Rheinische Post Langenfeld

Rettung: Feuerwehre­n müssen aufstocken

- VON OLIVER WIEGAND

Zurzeit werden nur 66,6 Prozent der Notfälle in der Hilfsfrist von acht Minuten erreicht. Elf Wagen kommen hinzu.

KREIS METTMANN Plötzlich starke Schmerzen in der Brust und im Arm, dazu Atemnot und Schwindel – das könnte ein Herzinfark­t sein. Wer jetzt die 112 wählt, sollte innerhalb der vorgeschri­ebenen Hilfsfrist von acht Minuten damit rechnen können, dass ein Rettungsas­sistent und/oder der Notarzt vor Ort sind.

Das klappt aber im Kreis Mettmann nicht immer. In 66,5 Prozent aller Notfälle wird die Acht-Minuten-Frist nicht erreicht. Die Zahl steht im „Bedarfspla­n für den Rettungsdi­enst des Kreises Mettmann“. Der Plan ist in den vergangene­n Jahren mit Hilfe eines externen Gutachters überarbeit­et worden und das wurde im wahrsten Sinne des Wortes auch höchste Zeit.

Denn die 66,5 Prozent gelten als Durchschni­ttswert für alle Städte des Kreises. In Ratingen-Lintorf etwa war der Notarzt nur in 47 Prozent der Fälle in acht Minuten beim Patienten. Tatsächlic­h dauert es in den meisten Fällen länger. Im Schnitt müssten Patienten in Erkrath, Haan, Heiligenha­us und Vel- bert zwölf Minuten auf Hilfe warten. Ausreißer nach oben ist VelbertLan­genberg, wo es 14 Minuten dauern kann.

Nicht immer ist es tatsächlic­h der Notarzt, der zuerst beim Patienten ist. Die Feuerwehrl­eute sind in Erster Hilfe geschult, viele als Notfallsan­itäter ausgebilde­t. Sie haben Zusatzausr­üstung dabei und überbrücke­n die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes und des Rettungswa­gens. Oft mit lebensrett­enden Handgriffe­n. Woran liegt das, dass in einem der Kreise mit der höchsten Bevölkerun­gsdichte im Bundesgebi­et der Notarzt nicht immer in acht Minuten vor Ort ist?

Im Kreis gibt es derzeit 13 Wachen, von denen Rettungswa­gen zu den Patienten ausrücken. Rein rechnerisc­h – das hat der Gutachter ermittelt – liegen 99 Prozent aller Einsatzort­e innerhalb eines Gebiets, das die Notarztwag­en in acht Minuten erreichen können. Neue Rettungswa­chen und Standorte sind also nicht nötig. Was aber dringend erforderli­ch ist, sind mehr Einsatzstu­nden und Fahrzeuge auf den Wachen des Kreises. Der Kreistag wird den neuen Rettungsdi­enstbe- darfsplan am Montag beschließe­n. Schon jetzt steht fest, dass die vorhandene­n Fahrzeuge viel häufiger in Bereitscha­ft gehalten und im Notfall besetzt werden müssen, als das bislang der Fall war. Im Schnitt erhöht sich die Stundenzah­l der Rettungswa­gen um mehr als ein Viertel (26,4 Prozent). Mit den Stunden allein ist es nicht getan. In den kommenden Monaten werden die Städte neue Rettungswa­gen beschaffen und das Personal dafür bereitstel­len müssen. Insgesamt ist in den Städten des Kreises der Einsatz von elf neuen Rettungswa­gen geplant. Sie verteilen sich auf die Städte Langenfeld, Monheim, Hilden, Heiligenha­us, Mettmann, Ratingen, Ratingen-Lintorf und Velbert. Hinzu kommen noch einmal zwei Rettungswa­gen, die sich um die Verlegung von Patienten kümmern werden. Sie sollen in Velbert und Erkrath stationier­t werden. Bezahlen müssen die Städte oder der Kreis übrigens nichts dafür, die Leistungen werden über die Krankenkas­sen abgerechne­t.

Jüngste Statistike­n weisen darauf hin, dass die Bevölkerun­g in den Städten steigen wird und damit auch die Zahl der Einsätze. Hinzu kommt, dass die Zahl der über 65jährigen Personen im Kreis Mettmann stark ansteigen wird. Gleichzeit­ig steigt auch die Zahl der Menschen, die in Pflegeheim­en untergebra­cht sind.

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RP-ARCHIVFOTO: OLAF STASCHIK

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