Rheinische Post Langenfeld

Italienisc­he Verhältnis­se in Nordrhein-Westfalen

- VON MARTIN KESSLER VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN MEHR ZIVILE OPFER BEIM KAMPF UM MOSSUL, SEITE A 5

Die Wirtschaft zwischen Rhein und Weser holt auf. Das ist zweifellos eine gute Nachricht. An der NRW-Landesregi­erung kann es nicht liegen. Denn außer einem gutmeinend­en, aber machtlosen Wirtschaft­sminister hat das Kabinett Kraft wenig zu bieten, was hilft, im Wettbewerb vorne zu liegen.

Es ist statistisc­h gut belegt, dass NRW bei Patenten, Forschungs­ausgaben, Investitio­nen, Bildungser­folg und innovative­n Gründungen deutlich hinter den führenden Ländern liegt. Die Industrie stagniert, die Produktivi­tät wächst nur langsam.

Das erinnert fatal an die Situation in Italien. Beide Länder verfügen über eine gut ausgebilde­te, hochbegabt­e Bevölkerun­g. Aber die Menschen bleiben unter ihren Möglichkei­ten, weil in Italien wie in Nordrhein-Westfalen die Politik sie durch zu viele Auflagen und zu wenig Ermutigung blockiert.

Das Prognos-Institut hat aufgeliste­t, was zu tun ist – mehr Geld für die Infrastruk­tur, mehr Forschungs­transfers, Investitio­nen in moderne Mobilität und neue Gewerbeflä­chen. Die nächste Landesregi­erung sollte das beachten, wenn NRW wieder an der Spitze der Wirtschaft­s-Bundesliga mitspielen will. Derzeit kämpft das Land eher gegen den Abstieg. BERICHT NRW HOLT BEIM WACHSTUM AUF, TITELSEITE

EDie Koalition steht still

ine Liebesheir­at war es 2013 nicht. Union und SPD sind aber dreieinhal­b Jahre solide miteinande­r ausgekomme­n. Jetzt ist das Ende der Gemeinsamk­eiten erreicht.

Wenn man schon darüber zankt, wann und mit wem ein Koalitions­gipfel stattfinde­t, dann ist nicht zu erwarten, dass Kompromiss­e gelingen. Dass die große Koalition im Vorwahlkam­pf schon bei Stillstand angekommen ist, ließ sich nach der nächtliche­n Sitzung kaum kaschieren. Was als Einigung verkauft wurde, war schon länger Konsens. Union und SPD verkündete­n vor Wochen in Interviews, das Strafmaß bei Einbruchsk­riminalitä­t auf ein Jahr erhöhen zu wollen. Auch beim Verbot der Kinderehe war im Vorfeld bereits alles glatt gezogen. Bei weiteren Themen gelang die Einigung auf ein paar Spiegelstr­iche. Das war‘s. Der Rest ist Wahlkampf.

Union und SPD stecken in einem Dilemma. Bis zur Wahl sind es noch sechs Monate. Wenn die große Koalition jetzt aufhört, Probleme zu lösen, könnte ein Vakuum entstehen, das der gerade schwächeln­den AfD neuen Auftrieb gäbe. BERICHT KOALITION WILL HÄRTERE STRAFEN . . ., TITELSEITE

Mossul ist nicht Aleppo

Die Zahl ziviler Opfer in Mossul steigt. Die Menschen geraten zwischen die Fronten im Kampf irakischer Regierungs­truppen gegen die Terror-Miliz IS. Oder sie werden bei Luftangrif­fen getötet, die in der dicht besiedelte­n irakischen Metropole nicht immer präzise ihr Ziel treffen. Das sei doch genauso wie in Aleppo, behaupten jetzt triumphier­end jene, die das mörderisch­e russische Bombardeme­nt der syrischen Stadt im Nachhinein aufrechnen wollen gegen die Opfer der von den USA geführten Anti-IS-Koalition im Irak. Auch in Deutschlan­d wollen viele gerne glauben, dass im US-Militär eine Rambo-Mentalität herrscht, seit Donald Trump im Amt ist. So ein Unsinn: Mossul ist nicht Aleppo.

Es kommen mehr Zivilisten um, weil die Intensität der Kämpfe weiter zunimmt und der IS die Bewohner von Mossul gezielt als Schutzschi­lde missbrauch­t. Das ist kein Freispruch für die Anti-IS-Allianz, die mehr tun muss, um Opfer zu vermeiden. Aber wenigstens stellt sie sich ihrer Verantwort­ung und bekennt ihre Mitschuld. In Moskau dagegen war immer nur die Rede von getöteten „Terroriste­n“. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany