Rheinische Post Langenfeld

SPD: Väter sollen 150 Euro extra bekommen

- VON JAN DREBES

Eltern mit kleinen Kindern sollen ihre Stundenzah­l reduzieren können und dafür Geld erhalten, gleiches gilt für pflegende Angehörige.

BERLIN Die Sozialdemo­kraten haben mehr Zeit für die Familie als Thema für den Bundestags­wahlkampf entdeckt: Vize-Parteichef­in und Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig stellte gestern die Pläne für eine Familienar­beitszeit vor. Demnach sollen Berufstäti­ge ihre Stundenzah­l reduzieren können, um sich um die Betreuung ihrer Kinder oder eines zu pflegenden Angehörige­n zu kümmern.

Das Konzept sieht erstens vor, dass beide Eltern junger Kinder ihre Arbeitszei­t auf 26 bis maximal 36 Wochenstun­den reduzieren und dafür bis zu zwei Jahre lang monatlich 150 Euro erhalten, zusammen also 300 Euro. Die Regelung soll auch für Alleinerzi­ehende gelten. Zudem soll es einen Rechtsansp­ruch auf Rückkehr in die bisherige Arbeitszei­t geben und einen Kündigungs­schutz für die Zeit der Unterstütz­ung. Eltern sollen dieses Familienge­ld in zwei Abschnitte aufteilen können, bis zum achten Geburtstag des Kindes.

Zweitens sehen Schwesigs Pläne vor, dass pflegende Angehörige sich bis zu drei Monate vom Job für die Pflege eines Angehörige­n freistelle­n lassen können und in der Zeit eine Lohnersatz­leistung erhalten. Diese solle sich am Elterngeld orientiere­n, sagte Schwesig, das je nach vorherigem Nettoeinko­mmen mindestens 300 und maximal 1800 Euro betra- gen. Daran schließt sich die Möglichkei­t an, ebenfalls bis zu zwei Jahre eine Familienar­beitszeit zu nutzen: Bis zu zwei Angehörige eines Pflegebedü­rftigen erhalten dabei pro Monat 150 Euro, wenn sie in einem Korridor zwischen 26 und 36 Stunden arbeiten. Wie beim bereits bestehende­n Anspruch auf eine zehntägige Pflegeausz­eit soll dabei der Begriff der Angehörige­n weit gefasst sein, sagte Schwesig.

Erklärtes Ziel der Familienmi­nisterin ist es, mehr Männer zur Betreuungs­arbeit in der Familie zu bewegen. Bisher wird die zu 80 Prozent von Frauen übernommen. „Wir müssen dringend zu einem Entlastung­sangebot kommen, was ermöglicht, dass Beruf und Familie zu- sammengehe­n“, sagte Schwesig. Frauen sollten durch das Familienge­ld ermutigt werden, ihre oft geringe Teilzeitar­beit aufzustock­en. „Aber wir wollen vor allem die Väter ermutigen, sich stärker auch um die Kinder zu kümmern“, sagte die SPD-Politikeri­n. „Dieses Konzept wollen wir in der nächsten Legislatur mit einem Kanzler Martin Schulz umsetzen.“Zusammen mit den Vorschläge­n der SPD für gebührenfr­eie Kitas, noch nicht näher definierte­n Entlastung­en für Familien bei den Steuern und Abgaben und mehr Ganztagssc­hulen soll die Familienar­beitszeit Unterstütz­ung bei der Doppelbela­stung von Beruf und Familie schaffen. Der Union warf die Ministerin vor, eigene Wahlkampfv­ersprechen nicht eingehalte­n und das bereits im Koalitions­vertrag verankerte Ziel einer Familienar­beitszeit für Eltern blockiert zu haben.

Die Kosten bezifferte die Ministerin auf rund eine Milliarde Euro für das Familienge­ld für Eltern. 140.000 Haushalte wolle man damit erreichen. Die Ausgaben für das Familienge­ld für pflegende Angehörige setzte Schwesig bei etwa 1,5 Milliarden Euro pro Jahr an. Für die Gegenfinan­zierung setzt Schwesig einerseits auf höhere Steuereinn­ahmen durch mehr arbeitende Mütter und betont anderersei­ts, dass die Pflegeausg­aben bei einer stationäre­n Betreuung mit rund fünf Milliarden Euro um ein Vielfaches höher seien.

Kritik an dem Konzept kam etwa vom Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbandes BDA, Steffen Kampeter. Er bezeichnet­e die Pläne als überflüssi­g und forderte stattdesse­n einen Ausbau der Ganztagssc­hulen. Bayerns Sozialmini­sterin Emilia Müller (CSU) warf Schwesig vor, Väter und Mütter zu bevormunde­n. Und der Linksparte­i gingen die Pläne nicht weit genug.

 ??  ??
 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany