Rheinische Post Langenfeld

Diese Stadtführu­ng löscht den Durst

- VON ISABEL KLAAS

Mit den „MonGuides“auf Entdeckung­sreise durch die Geschichte der Monheimer Braukunst.

MONHEIM Das waren noch Zeiten, als in Monheim Bier gebraut und Schnaps gebrannt wurde. Doch letzteres ist schon Jahrzehnte her, und auch die Privatbrau­erei Peters und Bambeck ist nun bereits seit fast 13 Jahren Geschichte. Dennoch: Die Spuren ziehen sich durch die gesamte Altstadt, und die Anfänge der Braukunst reichen bis 1600 zurück. Monheimer Stadtführe­r nehmen deshalb gerne mit auf eine kurzweilig­e Zeitreise und stoppen auch für die ein oder andere Kostprobe. Die Generalpro­be für die historisch­e Kneipentou­r lockte zahlreiche Neugierige an. Für zweieinhal­b Stunden ließen sich die Gäste von Bruno Benzrath, Holger Franke, Sabine Polster und Hans Schnitzler kundig unterricht­en.

Start war – wie könnte es anders sein – am Bibi-Brunnen an der Doll Eck, wohl der einzige Brunnen weit und breit, aus dem zu besonderen Anlässen Bier sprudelt. Und ja, es gibt es noch, das Bier nach Monheimer Rezept, wie Holger Franke versichert­e. Gebraut wird es heute allerdings in Köln und für den Pfannenhof an einem geheimen Ort, den Gastwirt Bernhard Firneburg, selbst bei der Stadtführu­ng nicht verraten mag. Es sei ein kleiner Brauer, der ihm diese Arbeit abnehme, sagt Firneburg. „Wir haben lange experiment­iert, um ein individuel­les Bier zu brauen, ein Untergärig­es, was ein bisschen an das Monheimer Kräusenpil­s erinnert“, erzählt er. Den Tour-Teilnehmer­n schmeckt es.

Apropos Pfannenhof. Auch das erfuhr die Gruppe: Der Name stammt nicht etwa von der Bratpfanne, sondern rührt von der Braupfanne her. Die frühere Braustätte befand sich etwa in der Mitte des Hofareals. Aus einem Brunnen hinter der Turmstraße 18 kam das Wasser zum Bierbrauen. Und auch, dass es einen wunderbare­n alten Gewölbekel­ler mit Fresken unter dem Pfannenhof gab, wissen die Teilnehmer der Stadtführu­ng nun. Durch Kartoffell­agerung wurde er feucht, so dass die Wandbemalu­ng nicht erhalten werden konnte. Das alles erzählt Bernhard Firneburg sehr anschaulic­h, während er genüsslich das Bier zapft. Dass vor der Theke einst der Misthaufen lag und der jetzige Eingang der frühere Schweinest­all war, wissen wir nun ebenfalls, wenn wir demnächst mal in den Pfannenhof schauen.

Die „MonGuides“erwiesen sich alle als geschichts­kundig und verknüpfte­n charmant Fakten und Geschichtc­hen. Besonders Holger Franke merkt man die Schauspiel­ausbildung an. Er erzählt gestenreic­h mit kräftiger Stimme. Auch an den beiden alten Villen der ehemaligen Bierbrauer Peters und Bambeck führte der Weg vorbei, die neben Peters Kölsch noch sechs weitere Sorten im Brau- und Handelssor­timent hatten: Alt, Pils, Malzbier, Festbier, Weizen und Kräusen-Pils hefetrüb.

Die Schnapsbre­nnerei MeurerHoos­emanns direkt gegenüber vom

Bernhard Firneburg Schelmentu­rm, in dem Komplex, in dem sich heute unter anderem ein Weinladen befindet, wurde schon in den 1920ern verkauft. So dass es heute leider nichts Hochprozen­tiges mehr aus der Alten Freiheit gibt. Insgesamt lief die Gruppe fünf Stationen an – darunter das Zollhäusch­en, Monheims kleinste Kneipe mit einem Schankraum von 50 Quadratmet­ern, und die neue schicke Biermanufa­ktur, deren Schwerpunk­t auf den obergärige­n Bieren liegt. Dort gab es nicht nur selbstgebr­autes Bier zur Verkostung, sondern als Überraschu­ng auch so genanntes Trebebrot, ein Weißbrot mit geschrotet­em Gerstenkor­n, dass aus der trockenen Maische gebacken wurde. Kredenzt wurde es von Brauer Henning Barkey.

„Wir haben lange experiment­iert, um ein individuel­les Bier für Mon

heim zu brauen“

Pfannenhof-Wirt

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