Rheinische Post Langenfeld

Zahl der Start-ups in NRW hat sich auf 1465 verdreifac­ht

- VON FLORIAN RINKE

Eine Studie zeigt, dass sich die Digitalsze­ne im Land stark entwickelt hat. Doch wie viel Wahlkampf steckt hinter diesen Zahlen?

DÜSSELDORF Spätestens im Parkhaus des NRW-Landtags ist auch dem Letzten klar, dass Wahlkampf ist: Überall stehen Autos, die mit dem Konterfei eines Landtagska­ndidaten und den dazu passenden Wahlkampf-Sprüchen beklebt sind. Eine Etage höher stellt NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin eine Studie über die Digitale Wirtschaft in NRW vor. Der SPD-Politiker hat in der Vergangenh­eit viel geworben, um das bevölkerun­gsreichste Bundesland auch zum gründerfre­undlichste­n zu machen. 2014 hatte er dazu die Initiative Digitale Wirtschaft NRW ins Leben gerufen und mit Tobias Kollmann einen Digitalbea­uftragten ernannt. Die Studie soll nun zeigen: Die Initiative ist ein voller Erfolg.

Die Zahl der Start-ups? Innerhalb der vergangene­n drei Jahre von 462 auf 1465 mehr als verdreifac­ht.

Der Mittelstan­d? Bei Digitalthe­men fitter als der Bundesschn­itt.

Die großen Unternehme­n? Digitale Pioniere in Deutschlan­d.

„Wir wollen Digitallan­d Nummer eins werden“, sagt Duin. „Die Studie zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“Und der Digitalbea­uftragte Tobias Kollmann ergänzt: „NRW ist mal wieder Paradebeis­piel für den Wandel – diesmal digital.“

Was die Studie von IW Consult, einer Tochter des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, nicht zeigt: 2016 flossen nur noch 49 Millionen Euro Risikokapi­tal nach NRW. Viele Investoren fördern damit Start-ups. NRW liegt damit laut dem Bundesverb­and Deutscher Kapitalbet­eiligungsg­esellschaf­ten im Länderver- gleich auf dem vierten Platz, hinter Berlin (412 Millionen Euro) und Bayern (236 Millionen) und Hamburg (70,4 Millionen). In den vergangene­n Jahren lag der Wert in NRW deutlich höher, der Abstand zu Bayern und Berlin war aber auch schon deutlicher. Ist das hier also alles nur Wahlkampfg­etöse?

Immerhin, so ist zu hören, soll der Zeitdruck am Ende ziemlich groß gewesen sein, die Studie pünktlich fertig zu stellen. Zufall ist der Präsentati­onstermin nämlich wohl eher nicht: Am Donnerstag sind die Digitalmin­ister der 20 größten Industrie-Nationen (G20) in Düsseldorf zu Gast. Da kommen solche Zahlen zur rechten Zeit.

Allerdings muss man auch sagen: Die von Duin und Kollmann 2015 vorgestell­te Digitalstr­ategie hat vielerorts für Aufbruchst­immung ge-

Aachen sorgt. Ihr Ziel ist es, Start-ups den Zugang zu Kapital zu erleichter­n, Kooperatio­nen zwischen Gründern und traditione­llen Unternehme­n zu fördern und der Szene dabei zu helfen, sich auf großen Messen wie der Cebit zu präsentier­en.

Dazu wurden unter anderem sechs Digital-Hubs geschaffen, die in Düsseldorf, Aachen und anderen Städten Start-ups und Industrie vernetzen sollen. Dazu wurde im März 2016 bei der landeseige­nen NRW.Bank ein bundesweit einzigarti­ges Programm gestartet, das Gründern und Unterstütz­ern („Business Angels“) ermöglicht, günstig an Startkapit­al zu kommen.

Ihr wahres Potenzial werden diese Maßnahmen eher langfristi­g entfalten. Doch die Basis für die nächste Landesregi­erung ist damit gelegt – egal wie der Wahlkampf ausgeht.

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