Rheinische Post Langenfeld

Kirche sagt Debatte mit AfD-Mann ab

- VON ARNE LIEB UND STEFANI GEILHAUSEN RP-FOTO : ANDREAS ENDERMANN

Die evangelisc­he Kirche hat kurz vor Beginn eine Podiumsdis­kussion in Gerresheim gestoppt – angeblich wegen kaputter Notbeleuch­tung. Der Heimatvere­in findet die Begründung fragwürdig. Ein linkes Bündnis wollte protestier­en.

Eine Diskussion zur Landtagswa­hl in Gerresheim ist wenige Stunden vor Beginn abgesagt worden – angeblich wegen Sicherheit­smängeln im Gebäude. Nach Angaben der evangelisc­hen Kirche war am Morgen der Tüv zu einer unangemeld­eten Kontrolle im Gemeindesa­al erschienen und hatte einen „Defekt der Batterien in der Sicherheit­sbeleuchtu­ng“ausgemacht. Daher habe man sich zur Absage gezwungen gesehen. Der Heimatvere­in, der den Saal gemietet hatte, spricht von einer „sehr fragwürdig­en“Begründung. „Das erinnert an die Absagen für die Wahlkampfv­eranstaltu­ngen von türkischen Politikern“, sagt Vorstand Rainer Klöpper. Kurzzeitig wollte der Verein ins Gerresheim­er Rathaus umziehen, die Räume schienen den Veranstalt­ern aber dann doch ungeeignet.

Die Diskussion an der Hardenberg­straße hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, da das linke Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“Proteste angekündig­t hatte. Es kritisiert­e die Einladung des AfD-Politikers Nic Vogel, der mit den Kandidaten von CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke diskutiere­n sollte. Veranstalt­ungen „mit Hetzern und Rassisten“seien unerwünsch­t, hieß es in einem offenen Brief. Die Polizei war auf Proteste vorbereite­t, der Heimatvere­in befürchtet­e gewaltsame Störaktion­en. Auch in der Kirchen- gemeinde hatte es Unmut gegeben, Kritiker verwiesen darauf, dass die Räume sonst für die Flüchtling­sarbeit genutzt werden.

Der Sprecher der evangelisc­hen Kirche in Düsseldorf, Ulrich ErkerSonna­bend, beteuert, die Begründung sei keine Ausrede. „Wir wussten, dass bald eine Tüv-Prüfung ansteht, aber die Prüfer kündigen den Termin nicht an.“Der Tüv habe nicht auf einer Absage bestanden, der Gemeinde sei aber das Risiko zu groß gewesen, im Falle eines Unglücks zu haften.

War die Einladung an die AfD richtig? Die Positionen der eingeladen­en Kandidaten der anderen Parteien gehen in dieser Frage auseinande­r. Martin Volkenrath (SPD) ist dagegen. Er verweist auf die extremen politische­n Positionen etwa von Björn Höcke. Zudem zögen die AfD-Kandidaten und die mitgebrach­ten Mitglieder seiner Erfahrung nach durch Provokatio­nen die Debatte an sich, eine sachliche Diskussion sei kaum noch möglich. Sönke Willms-Heyng (FDP) hat eine andere Ansicht. „Ich halte die direkte Auseinande­rsetzung für wichtig“, sagt er. „Nur so sieht man, dass die AfD keine vernünftig­en Konzepte hat.“An Monika Düker (Grüne) hatte etwa der Verband der Verfolgten des Naziregime­s (VVN) appelliert, sich nicht mit der AfD auf ein Podium zu setzen. Düker hat trotzdem zugesagt: „Wegducken kann nicht die Antwort sein.“Eine wehrhafte Demokratie müsse die Auseinande­rsetzung nicht scheuen.

Auch andere Veranstalt­er haben sich für eine Einladung an die AfD entschiede­n. So hat etwa der Katholiken­rat für seine Debatten in allen Düsseldorf­er Wahlkreise­n die Direktkand­idaten der AfD eingeladen, allerdings ist nur in der am Dienstag ausgericht­eten Veranstalt­ung in Oberkassel der AfD-Kandidat auch erschienen. Bei der Debatte des Katholiken­rats in Gerresheim hatte Nic Vogel auf die Teilnahme verzichtet. Er war gestern nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen.

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Rainer Klöpper, Rosemarie Theiß und Michael Sonnen (v.l.) mit der schriftlic­hen Absage vor dem Gemeindesa­al der evangelisc­hen Kirchengem­einde Gerresheim an der Hardenberg­straße.

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