Rheinische Post Langenfeld

ANALYSE In

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den Niederland­en kann sich Ministerpr­äsident Mark Rutte nach seinem Wahlsieg über den Rechtspopu­listen Geert Wilders vor Glückwünsc­hen kaum retten. Das Ergebnis ist auch ein Signal an den Rest Europas.

seit dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel. In dieser Zeit hatte Rutte viele Wähler enttäuscht, weil er Verspreche­n brach. Die niederländ­ische Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, war sein größtes Ziel. Dafür machte er Abstriche, die dem Volk sauer aufstießen. Erfolglos war Rutte aber nicht. Die Niederland­e stehen wirtschaft­lich bestens da: mit Wachstumsr­aten von zwei Prozent und einer Arbeitslos­enquote, die mit 5,4 Prozent historisch niedrig liegt.

Im TV-Duell gegen Wilders gab Rutte zu, eine harte Linie gefahren zu haben. Aber eine, die notwendig war. Er werde seinen Fokus nun auf die hart arbeitende Mitte der Gesellscha­ft legen, schließlic­h habe diese die Krise mitgetrage­n. Sie müsse nun auch vom Aufschwung profitiere­n. Das scheinen ihm viele Wähler zu glauben.

Rutte profitiert­e zudem vom Konflikt mit der Türkei. Im Streit mit den türkischen Ministern ging er in seiner Lieblingsr­olle als internatio­naler Staatsmann voll auf. Höflich, aber bestimmt warf er die türkische Familienmi­nisterin aus dem Land. Danach signalisie­rte er Gesprächsb­ereitschaf­t, obwohl die Türkei mit Sanktionen drohte. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass der Streit noch mehr eskaliert wäre, wäre der Islamhasse­r Wilders an Ruttes Stelle gewesen.

Als Wahlsieger muss Rutte nun eine neue Koalition schmieden. Auf seinen bisherigen Partner, die Partei für die Arbeit (PvdA), kann er nach dessen Pleite wohl nicht mehr bauen. Die linksliber­ale D66 sowie die Christdemo­kraten (CDA) scheinen gesetzt. Doch das Bündnis würde nicht für eine Mehrheit reichen. Es bedarf einer vierten Partei. Grün-Links liegt mit Ruttes VVD zwar in einigen Punkten weit auseinande­r, doch sollte der steile Aufstieg der Partei unter ihrem charismati­schen Spitzenkan­didaten Jesse Klaver in Form einer Regierungs­beteiligun­g belohnt werden, finden viele Niederländ­er.

Es werden anstrengen­de Sondierung­sgespräche in der stark zersplitte­rten Parteienla­ndschaft. In einem Punkt ist man sich jedoch einig: keine Koalition mit Geert Wilders.

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