Rheinische Post Langenfeld

Die Pest des Terrors bedroht uns überall

- VON MATTHIAS BEERMANN VON REINHARD KOWALEWSKY VON MAXIMILIAN PLÜCK WIE DIE AFD UM ARBEITER BUHLT, SEITE B 3

Blut, zerfetzte Körper, die Schreie der Verletzten – ob ein heimtückis­ches Attentat nun arglose Menschen in Paris, London, Berlin oder St. Petersburg trifft, es macht keinen Unterschie­d. Das Leid der Opfer gleicht sich. Der Terrorismu­s ist eine Pest, die uns alle bedroht und vor der sich kein Land vollständi­g schützen kann. Dass die Bombe in St. Petersburg explodiert­e, als Präsident Wladimir Putin in der Stadt weilte, wirkt wohl nicht zufällig wie eine Machtdemon­stration der Attentäter. Aber wer hätte schon geglaubt, Putin sei in der Lage, seine Landsleute besser zu schützen als die Regierunge­n westlicher Staaten ihre Bürger?

Angesichts der exponierte­n Rolle, die Russland in Syrien spielt, ist das Land längst im Visier der Dschihadis­ten. Im vergangene­n Jahr wurde der russische Botschafte­r in Ankara ermordet. Und seit die Extremiste­n in Syrien und vor allem auch im Irak militärisc­h stark unter Druck geraten sind, kehren von dort viele Kämpfer in ihre Heimatländ­er zurück und werden dort zu einer Gefahr. Ein Problem, das der Westen und Russland teilen und das sie gemeinsam lösen müssen. Was nicht bedeutet, dass wir uns der Definition Putins anschließe­n sollten, wonach jeder Gegner von Syriens Präsident Assad ein Terrorist ist. BERICHT TERROR IN RUSSLAND . . ., TITELSEITE

Hartes, gerechtes Urteil

Das Lebensläng­lich für den Bonner Bombenbaue­r Marco G. ist ein richtiges Urteil. Es besteht kein vernünftig­er Zweifel daran, dass der aus Oldenburg kommende Konvertit am 10. Dezember 2012 den Tod vieler Menschen in Kauf nahm, als er eine blaue Sporttasch­e mit einer Rohrbombe am Bonner Hauptbahnh­of abstellte. Der Zündwecker war auf 13.30 Uhr eingestell­t. Es war wohl eher glückliche­r Zufall, dass der Sprengsatz nicht explodiert­e – vielleicht gab es eine Fehlzündun­g, vielleicht zerstörten Passanten zufällig den Zündmechan­ismus mit Tritten. Und die Behauptung der Verteidigu­ng, es habe sich nur um eine Attrappe gehandelt, um die Öffentlich­keit zu erschrecke­n, ist unlogisch.

Tatsächlic­h bestätigt das Verfahren, dass Staat und Gesellscha­ft gegen islamistis­che Extremiste­n Flagge zeigen müssen: Wenn von rund 10.000 Salafisten in Deutschlan­d ausgegange­n werden muss, brauchen wir eine konsequent­ere Kontrolle solcher Fanatiker. Wir brauchen bessere Prävention gegen das Abrutschen in den religiösen Wahn. Und gegen echte Verbrecher brauchen wir Urteile wie jetzt in Düsseldorf. BERICHT LEBENSLANG FÜR BONNER BOMBENBAUE­R, TITELSEITE

Anti-AfD-Rezept fehlt

Wer einer Gewerkscha­ft beitritt, sollte noch einmal ins Geschichts­buch schauen: Am 2. Mai 1933 ließen die Nationalso­zialisten die Gewerkscha­ften zerschlage­n. Mitglieder wurden verfolgt, gefoltert, einige getötet. Bei Ausgrenzun­g und Fremdenhas­s müsste folglich jeder Gewerkscha­fter lautstark protestier­en. Und doch haben erschrecke­nd viele von ihnen zuletzt ihr Kreuzchen bei einer Partei gemacht, die sich nicht klar von braunem Gedankengu­t distanzier­t.

Für die AfD ist die Arbeitnehm­erschaft eine viel zu große Gruppe, als dass sie diese ignorieren könnte. Deshalb umgarnt sie sie massiv. Auch wenn die Gewerkscha­ften um jedes Mitglied kämpfen müssen, sollten sie entschiede­n ihre Stimme erheben, wenn ein Gewerkscha­fter plötzlich mit AfD-Argumenten um die Ecke kommt – sogar auf die Gefahr hin, sich unbeliebt zu machen. Angesichts der fortschrei­tenden Radikalisi­erung der AfD sollten die Gewerkscha­ften zudem diskutiere­n, ob ein AfD-Parteibuch ein Ausschluss­kriterium sein könnte. Allein schon der eigenen Historie zuliebe. BERICHT

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