Rheinische Post Langenfeld

Schauriges von der Nordseeküs­te

- VON KLAUS BRAEUER

Es gibt schon einige TV-Ermittler im Norden. Jetzt kommt ein neues Team dazu – mit Christiane Paul als Kommissari­n.

BERLIN (dpa) In Aurich ist es schaurig, sagt man. Ob das stimmt und ob dort deshalb mehr Morde passieren als anderswo, ist aber fraglich. Man kann das vielleicht genauer beurteilen, wenn man sich den Thriller „Ostfriesen­killer“anschaut, der heute im ZDF zu sehen ist und im beschaulic­hen Urlaubsort Norddeich spielt.

Eine Frau steht am Meer, neben ihr ein älterer Mann. „Du musst dir nur anhören, was er zu sagen hat“, sagt er. Sie antwortet: „Wenn ich das mache, dann habe ich schon verloren.“Sie ist Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul), die – kaum zu Hause angekommen – heftig mit ihrem Mann Hero (Andreas Pietschman­n) streitet: Er hat eine andere und zieht dann aus. Doch mitten im Streit wird sie zu einem Tatort gerufen: Ein Mann liegt mit einem Loch in der Stirn in seiner Küche, erschossen mit einer historisch­en Waffe.

Wenig später wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, die zwischen friedlich am Deich grasenden Schafen liegt – er wurde mit einem Bajonett erstochen. Einen dritten Toten findet man später am Strand. Sie alle hatten mit dem Regenbogen­verein zu tun, der sich nicht nur um behinderte Menschen kümmert, sondern auch deren teilweise beachtlich­e Vermögensw­erte verwaltet. Klaasen und ihre drei Kollegen Weller (Christian Erdmann), Rupert (Barnaby Metschurat) und der Chef der Kripo Aurich, Ubbo Heide (Peter Heinrich Brix), haben alle Hände voll zu tun.

Das Handykling­eln der Kommissari­n ist das Heulen eines Seehundes, was auf die Dauer etwas nervt, genau wie das ständige „Moin“, auch wenn man das in Ostfriesla­nd den ganzen Tag lang sagen darf. Die Familie der Kommissari­n zerbricht. Sie trinkt ganz gerne mal einen Schnaps und stößt mit ihrem toten Vater an – das ist der ältere Mann vom Filmanfang, der öfters neben ihr auftaucht, den nur sie sehen kann und den sie als ihren besten Freund bezeichnet. Ihr Kollege Weller ist heimlich in sie verliebt, während sich der andere Kollege Rupert in puren Zynismus flüchtet („Der liebe Gott weiß alles, aber Ann Kathrin Klaasen weiß natürlich alles besser“).

Die spannende Story basiert auf dem Roman von Klaus-Peter Wolf, der soeben seinen elften Roman rund um das Ermittlert­eam vorgelegt hat. Im ZDF-Interview sagt er: „In meinen Büchern ist praktisch alles echt. Die Lokale, die Cafés, die Straßen – es gibt das alles. Ich erzähle mein Ostfriesla­nd. Auch viele Figuren meiner Bücher existieren wirklich, heißen so, reden so, sind so wie beschriebe­n.“

Jetzt könnten es glatt noch ein paar Fans mehr werden, auch wenn Sven Bohse eine ganz eigene, atmosphäri­sch dichte Version von Wolfs Geschichte vorlegt. Unter seiner Regie überzeugen nicht zuletzt die Darsteller der behinderte­n Menschen im Film – vor allem Svenja Jung als Sylvia, die eine zentrale Rolle und eine absolut glaubhafte Figur spielt.

Bleibt allein die Frage, warum Kommissare oder Kommissari­nnen nahezu immer auch privat dicke Probleme an der Backe haben müssen. Egal: Das ZDF rechnet offenbar mit einer guten Einschaltq­uote, denn mit diesem Krimi soll eine neue Samstagabe­nd-Reihe aufgelegt werden – die Dreharbeit­en zu den Folgen „Ostfriesen­blut“und „Ostfriesen­angst“sind bereits für den Spätsommer oder Herbst 2017 geplant. Der Norden – siehe die Krimireihe „Friesland“– ist offenbar bestens geeignet für schaurige Geschichte­n.

„Ostfriesen­killer“, ZDF, Sa., 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF/CHRISTINE SCHROEDER Kripo-Chef Ubbo Heide (Peter Heinrich Brix, v.l.) mit seinen Kommissare­n Rupert (Barnaby Metschurat), Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul) und Weller (Christian Erdmann).

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