Rheinische Post Langenfeld

Hannelore Kraft filmt sich wieder selbst

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Pünktlich zum Wahlkampf stellt die SPD-Spitzenkan­didatin in NRW erneut Selfie-Videos ins Netz.

DÜSSELDORF Für Hannelore Kraft war es Neuland. Im Januar 2016, da ging Nordrhein-Westfalens SPDChefin und Ministerpr­äsidentin unter die Video-Blogger: Hannelore Kraft im Auto, in der Bahn, in ihrem Büroi. Mit einer kleinen Kamera filmte sie sich selbst und stellte die Videos ins Internet. „Ich werde immer mal wieder gefragt, wie ein typischer Arbeitstag bei mir aussieht. Hier gebe ich Euch einige Einblicke“, hatte die Sozialdemo­kratin die Aktion damals kommentier­t.

Doch dann war es damit bald wieder vorbei, der letzte Vlog datierte vom 27. August 2016. Bis vorgestern. Pünktlich zum Wahlkampfa­uftakt entdeckt Kraft die Filmchen wieder. Ein neuer Vlog zeigt sie im Fonds ihres Wagens auf dem Weg zur zentralen Wahlkampfv­eranstaltu­ng der SPD in Essen. Neben ihr sitzt Ehemann Udo. Zu sehen ist er auch – ganz kurz. Jetzt wolle sie zeigen, wie Wahlkampf von innen aussieht, begründet die 55-Jährige ihr Comeback als Vloggerin. Sehr viele Fans haben die Filme bisher nicht – nur etwas mehr als 2650 Abonnenten.

Anfangs gab es viel Kritik. Zum einen, weil die Videos oft unprofessi­onell wirkten. Sequenzen waren verwackelt, ein Daumen ragte ins Bild. Für Krafts Berater jedoch hatte gerade das den Charme des Vlog- gens ausgemacht. Volksnah und authentisc­h sollte sich die Ministerpr­äsidentin präsentier­en. So wirkte sie manches Mal müde, etwa wenn sie am frühen Morgen zum Bahnsteig hetzte. Oder wenn sie darüber klagte, dass sie lange nichts mehr gegessen habe. Genau das machten ihr Kritiker dann auch zum Vorwurf: Die Bürger würden mit einer Ministerpr­äsidentin fremdeln, die genauso banale Probleme habe wie sie selbst. In ihren späteren Videos hatte sie sich zupackende­r präsentier­t.

Ein zentrales Verspreche­n kann der Vlog trotzdem nicht einlösen: interessan­te Einblicke in die Politik zu gewähren. Wenn es spannend wird, geht das Kameralich­t aus.

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SCREENSHOT: YOUTUBE Die Ministerpr­äsidentin im Selfie-Modus in ihrem Video.

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