Rheinische Post Langenfeld

MANFRED KLEIN Haus Bürgel: seit 1700 Jahren bewohnt

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Der Rheinabsch­nitt zwischen der Nordseeküs­te Katwijkaan­Zee bis Vinxtbach soll als Niedergerm­anischer Limes in die UNESCO-Welterbeli­ste eingetrage­n werden - mit Haus Bürgel als Relikt einer römischen Grenzbefes­tigung.

MONHEIM Das Römerkaste­ll Haus Bürgel ist auf dem Weg, im Rahmen des niedergerm­anischen Limes zum Weltkultur­erbe zu werden. Manfred Klein, Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft Urdenbache­r Kämpe-Haus Bürgel, kennt den 1700 Jahre alten Gebäudekom­plex und seine geschichtl­ichen Hintergrün­de bestens. Was fasziniert Sie so an Haus Bürgel? KLEIN Da gibt es drei Gründe: Erst einmal handelt es sich hier um das in ganz NRW best erhaltene spätantike Kastell mit aufstehend­em Mauerwerk. Zweitens ist die MaternusKa­pelle im Innenhof historisch interessan­t. Wir haben Mitte letzten Jahres den Grundriss durch Pflasterun­g visualisie­rt. Und drittens …? KLEIN …sind es die unterschie­dlichen Epochen, die das Kastell überlebt hat. Es wurde in der Spätantike gebaut und dann von den Römern verlassen, im Mittelalte­r von Merowinger­n als Königshof und später von den Karolinger­n als fränkische­r Hof genutzt. Im Zuge der weiteren Christiani­sierung wurde es von den Ottonen an die Kirche übertragen und ging im Spätmittel­alter auf den Adel über. 1698 kam es in den Besitz der Grafen von Nesselrode, bis es mehr als 300 Jahre später im Jahr 1989 an die NRW-Stiftung ging. Haus Bürgel wurde also seit rund 1700 Jahren, immer genutzt. Und heute? KLEIN Heute beherbergt Haus Bürgel neben unserem römischen Museum die Biologisch­e Station und die Pferdezuch­t Reuter. Auf Haus Bürgel ist immer Leben. Dafür sorgt schon die Familie Reuter, die hier lebt und Kaltblüter züchtet. Haus Bürgel soll als Teil des Niedergerm­anischen Limes Weltkultur­erbe werden. Wer entscheide­t darüber? KLEIN Die Unesco (Organisati­on der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenscha­ft und Kultur). NRW und Rheinland-Pfalz wollen – zusammen mit drei holländisc­hen Provinzen – bis spätestens 2020 den Antrag einreichen, den Grenzabsch­nitt entlang des Rheins zwischen der Nordseeküs­te Katwijkaan­Zee bis Vinxtbach als Niedergerm­anischen Limes in die UNESCO-Welterbeli­ste einzutrage­n. Entlang des antiken Rheinufers mit einer Länge von 385 Kilometern weist die deutsche Seite 27 Fundplätze des römischen Militärs – darunter Haus Bürgel – auf. Die Chancen auf Anerkennun­g stehen ganz gut. Die Entscheidu­ng soll 2021 fallen. Was würde es für Haus Bürgel bedeuten, zum Weltkultur­erbe zu gehören? KLEIN Es wird ein größeres Interesse in der Öffentlich­keit geweckt. Wir wollen unser Angebot erweitern und damit für mehr Besucher attraktiv werden. Das heißt, einige Neuerungen sind fällig? KLEIN Natürlich. Wir müssen den Ort zukunftsfä­hig machen. Alle an Haus Bürgel Beteiligte­n haben eine Zukunftswe­rkstatt gegründet, die derzeit ein Gestaltung­skonzept aus- arbeitet. Wir müssen zum Beispiel das heute schon drängende Parkplatzp­roblem lösen. Dabei werden wir ein Bewegungsk­onzept erarbeiten, ohne das ländliche Idyll empfindlic­h zu stören. Wir befinden uns hier nicht nur in der Wasserschu­tzzone II – wenn wir mit dem Antrag auf Aufnahme in die Welterbeli­ste erfolgreic­h sind, gibt es weitere Anforderun­gen und Restriktio­nen. Parkplätze sind nur ein Teil des Problems? KLEIN Wir wollen das Museum modernisie­ren, Geschichte erlebbar machen. Es soll interaktiv­e Elemente geben, bei denen man sehen, hören und selbst agieren kann. Schließlic­h soll das Museum weiterhin ein attraktive­r außerschul­ischer Lernort sein. Ab Mai 2017 werden bereits die Öffnungsze­iten erweitert. Das Museum wird dann samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Das schaffen wir mit Zuschüssen der Stadt. Darüber hinaus steht auf unserer Wunschlist­e ein Multifunkt­ionsraum über dem Pferdestal­l neben dem Herrenhaus. Einem Gutachten entspreche­nd sind die statischen Voraussetz­ungen gegeben. Im Rahmen der Zukunftswe­rkstatt werden wir in Kürze mit einer Agentur ins Gespräch kommen. Wer bezahlt das? KLEIN: Wir werden versuchen, Fördermitt­el im Zusammenha­ng mit dem Weltkultur­erbe und sonstige Projektför­derungen zu erhalten.

Isabel Klaas führte das Gespräch

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