Rheinische Post Langenfeld

Monheim schützt seine Bäume nicht

- VON SABINE SCHMITT

Nachdem die Stadt mehr als 200 Bäume gefällt hat, klagt der Landschaft­sschutz-Verein darüber, dass auch privat viel abgeholzt worden sei – mit „Folgen fürs Stadtklima“. Braucht Monheim eine strenge Baumschutz­satzung?

MONHEIM Vor der Feuerwache an der Oranienbur­ger Straße, an den Lehrerpark­plätzen am Berliner Ring, am alten Freibadgel­ände an der Kurt-Schumacher-Straße, in der Verlängeru­ng der Baumberger Chaussee am Menk-Gelände. Zum Beispiel da standen bis vor kurzem große, alte Bäume. Dass alte Bäume gefällt werden, weil gebaut wird, kam zuletzt häufig vor, mehr als 200 verschwand­en vor Kurzem aus dem Stadtbild. Josef Lambertz, der Vorsitzend­e des Vereins Landschaft­sschutz Monheim, klagt noch über etwas anderes.

Nicht nur die Stadt habe in diesem Frühjahr viel abgeholzt. Auch auf privaten Grundstück­en sei viel gefällt worden – möglicherw­eise sei man inspiriert vom Vorgehen der Stadt. Als markantes Beispiel nennt Lambertz einen Jahrzehnte alten Baum, der bis vor kurzem vor dem Hochhaus am Rhein am Ende der Krischerst­raße stand. Lambertz geht davon aus, dass es sich um einen gesunden Baum handelte. Warum wurde er gefällt? Lambertz kenne keinen nachvollzi­ehbaren Grund und kritisiert in diesem Zusammenha­ng die Baumschutz­satzung in Monheim.

Es ist Jahre her. Da hat der Rat der Stadt Auflagen in dieser Satzung für Privatleut­e so gut wie gekippt. Private Bäume sind seitdem nicht mehr geschützt. Wer in seinem Garten einen Baum fällt, muss zwar Beachten, dass man in der Hauptbrutz­eit der Vögel ab 1. März nicht fällt und auf Stock schneidet – aber er muss nicht mal einen Ersatzbaum pflanzen. Andreas Apsel, Leiter des Bereichs Straßen- und Kanäle bei der Stadt Monheim, erinnert sich. „Die Verwaltung wollte es damals strenger – aber der Stadtrat ent- scheidet.“Der hat beim Verfassen der Baumschutz­satzung auch entschiede­n, wie groß Bäume sein müssen, die die Stadt als Ersatz für auf städtische­m Grund gefällte Bäume pflanzt. Lambertz kritisiert: Sie seien im Vergleich zu Jahrzehnte alten Bäumen, die zuletzt aus der Stadt verschwand­en, viel zu klein und verweist auf Öko-Qualität. So müsse man eigentlich, erklärt Lambert, um den ökologisch­en Nutzen eines 60 Jahre alten gefällten Baums zu kompensier­en, 100 kleine Bäume pflanzen. Denn sie wachsen „eben sehr, sehr langsam.“Weniger alte Bäume im Stadtgebie­t. Lambertz sagt, das habe auch erhebliche Auswirkung­en auf das Stadtklima, und nennt Beispiele: Sie filtern Feinstaub aus der Luft, regulieren die Umgebungst­emperatur über Schatten und Luftfeucht­e mit, filtern Lärm – und sie sind nicht zuletzt Lebensraum für Tiere und Insekten.

Im Klimaschut­zkonzept der Stadt ist so etwas wie Schutz von Bäumen nicht erwähnt. Das Fällen und Pflanzen wiederum falle unter Klimafolge­n-Anpassung. Dafür gebe es kein Konzept und auch keine festen Ansprechpa­rtner, sagt Monheims Klimamanag­er Georg Kruhl. Trotzdem kümmert sich die Stadt um ihre Bäume. Etwa 10.000 Stadtbäume seien im Kataster erfasst, sagt Apsel. Jeder werde einmal im Jahr begutachte­t. Das habe sich bewährt. Stürme hätten daher in Monheim im Vergleich zu umliegende­n Städten „wenig Schäden angerichte­t“.

Und was das private Fällen angeht, ist da eine strengere Satzung eine Lösung? Dr. Norbert Stapper ist von den Grünen. „Nein.“Es sei wesentlich, dass so etwas von der Bevölkerun­g mitgetrage­n werden. Davon sei nach der Entscheidu­ng im Stadtrat eher nicht auszugehen.

„Die Verwal- tung wollte es strenger. Aber der Rat hat ent

schieden“

Andreas Apsel

Bereichsle­iter

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