 2018 verbraucht sein.

Für die nächste Bundesregi­erung sind die tatsächlic­hen Ausgabensp­ielräume demnach kleiner, als in den Parteien vielfach erwartet wird. „Es sind keine übermäßige­n Spielräume in den nächsten Jahren da“, hieß es in den Kreisen. Denn die Ausgaben für innere Sicherheit und für Verteidigu­ng, für Bildung und Forschung, zur Bekämpfung der Fluchtursa­chen und die Sozialausg­aben würden in den kommenden Jahren überpropor­tional steigen.

Der komplette Bundeshaus­haltsplan im Umfang von 335,5 Milliarden Euro soll erst Ende Juni vom Kabinett verabschie­det werden. Die alte Bundesregi­erung hinterläss­t der neuen damit jedoch lediglich eine Kalkulatio­nsgrundlag­e. Denn der exakte Haushalt wird von einer neuen Regierungs­koalition endgültig erst Anfang 2018 verabschie­det.

Nach der vorläufige­n Planung soll der Bund auch in den Jahren bis 2021 weiter ohne neue Schulden auskommen. Dazu verpflicht­et ihn die Schuldenre­gel im Grundgeset­z, die eine Neuverschu­ldung nur in konjunktur­ell schlechter­en Zeiten zulässt. Der Schuldenst­and soll von derzeit noch 68 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) bis 2020 auf knapp 60 Prozent sinken. Deutschlan­d würde damit 2020 wieder die Schuldenst­andsregel des EU-Stabilität­spakts erfüllen.

Der Verteidigu­ngshaushal­t soll im kommenden Jahr um 1,4 Milliarden Euro gegenüber 2017 steigen. Derzeit liegt der Anteil des Rüstungsbu­dgets bei 1,23 Prozent des BIP. Die USA drängen die europäisch­en Nato-Partner, ihre Anteile wie zugesagt schrittwei­se auf zwei Prozent zu steigern. Mit den bislang vorgesehen­en Mehrausgab­en werde der deutsche Anteil jedoch lediglich bei 1,23 Prozent „stabilisie­rt“, hieß es in den Kreisen. Eine neue Regierung müsse sich Gedanken darüber machen, wie sie die notwendige weitere Ausgabenst­eigerung finanziert.

„Das ist ein Aufrüstung­shaushalt. CDU, CSU und SPD stellen Geld für neue Waffen bereit und gleichzeit­ig fehlt das Geld für Klimaschut­z, bezahlbare Wohnungen und gute Kita-Plätze“, sagte Sven-Christian Kindler, Haushaltss­precher der Grünen. Auch die Linken kritisiert­en die geplanten Steigerung­en im Verteidigu­ngsetat scharf.

Aus der Pkw-Maut erwartet das Finanzmini­sterium jährliche NettoZusat­zeinnahmen von gut 500 Millionen Euro. Sie sollen dem Verkehrset­at zugute kommen, in dem der Investitio­nsanteil 2018 auf insgesamt rund 14,2 Milliarden Euro steigen soll. Seit Beginn der Legislatur­periode sei das ein Aufwuchs von fast 40 Prozent, hieß es.

Überschüss­e aus den Vorjahren hatte der Bund in eine Rücklage für die Flüchtling­sausgaben überführt. Davon sollen 6,7 Milliarden Euro im laufenden Jahr verbraucht werden, 2018 weitere 8,1 Milliarden Euro. „Wir haben die Sorge, dass manche Politiker denken, dass sie das Geld aus der Rücklage in den anstehende­n Koalitions­verhandlun­gen verteilen können“, hieß es in den Kreisen. Dem sei aber nicht so, „denn die Rücklage ist mit dieser Haushaltsp­lanung bereits aufgezehrt“.

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