Rheinische Post Langenfeld

Koalition will härtere Strafen für Einbrecher

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Knapp sechs Monate vor der Bundestags­wahl einigen sich Union und SPD nur noch mit Mühe.

BERLIN Der erste Koalitions­ausschuss, an dem der neue SPD-Chef Martin Schulz teilnahm, hat bei den Themen Kampf gegen Einbruchsk­riminalitä­t, Kinderehe und Vorbeugung gegen Islamismus Ergebnisse gebracht. Bei vielen weiteren Themen wie etwa der Begrenzung von Managergeh­ältern, einem Rückkehrre­cht von Teilzeit- in Vollzeitar­beit oder dem Arznei-Versandhan­del durch Apotheken gab es dagegen keine Annäherung.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) bezeichnet­e es als „schönen Erfolg“, dass Einbrüche künftig mit einer Strafe von mindestens einem Jahr geahndet werden sollen. Auch an das ebenfalls lange disku- tierte Verbot von Kinderehen machten Union und SPD einen Haken: Kinderehen sollen künftig in Deutschlan­d automatisc­h ihre Gültigkeit verlieren. Ausnahmen sind bei 16- bis 18-Jährigen möglich. In diesen Fällen soll ein Familienge­richt entscheide­n.

Die Koalitions­parteien konnten sich zudem auf ein härteres Vorgehen gegen Sozialbetr­ug durch Asylbewerb­er verständig­en. Der Forderung der Union, überführte Sozialbetr­üger auch beschleuni­gt auszuweise­n, wollten die Sozialdemo­kraten allerdings nicht folgen.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann ärgerte sich dagegen in anderen Punkten über den Koalitions­partner: „Bei allen Fragen, die mehr Gerechtigk­eit betreffen, stoßen wir an die ideologisc­hen Gren- zen der Union“, sagte er. So wolle die Union in dieser Wahlperiod­e die von der SPD geforderte Solidarren­te für Geringverd­iener nicht mehr umsetzen. Streit gab es zudem um den Gesetzentw­urf von Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) für ein Rückkehrre­cht von einer Teilzeit- in eine Vollzeittä­tigkeit. Die Union wäre nach Aussage von CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t bereit gewesen, eine solche Regelung für Betriebe ab 200 Mitarbeite­rn umzusetzen. Nahles Gesetzentw­urf sieht das Rückkehrre­cht aber schon für Kleinbetri­ebe ab 16 Beschäftig­ten vor.

Union und SPD konnten sich auch nicht über die Begrenzung der Managergeh­älter einigen. Die Union wollte durchsetze­n, dass künftig die Hauptversa­mmlung öffentlich über die Höhe von Vorstandsg­ehältern in Konzernen entscheide­t. Die SPD fordert dagegen, die steuerlich­e Abzugsfähi­gkeit der Vorstandsg­ehälter oberhalb von 500.000 Euro pro Jahr abzuschaff­en. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) hatte gegen eine solche Regelung jedoch verfassung­srechtlich­e Bedenken geltend gemacht.

Um die sechseinha­lbstündige Sitzung im Kanzleramt, die gestern erst frühmorgen­s beendet war, hatte es schon im Vorfeld Streit gegeben. SPD-Chef Schulz wollte ursprüngli­ch mit Verweis auf ein Fraktionsf­est der SPD nicht daran teilnehmen. Nachdem der Sitzungsbe­ginn eigens für ihn nach hinten verschoben worden war, kam er dann aber doch. Leitartike­l

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