Rheinische Post Langenfeld

Baumberger Zucht ist stolz auf ihr Fohlen

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

„Thea-Isolde“hat einen Paten, ein Mitglied der IG Urdenbache­r Kämpe. Im Juni wird sie auf der Fohlenscha­u vorgestell­t

BAUMBERG Abgesehen von den fünf Osterlämme­rn tollt auf den Wiesen rund um Haus Bürgel seit kurzem auch ein kleines Stutfohlen herum. „Thea-Isolde“gehört einer aussterben­den Art an, ihre Eltern, Else und Torsten, sind Rheinische Kaltblüter. Sowohl die Staatspräm­ienstute als auch der Hengst stammen aus der eigenen Zucht, berichtet Katrin Reuter. Die teure Aufzucht eines Fohlens leisten sich die Reuters nur selten, denn der Absatzmark­t für Kaltblüter ist verschwind­end klein: „Eigentlich kaufen die nur Liebhaber wie wir“, sagt die 42-Jährige.

Aber das vor einer Woche geborene Fuchs-Fohlen mit den hellen Beinen hat schon einen Paten, der auch für den Doppelname­n verantwort­lich ist: Der Düsseldorf­er Anwalt Bernd Holdt (69), der sich auch in der Interessen­gemeinscha­ft Urdenbache­r Kämpe engagiert, hatte den Wunsch geäußert, die Patenschaf­t zu übernehmen. „Ich stamme aus Garzweiler, das als Synonym für Heimatverl­ust steht“, sagt Holdt. „Zu meinen Kindheitse­rinnerunge­n gehört der Anblick der Kaltblüter, die damals noch in der Landwirtsc­haft genutzt wurden. Das sind so treue und anhänglich­e Tiere.“Isolde hieß seine Ehefrau, die bereits verstorben ist. Das Fohlen musste aber – wie der Vater – einen Vornamen mit T haben, deshalb der Doppelname. Als Pate hat Holdt schon einmal die erste Tierarztre­chnung, eine Spritze gegen die Infektions­krankheit Fohlenlähm­e, bezahlt.

Jetzt werden Stute und Fohlen allmählich in die bestehende Herde von drei Zuchtstute­n und dem Wal- lach Eberhard integriert. „Ich füge nacheinand­er immer ein Pferd mehr hinzu, damit Else nicht nervös wird“, sagt Katrin Reuter. Der sechsjähri­ge Eberhard ist das bisher letzte Zuchterzeu­gnis, er ist nach dem langjährig­en Vorsitzend­en der Interessen­gemeinscha­ft und seinem Paten, Prof. Dr. Eberhard Weise, benannt. Er ist nicht gekört, also als genügend rassetypis­ch befunden worden, um zur Zucht zugelassen zu werden. „Aber er ist ein gutes Arbeitspfe­rd“, so Reuter. Das Fohlen soll einmal eine der Zuchtstute­n ersetzen. Am 28. Juni wird es auf der Stuten- und Fohlenscha­u des Kreises Mettmann in Ratingen vorge- stellt werden. Dann bekommt es ein Brandzeich­en, das gekrönte R, und Papiere, in denen die Lebensnumm­er, die Abstammung und besondere Kennzeiche­n, wie die breite Blesse, festgehalt­en sind.

Die Reuters widmen sich nicht nur dem Erhalt der rheinische­n Kaltblutra­sse, sie sammeln auch historisch­e landwirtsc­haftliche Geräte – zuletzt zeigten sie ein nostalgisc­hes Schaubild auf der Equitana, wofür sie ihre Kaltblüter vor einen Mähbalken spannten. Deshalb fänden sie es passend, wenn die Remise entlang der römischen Mauer wiederherg­estellt würde. Dann könnten sie ihre Schätzchen besser prä- sentieren. Auch das Vordach an den Stallungen sei nach dem Brand des Daches 1993 nicht wieder aufgebaut worden. „Damit würde das Mauerwerk besser geschützt“, sagt die vierfache Mutter. Angesichts der Pläne, Haus Bürgel zu einem touristisc­hen Hotspot weiterzuen­twickeln, fürchten die Nebenerwer­bslandwirt­e, dass es mit der ländlichen Idylle dann vorbei sein könnte. „Schon heute stehen ständig Leute bei uns in der Küche, die eigentlich ins Museum wollen,“so Reuter. Sie würde am liebsten in den zweiten Stock ziehen, wo die Biologisch­e Station untergebra­cht ist.

rp-online.de/langefeld

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