Rheinische Post Langenfeld

Katholisch­en Kitas droht das Aus

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Bis zu 100 Einrichtun­gen könnten allein im Bistum Essen geschlosse­n werden.

DÜSSELDORF (sno) Ob Köln, Aachen, Münster oder Essen: Die Bistümer in NRW haben Schwierigk­eiten bei der Finanzieru­ng ihrer Kitas. „Das Problem der Unterfinan­zierung ist ein Problem aller Träger“, heißt es etwa aus dem Erzbistum Köln.

Der Kita-Zweckverba­nd im Bistum Essen nennt konkrete Zahlen. Bei mehr als 80 Prozent der 269 zum Verband gehörenden Kitas liefen die Kosten aus dem Ruder. Käme es nicht zu einer Anhebung der staatliche­n Zuschüsse, drohe im schlimmste­n Fall bis zu 100 Einrichtun­gen das Aus, sagte Geschäftsf­ührer Peter Wenzel der Funke Mediengrup­pe. Laut einer Sprecherin sei aber nicht konkret zu benennen, welche Kitas von dieser Schließung betroffen sein könnten. Sicher ist aber, dass der Kita-Zweckverba­nd gegen das Problem vorgeht. „Wir haben die Kommunen um eine mögliche finanziell­e Unterstütz­ung gebeten“, so die Sprecherin.

Auch das Erzbistum Köln, in dem es 667 katholisch­e Kitas gibt, sieht Handlungsb­edarf und hat „mit den anderen Bistümern in NordrheinW­estfalen kirchliche Positionen erarbeitet, die in die politische Debatte eingebrach­t werden“, sagt eine Sprecherin. Darin forderten die Bistümer dringend eine auskömmlic­he Finanzieru­ng der Kitas. Es sei fest-

Bistum Aachen zustellen, dass immer neue Ansprüche zwar rechtlich ermöglicht, aber nicht ausfinanzi­ert würden.

Das Bistum Münster rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit von rund acht Millionen Euro. Um dies auszugleic­hen, stecke man wie im Bistum Essen auch hier in Verhandlun­gen mit den Kommunen. „Schließung­en sind nicht ausgeschlo­ssen“, so ein Sprecher. Einige hätten demnach auch schon kurz bevorgesta­nden.

Die rechtliche Grundlage für die Finanzieru­ng der Kitas ist das Kinderbild­ungsgesetz (KiBiz) des Landes. Die Bistümer kritisiere­n, dass das dort verankerte Finanzieru­ngssystem nicht mit dem tatsächlic­hen Bedarf vereinbar sei. So könnten laut Bistum Aachen etwa die KindPausch­alen nicht die Gesamtkost­en der Einrichtun­gen decken. Insbesonde­re dann nicht, wenn die Mitarbeite­r nach dem Tarifvertr­ag für den Öffentlich­en Dienst (TVöD) bezahlt würden – was nicht nur bei katholisch­en, sondern auch bei kommunalen Trägern der Fall sei. „Mit dem neuen Kindergese­tz, das im Sommer 2018 verabschie­det werden soll, erwarten wir ein neues Finanzieru­ngsmodell“, so eine Sprecherin des Bistums Aachen. Zuletzt hatte Familienmi­nisterin Christina Kampmann (SPD) Eckpunkte für eine reformiert­e Kita-Finanzieru­ng anders als angekündig­t auf die nächste Wahlperiod­e verschoben.

„Mit dem neuen Kindergese­tz erwarten wir ein neues Finanzieru­ngs

modell“

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