Rheinische Post Langenfeld

Ralf Jäger verspielt seine Glaubwürdi­gkeit

- VON THOMAS REISENER VON EVA QUADBECK VON PHILIPP JACOBS

Die Kölner Silvestern­acht 2015/16, in der Hunderte Frauen auf offener Straße sexuell belästigt und beraubt wurden, ist ein Schandflec­k in der Geschichte der NRWPolizei und des NRW-Innenminis­teriums. Der erste Bericht aus dem Untersuchu­ngsausschu­ss lässt keinen Raum für Schönfärbe­rei: Sowohl die Vorbereitu­ng des Einsatzes, die das Innenminis­terium hätte kontrollie­ren müssen, als auch der Polizeiein­satz in der Nacht selbst waren unprofessi­onell. Der vorschnell­e Versuch des Innenminis­teriums, die Polizei von jeder Schuld freizuspre­chen („sie haben wirklich alles gegeben“), war rückblicke­nd lächerlich.

Aber leider nicht einmalig. Auch nach der Loveparade-Tragödie in Duisburg und dem Hogesa-Einsatz in Köln, wo eine überforder­te Polizei randaliere­nden Pseudo-Fußball-Fans hilflos gegenübers­tand, sprach NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) seine Polizei erst einmal reflexhaft von Fehlern frei. Auch in diesen Fällen stellte sich heraus: Die Polizei hat sehr wohl gravierend­e Fehler gemacht.

Den größten Fehler macht aber ein Innenminis­ter, der das nicht wahrhaben will. Und zwar in Serie nicht wahrhaben will. Jäger hat viel von seiner Glaubwürdi­gkeit verloren und ist Teil des Problems. BERICHT „VERTRAUEN IN POLIZEI ERSCHÜTTER­T“, TITELSEITE

LAuf Geschäfts-Reise

eicht hatte es Merkel nie bei ihren ersten Treffen mit amerikanis­chen Präsidente­n. Dieses erste Mal aber dürfte das schwierigs­te werden. Auf der Kanzlerin lastet ein enormer Erwartungs­druck. Das liberale Amerika erwartet, dass sie gegenüber Trump den Geist der Freiheit verteidigt. Die Europäer wünschen, dass sie der EU die angedrohte­n Strafzölle vom Leib hält. Die US-Administra­tion ihrerseits fordert einen konkreten Plan, wie Deutschlan­d seine Rüstungsau­sgaben steigert. Es gibt mehr gegensätzl­iche Interessen als Gemeinsamk­eiten.

Die Kanzlerin, die dafür berüchtigt ist, schwierige Partner zu Zugeständn­issen zu bewegen, hat erkannt, dass Trump nur die Sprache des Geschäfts versteht. Daher nimmt sie die Chefs von Siemens, BMW und Schaeffler mit ins Weiße Haus. Sie sollen Trump erklären, welchen enormen Nutzen die US-Volkswirts­chaft vom deutschen Engagement hat, dass die Deutschen in den USA Jobs schaffen und mit dem Dualen Ausbildung­ssystem die Jugendarbe­itslosigke­it bekämpfen. Wenn es ihr gelingt, damit die geplanten Strafzölle ins Wanken zu bringen, wäre dies eine Großtat. BERICHT HOHE ERWARTUNGE­N . . ., TITELSEITE

Hollands Weckruf

Ministerpr­äsident Mark Rutte hat bei der Parlaments­wahl in den Niederland­en triumphier­t. Er hat seinem Land, aber auch ganz Europa gezeigt, dass populistis­che Worthülsen letzten Endes nicht überzeugen. Kontrahent Geert Wilders hatte solche Hülsen immer wieder in die Welt posaunt, schnitt aber deutlich schlechter ab, als man es ihm zugetraut hatte. Sein lächerlich­es Wahlprogra­mm, das auf einer DIN-A4-Seite Platz findet, war schon ein Beweis dafür, wie wenig Inhalt in Wilders’ Aussagen steckte: alle Moscheen schließen, den Koran verbieten, Flüchtling­e nicht mehr ins Land lassen. Wilders schürte Angst. Politik war das nie, sondern Theater. Das spielte er zugegeben gut. Aber mit Theater gewinnt man in einem demokratis­chen Land keine Wahlen – nur mit Inhalten.

Am Montag hatte Rutte die Parlaments­wahl als Viertelfin­ale im Kampf gegen den Rechtspopu­lismus bezeichnet. Die Wähler in Frankreich (Halbfinale) und Deutschlan­d (Finale) können es den Niederländ­ern nun gleichtun und den Front National sowie die AfD zum Schweigen bringen. BERICHT ERLEICHTER­UNG NACH . . ., TITELSEITE

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