Langenfeld steuert dem Abstieg entgegen
Der Handball-Drittligist spielte bei der schmerzhaften 33:37-Heimniederlage gegen Eintracht Baunatal praktisch ohne Abwehr.
LANGENFELD Es war einmal eine Mannschaft, die hatte eine Abwehr. Eine richtig gute sogar. Das galt für die Handballer der SG Langenfeld (SGL) in allen fünf Oberliga-Jahren. Selbst im Jahr eins nach dem Aufstieg setzte Langenfeld in der Saison 2011/2012 die Bestmarke – wie anschließend 2012/2013, 2013/2014 und 2014/2015. In der traumhaften vergangenen Serie 2015/2016 reichte es defensiv „nur“zum zweiten Platz – was am Ende keinen wirklich störte, weil das gesamte Paket trotzdem die Meisterschaft und den Auf-
„Wir hätten gewinnen müssen. Die Spiele werden weniger und unsere Punkte bleiben gleich“
Tim Menzlaff
Rückraumspieler SG Langenfeld
stieg in die 3. Liga sowie den Triumph im Deutschen Amateurpokal brachte. Davon ist rund zehn Monate später nichts geblieben. Bei der 33:37 (15:18)-Heimniederlage gegen den Achten GSV Eintracht Baunatal fand intensive Deckungsarbeit nur sporadisch statt. Langenfeld scheiterte deshalb – in jener Partie, die das Signal zu einer letzten Aufholjagd im Kampf um den Klassenerhalt sein sollte.
Zu den besonders Frustrierten gehörte natürlich Tobias Geske, der die SGL nach der Saison verlässt und ein persönliches Ziel festgelegt hatte: „Ich muss halten, halten, halten.“Der Torhüter gab tatsächlich sein Bestes und streute durchaus die eine oder andere spektakuläre Parade ein. „Da hast du in der ersten Halbzeit das Gefühl, ganz gut gehalten zu haben – und dann stehen da wieder 18 Gegentore.“Ahlen fand immer wieder riesige Lücken vor. Geske und später der Keeper-Kollege Tobias Geske standen oft alleine auf weiter Flur. Der an allen Ecken und Enden fehlende Dustin Thöne, der wegen zu starker Rückenprobleme nur zuschauen konnte, fasste das Geschehen präzise zusammen: „Die haben jedes Mal frei werfen können und durften sich dabei noch die Ecke aussuchen. Unsere Torhüter hatten es echt schwer.“
Nach dem 0:2 (2.) legte die SGL zunächst vor – 3:2 (7.), 5:4 (10.), 6:5 (11.), 7:6 (12.). Die Glanzparade von Geske und die Ball-Eroberung durch Vinzenz Preissegger (jeweils 13.) hätten Schwung geben können, doch Langenfeld stand sich selbst im Weg – und hörte wohl beim Stande von 9:10 (16.) in einer Auszeit nicht richtig zu. Direkt im Anschluss folgten die Treffer zum 9:11 (17.), 9:12 (18.) und 9:13 (19.). Bis zum 15:18 (30.) nach der ersten Halbzeit liefen die Gastgeber hinterher, ehe sie am Anfang der zweiten Hälfte ihre beste Phase hatten. Philipp Wolter verwandelte innerhalb von 30 Sekunden zwei Tempo-Gegenstöße zum 17:18 (32.), ehe die SGL nach dem 17:19 (33.) durch Max Adams (33.) und André Boelken (34.) zum 19:19 ausglich. Das Aus kam nach dem 21:23 (38.), als erst eine Großchance ungenutzt blieb – und dann erneut die Abwehr überfordert war. Ahlens ziemlich frisch in die Partie gekommener Rückraumspieler Niklas Plümacher durfte unbedrängt werfen – 21:24 (39.), 21:25 (41.), 21:26 (42.). Die Gäste hielten ihren Vorsprung lange und gerieten selbst dann nicht ernsthaft in Gefahr, als die SGL nach dem 28:33 (52.) noch einmal auf 31:33 (55.) oder 32:34 (57.) verkürzte.
Bester Werfer des Abends war Langenfelds Rückraumspieler Tim Menzlaff, der vier seiner zehn Treffer in den letzten neun Minuten erzielte – obwohl er zwischendurch erstaunlicherweise auf der Bank
Einst hatten sie sich mit den Galliern verglichen – mit den Bewohnern jenes kleinen Dorfes, die den mächtigen Römern Widerstand leisten. Den Handballern der SG Langenfeld (SGL) gefiel die Rolle des krassen Außenseiters, der sich mit List und Lust auf das Abenteuer 3. Liga stürzt. Was ist davon geblieben auf der Zielgeraden der Saison? Dass mittlerweile alles auf den Abstieg hindeutet, können selbst die größten Super-Optimisten nicht abstreiten. Es sind aber andere Puzzleteile, die eher nachdenklich stimmen. Dafür kann das 33:37 im Heimspiel gegen den GSV Eintracht Baunatal durchaus als Beleg dienen. Torhüter Tobias Geske hatte vorher gefordert, jede gelungene Aktion zu feiern – und so eine war seine Parade beim Stande von 13:16 (25.) in der ersten Halbzeit. Das beklatschte der Torhüter auch mit Recht. Blöd war allerdings, dass sich hier keiner anschloss. Nur vorübergehend in der zweiten Halbzeit schien die SGL mit allen Sinnen und mit Leidenschaft in der Partie zu sein. Trainer Dennis Werkmeister fasste seine Sicht der Dinge hinterher zusammen: „Wir hatten zu wenig Galligkeit, um zu gewinnen. Das sind dann die letzten zehn Prozent, die fehlen.“Die logische Zusammenfassung aus allem: In der aktuellen Verfassung braucht Langenfeld an den Klassenerhalt keinen Gedanken zu verschwenden. Dann wird selbst der drittletzte Platz, der durch ein Hintertürchen vielleicht noch die Rettung bringen könnte, unerreichbar bleiben. Dabei wäre das Relegations-/Qualifikations-Turnier Mitte Mai auf jeden Fall ein passender Abschluss, zumal der West-Vertreter das Heimrecht hat. Langenfeld sollte die Chance um ein vernünftiges Ende der Saison nutzen. Wer sich jetzt bereits mit saß. Dass er auch die Ahlener Phil Räbiger (neun) und Marvin Gabriel (acht) übertraf, war ihm sowieso nicht richtig wichtig. „Wir hätten zu Hause gewinnen müssen, wenn wir noch eine Chance haben wollen“, sagte Menzlaff, „das haben wir nicht getan. Es wird immer enger für uns. Die Spiele werden immer weniger und unsere Punkte bleiben gleich.“Dem ist fünf Runden vor dem Ende der Saison wenig hinzuzufügen. Das Abenteuer 3. Liga geht offensichtlich dem Ende entgegen.
SG Langenfeld: Joest, Geske – Heider (1), Wolter (2), Preissegger (1), Adams (1), Klimke (1), Herff (1), Eich (7/1), Boelken (6/2), Menzlaff (10), Hambrock (1), Nelte (2), Ißling.
Über Gallier und Emotionen
dem Abstieg in die Nordrheinliga abfindet, hätte auf den Sprung in die 3. Liga lieber gleich verzichten sollen.
Während manche Langenfelder mit ihren Gefühlen zumindest nach außen hin sparsam umgingen, erlebten die Sportfreunde Baumberg (SFB) in der Fußball-Oberliga eine emotionale Achterbahnfahrt. Bis ungefähr fünf Minuten vor dem Ende führte das Team von Trainer Salah El Halimi mit 1:0, doch dann entglitt den Gästen der schon greifbar nahe Dreier noch – 1:2. Die Niederlage war am Ende extrem teuer. Von den möglichen zehn Punkten Vorsprung auf den ersten der vier Abstiegsplätze sind nur vier geblieben. Dauer-Mahner El Halimi hatte vermutlich doch Recht, als er von Anfang an auf die besonderen Schwierigkeiten für Teil zwei der Meisterschaft nach der Winterpause hinwies. Der riesige Unterschied zu den Handballern: Die Sportfreunde haben komplett alles selbst in der Hand. Michael Deutzmann