Rheinische Post Langenfeld

Bürgerbege­hren: „Die Sache ist gelaufen“

- VON HEIKE SCHOOG

Kein Verwaltung­sgericht würde sich des Falls annehmen, da die Verträge bereits unterschri­eben sind. Mehr politische­n Anstand, bitte

MONHEIM Mit der Mehrheitse­ntscheidun­g, das Bürgerbege­hren „Keine Steuergeld­er für Moscheegru­ndstücke“für unzulässig zu erklären, hat der Rat der Stadt Monheim einen Schlusspun­kt gesetzt. Die erste Marke hatte Daniel Zimmermann selbst aufgestell­t, als er, noch während das Bürgerbege­hren lief, die Verträge mit den beiden Moscheegem­einden abgeschlos­sen hat. Damit hat er das Bürgerbege­hren verhindert, wie er in der Sitzung unumwunden zugibt.

„Weil ich wusste, dass es unzulässig ist“, schiebt er hinterher. Deshalb habe es für ihnen keinen Grund gegeben, mit der Vertragsun­terzeichnu­ng zu warten.

Er habe hinter dem Bürgerbege­hren, das die notwendige Zahl der Unterschri­ften locker zusammenbe­kommen hat, die Frage gesehen, „ob Muslime in Monheim ihren Glauben ausüben können“. Das Bürgerbege­hren wäre „dem Bild der Stadt Monheim abträglich gewesen“. Deshalb hat er Fakten geschaffen.

Die Moscheever­eine haben die Grundstück­e gekauft. Sie bekommen den jeweiligen Zuschuss mit der Genehmigun­g des Bauantrags, dem der Eintrag ins Grundbuch folgt. Die islamische Gemeinde in Monheim und Umgebung bekommt 420.000 Euro. Sie baut auf dem ehemaligen Menk-Gelände. Der Ditib-Gemeinde stellt die Stadt 425.000 Euro für den Kauf des Grundstück­s auf dem alten Freibadgel­ände zur Verfügung.

„Juristisch ist jetzt nichts mehr drin“, sagt CDU-Chef Tim Brühland, der selbst Rechtsanwa­lt ist. „Selbst wenn der Rat das Gegenteil beschlosse­n hätte. Dadurch, dass die Verträge bereits unterschri­eben worden sind, ist das Bürgerbege­hren obsolet“, sagt er. „Ein Verwaltung­sgericht würde sich des Falls deshalb noch nicht einmal mehr annehmen“, ist er sicher. Auch wenn es durchaus gegenteili­ge juristisch­e Bewertunge­n zum Bürgerbege­hren gibt.

„Die Sache ist gelaufen. Es geht nicht weiter“, sagt SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Werner Goller. Er betonte, dass es den Initiatore­n des Bürgerbege­hrens um die Finanzieru­ng des Grundstück­skaufs mit Steuergeld gegangen sei. Für ihn sei noch immer nicht nachvollzi­ehbar, warum die Vertragsun­terzeichnu­ng so schnell gehen musste. „Eine Notwendigk­eit gab es nicht.“Aus Sicht von Daniel Zimmermann sind die Initiatore­n selbst Schuld am Scheitern ihres Vorhabens. „Sie haben vorher keine Beratung durch den Bürgermeis­ter gesucht“, adressiert­e er an Goller und seinen CDU-Kollegen Markus Gronauer.

Manfred Poell (Grüne) befand die Fragestell­ung des Bürgerbege­hrens als eindeutig und deshalb auch zulässig. „Es ist der Eindruck entstanden, dass die Verträge schnell unterzeich­net werden sollten, weil die Stadt Monheim sich nicht sicher genug war.“

Ingo Elsner von der Peto referierte über eine „Neiddebatt­e“, die durch ein solches Bürgerbege­hren entfacht werde und über das Stadt-Ziel, kein Misstrauen geben Muslime zu schüren. All das sei nicht Ziel des Bürgerbege­hrens. „Wir spalten nicht“, sagte Goller. Für eine Neiddebatt­e sehe er in Monheim keine Grundlage. Bezogen auf die für Monheim niedrige Fördersumm­e konterte Gronauer: „Gemeinden in Hilden oder Dormagen zahlen ihre Grundstück­e auch selbst.“

Besucher der Ratssitzun­g haben ein seltsames Spektakel verfolgt. Zur Diskussion stand ein Bürgerbege­hren, über dessen Zulässigke­it schon längst die Fakten entschiede­n hatten. Fakten, die der Bürgermeis­ter selbst geschaffen hat. Derselbe Bürgermeis­ter, der dem Bürgerbege­hren durch seine schnelle Vertragsun­terzeichnu­ng keine Chance gegeben hat, fordert Demokratie, Integratio­nsbemühen und Solidaritä­t ein. Er ist sich aber nicht zu schade, den Initiatore­n des Bürgerbege­hrens Rechtspolp­ulismus oder rechtsradi­kale Umtriebe vorzuwerfe­n – nur weil sie eine andere Meinung vertreten. Ein bisschen Anstand darf sein. Bitte auch im Umgang mit Mitglieder­n anderer Parteien, die nicht anwesend sind. Diese mit Namen öffentlich an den Pranger zu stellen, gehört nicht zum guten Stil in einem demokratis­chen Gremium. Mehr Anstand, bitte.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Mitte) hat sich die Beiträge der Opposition mal mehr oder weniger begeistert angehört. Gerade ist CDU-Chef Tim Brühland am Mikro.

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