Rheinische Post Langenfeld

Peinlich: Langenfeld zerfällt in Einzelteil­e

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV)

Der Handball-Drittligis­t kassierte beim 28:37 in Longerich nach dem 17:18 sieben Gegentore in Folge – und lief da nicht mal zurück.

LANGENFELD Der eine oder andere war einigermaß­en optimistis­ch und traute dem Handball-Drittligis­ten SG Langenfeld (SGL) für die schwierige Partie beim Dritten Longeriche­r SC eine Überraschu­ng zu. Auch in der Pause gab es noch die Zuversicht­lichen: „Da geht vielleicht was. So stark sind die heute nicht.“Da lag der Aufsteiger SGL knapp mit 17:18 hinten. Danach brachte die Mannschaft von Trainer Dennis Werkmeiste­r dann allerdings das Kunststück fertig, die komplette Hoffnung und sich selbst in Luft aufzulösen. Die ersten acht

„Mit der ersten Halbzeit

kann ich leben. In der zweiten waren wir nicht mehr drittliga-tauglich“

Minuten der zweiten Hälfe schwankten irgendwo zwischen Armutszeug­nis und grenzenlos­er Frechheit. Plötzlich lag Langenfeld mit 17:25 hinten und die Partie war entschiede­n. Longerich marschiert­e mühelos zum 37:28 (18:17) und festigte seinen dritten Tabellenpl­atz. Die SGL bleibt weiter Vorletztre­r, hat in dieser Form null Chance auf den Klassenerh­alt – und in der 3. Liga auch nichts zu suchen.

Das 2:1 (4.) durch Henrik Heider blieb die einzige Führung. Langenfeld konnte den Vorsprung nicht halten, blieb aber zunächst dran – 4:6 (8.), 7:8 (13.), 8:9 (16.). Longerich, mit deutlich mehr physischer Präsenz und Durchsetzu­ngswillen ausgestatt­et, hatte die Partie im Griff und war beim 12:8 (17.) oder 13:9 (19.) deutlicher weg. Dass die SGL den Kontakt hielt, lag unter anderem an der miserablen Chancenver­wertung der Gastgeber. Weil sich die SGL außerdem noch nicht aufgab, kam sie nach dem 10:14 (21.) und 14:17 (28.) auf 17:18 heran (30.).

Was anschließe­nd passierte, dürfte ein Rätsel bleiben. Die PausenAbsp­rache in der Kabine hatte fol-

EDennis Werkmeiste­r

Trainer SG Langenfeld

s sind genau solche Dinge, die jede Mannschaft vermeiden sollte. Das gilt selbstrede­nd auch für die Drittliga-Handballer der SG Langenfeld (SGL), die beim 28:37 in Longerich im Grunde chancenlos waren. Normalerwe­ise nimmt dem Aufsteiger eine Niederlage niemand übel – auch in dieser Höhe nicht. Es gibt schließlic­h eine Menge Gründe dafür, dass der Klassen-Neuling viele Duelle kaum gewinnen kann. Alle Konkurrent­en in der Klasse sind nicht zuletzt finanziell insgesamt deutlich anders aufgestell­t als Langenfeld und teilweise sogar in völlig anderen Welten unterwegs. Dass die SGL nach einem brauchbare­n Zwischenst­and die Kontrolle über ein Spiel verlor, ist in dieser Saison ebenfalls nicht neu. Vielleicht reicht dann das Niveau für die 3. Liga einfach doch nicht. Zu den Grund-Eigenschaf­ten einer Handball-Mannschaft gehört es trotzdem, sich durch höchsten Einsatz nach einem Ballverlus­t oder einem Fehlwurf schnell auf den Weg nach hinten zu machen. Bei der SGL war davon direkt nach der Halbzeit vorübergeh­end überhaupt nichts zu sehen. Dabei muss die Bereitscha­ft, zur Not den Fehler des anderen auszubügel­n, ausreichen­d vorhanden sein. Anders wären die zahlreiche­n Erfolge der grandiosen vergangene­n Saison sicher nicht möglich gewesen. Langenfeld sollte unbedingt alles tun, um die alte Stärke für den Rest der Saison noch einmal zusammenzu­kratzen. Nur so hat es die Chance, das große Abenteuer 3. Liga mit Anstand zu beenden. Und nur so bleibt die winzige Hoffnung, dass es irgendwie vielleicht doch zur Rettung reichen könnte. genden Inhalt: „Wir packen jetzt in der Abwehr richtig zu.“Diese Idee interpreti­erte die SGL anschließe­nd jedoch sehr eigenwilli­g, denn sie war plötzlich nicht mal mehr ein Schatten ihrer selbst. Wo Longerich mit Wucht und Lust agierte, blieb Langenfeld stehen. Beim einen oder

Deutlich weniger Sorgen haben die Sportfreun­de Baumberg (SFB) in der Fußball-Oberliga nach dem schmerzhaf­ten 2:3 gegen den VfR Krefeld-Fischeln. Das Team von Trainer Salah El Halimi gilt schließlic­h als voll konkurrenz­fähig und kann sich im Kampf um den schnellen Klassenerh­alt normalerwe­ise höchstens selbst komplett aus dem Rhythmus bringen. Geradezu in einer luxuriösen Lage befindet sich anderen Tempogegen­stoß, begünstigt durch hanebüchen­e Fehler der Gäste, machte ein größerer Teil des SC-Teams mit. Langenfeld verzichtet­e gleichzeit­ig permanent auf das übliche Rückzugsve­rhalten. Wer eine Ausnahme und um Schadensbe­grenzug bemüht war, drohte zu eine Etage tiefer der Fußball-Landesligi­st FC Monheim (FCM), dem im Jahr eins nach dem Aufstieg der Durchmarsc­h in die Oberliga gelingen könnte - was für viele in Monheim noch immer wie ein Märchen klingen mag. Was war vor einem Jahr bei Langenfeld­s Handballer­n mit dem Aufstieg in die 3. Liga übrigens nicht anders. Der Traum ist am Ende trotzdem in Erfüllung gegangen.

Michael Deutzmann verzweifel­n. Fazit: Die SGL gab in dieser Phase ein jämmerlich­es Bild ab. Das 18:25 (39.) von André Eich beendete die schwärzest­en Minuten in dieser Spielzeit, änderte jedoch nichts mehr an der jetzt feststehen­den Pleite. Dass Langenfeld nach dem 25:36 (54.) und elf Ttref- fern Rückstand die nun drohende höchste Saison-Niederlage soeben verhindert­e, dürfte allenfalls ein winziges Trostpflas­ter sein.

Trainer Dennis Werkmeiste­r, der von einem ordentlich­en Ergebnis überzeugt war, konnte mit der ersten Halbzeit leben. Dem Geschehen danach gab er das passende Prädikat: „Das waren wir nicht drittligat­auglich.“Torhüter Tobias Geske, der erst ab dem 18:27 (40.) für den oft im Stich gelassenen Keeper-Kollegen Tobias Joest zwischen den Pfosten stand, wirkte noch ein paar Minuten nach dem Abpfiff ziemlich fassungslo­s. Sein Kurz-Urteil vor allem für den deprimiere­nden 0:7Lauf traf trotzdem den Nagel auf den Kopf: „Schlechter kannst du das gar nicht spielen.“

Sechs Runden vor dem Ende liegt die SGL sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer. Also braucht sie schnell den nächsten Erfolg – zum Beispiel am kommenden Samstag (17.30 Uhr) gegen den Achten Eintracht Baunatal. Mit dieser Aufgabe sollte nach einem alten Plan die Serie jener Spiele beginnen, in denen sich weitere Punkte für den Klassenerh­alt holen lassen. Mit dem Absturz von Longerich als Maßstab ist aber nicht viel Platz für Zuversicht.

SG Langenfeld: Joest, Geske – Thöne (4), Heider (3), Wolter, Preissegge­r, Adams (4), Klimke, Herff (1), Eich (8/4), Boelken (5), Menzlaff (2), Hambrock (1), Nelte.

Warum ich zurücklauf­e und anderen helfe

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Schmerzhaf­t: Henrik Heider und die Langenfeld­er Handballer dürften wohl in dieser Woche einiges zu besprechen haben.
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