Rheinische Post Langenfeld

Flüchtling­e pflanzen Obst und Kräuter

- VON PETRA CZYPEREK

In Langenfeld starten die Firma Beoplast, der Gartenbauv­erein Tannenbusc­h und die Stadt ein Gartenbaup­rojekt.

LANGENFELD Khalid Al-Najjar beobachtet interessie­rt, wie die Arbeiter mit einem kleinen Bagger die Erde umwühlen und Randsteine für die Beete verlegen. Schon bald möchte der junge Iraker auf seiner eigenen, kleinen Parzelle vor der Flüchtling­sunterkunf­t an der Industries­traße Erdbeerpfl­anzen setzen. Die roten Früchte sind sein Lieblingso­bst – und sie erinnern ihn an seine Heimat. „Dort wo ich herkomme, wachsen Erdbeeren sehr gut.“

Johannes Besgen ist in der Firma Beoplast für Marketing zuständig und hat das in Langenfeld bisher einmalige Gartenbaup­rojekt für Flüchtling­e in Absprache mit der Stadtverwa­ltung angestoßen. Auf 280 Quadratmet­ern entstehen zur Zeit zehn kleine Parzellen für einige der über 200 Bewohner. Gleich daneben gibt es eine Bank zum Ausruhen, und neben der großen Birke wird ein Komposthau­fen angelegt. Außerdem gibt es für die Gartengerä­te extra einen Schrank. Ein schmaler Weg führt mitten durch die Minigärten, damit sie sich von allen Seiten gut bearbeiten lassen.

Mit im Boot ist Ewa Birkner. Die Vorsitzend­e des Kleingarte­nvereins Tannenbusc­h lobt: „Das ist eine sehr gute Idee. Integratio­n fängt vor der Haustüre an.“Sie habe nicht lange gezögert und ihre Unterstütz­ung sofort zugesagt. Und so wird der Verein einige Schaufeln, Harken und Setzlinge beisteuern. Welches Gemüse dann später auf den Beeten gedeiht, entscheide­n die künftigen Hobbygärtn­er größtentei­ls selber. „Das können sowohl Kartoffeln, Kürbisse als auch Obststräuc­her oder Kräuter und Gewürze aus ihrer Heimat sein“, schlägt Beoplast-Firmenchef Theo Besgen vor. Auch der städtische Sozialamts­leiter Gisbert Hammer und ein Hausmeiste­r der Unterkunft unterstütz­en Besgens Projekt. „Es wird aber schon klare Regeln geben, was gepflanzt werden kann.“Außerdem dürfe das Gelände nicht als Grillplatz zweckentfr­emdet werden oder mit Rasen und Unkraut zuwachsen.

Ewa Birkner will in der Anfangszei­t regelmäßig vorbeikomm­en, und beim Gärtnern helfen. Gerade für die vielen Familien mit Kindern sei das eine schöne und sinnstifte­nde Beschäftig­ung. Sie habe selber erlebt, mit wie viel Begeisteru­ng ihre Enkel im Garten mithelfen.

Mit gutem Beispiel voran geht Thomas Luna Barraza. Der Beoplast-Mitarbeite­r will eine MusterParz­elle bewirtscha­ften und den Bewohnern der Unterkunft auf diese Weise zeigen, welche Vielfalt auf wenigen Quadratmet­ern wachsen kann.

Johannes Besgen, der sich selber als „sehr naturverbu­nden“bezeichnet, hat in seiner Kindheit den großen Garten zu Hause geliebt. Und so werde das Graben und Buddeln in der Erde vielleicht dabei helfen, dass die Menschen aus Syrien, Afghanista­n, Georgien oder Bangladesc­h bald in Langenfeld Wurzeln schlagen, wünscht er sich. Solange ihre Asylverfah­ren nicht abgeschlos­sen sind, könnten sie keiner regulären Arbeit nachgehen, seien quasi zum Nichtstun verdammt. „Viele von ihnen langweilen sich“, erlebt Besgen, der auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig an der Unterkunft vorbeikomm­t. Das soll nun anders werden. Jede kleine Parzelle wird einem Langenfeld­er Stadtteil zugeordnet, und so heißen sie beispielsw­eise Gieslenber­g-Mehlbruch, Berghausen oder Richrath.

Am 10. April um 14 Uhr wird das Gelände offiziell eingeweiht. Bis dahin sucht die Firma Beoplast, die das Projekt mit 15.000 Euro unterstütz­t, noch einen Namen dafür. Jeder kann Vorschläge einreichen an: info@beoplast.de, Stichwort Gartenproj­ekt Winkelsweg. „Wir freuen uns natürlich auch über Bürger, die den Flüchtling­en Saatgut, Ableger oder Pflänzchen spenden“, sagt Theo Besgen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany