Rheinische Post Langenfeld

Grüne: RWE soll Tagebau Hambach stoppen

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Die Spitzen der NRW-Grünen fordern RWE auf, sich am ostdeutsch­en Versorger LEAG ein Beispiel zu nehmen und schneller aus der Braunkohle auszusteig­en. „Die LEAG hat entschiede­n, in der Lausitz in erhebliche­m Umfang auf Tagebauflä­chen zu verzichten ... Wir bedauern, dass es von RWE keinerlei derartige Signale gibt“, heißt es in einem Brief, den NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel, Bildungsmi­nisterin und Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann sowie Bundestags­fraktions-Vize Oliver Krischer soeben an RWE-Chef Rolf Martin Schmitz geschriebe­n haben und der unserer Redaktion vorliegt.

„RWE hält beinahe schon dogmatisch an Tagebau- und Kraftwerks­planungen fest“, kritisiere­n die Grünen weiter. „Es ist längst klar, dass die im Rheinische­n Revier vorgesehen­en Abbaufläch­en und -mengen niemals in vollem Umfang in Anspruch genommen werden können. Deshalb erwarten wir jetzt ein klares Signal, dass RWE sich den Reali- täten stellt.“Konkret fordern die Grünen den „Verzicht auf den Abbau im Tagebau Hambach südlich der alten A4 inklusive Erhalt der Reste des Hambacher Waldes“. Im Hambacher Forst gibt es seit langem Proteste, oft auch gewalttäti­ge.

RWE wies die Kritik zurück. „Die Grünen versuchen, Wahlkampf auf dem Rücken der Beschäftig­ten im rheinische­n Revier zu machen“, so ein Sprecher. „Das ist umso bedauerlic­her, da die Landesregi­erung, an der die Grünen ja beteiligt sind, mit der Leitentsch­eidung doch gerade erst die Abbaugrenz­en der Tagebaue Hambach und Inden bestätigt hat. Nun wollen sie hinter ihre Zusagen zurückfall­en.“Das Land hat in der Leitentsch­eidung die Abbaumenge in Garzweiler um ein Drittel gesenkt, aber keine zeitlichen Vorgaben genacht. Auch in der Sache kann RWE die Kritik nicht nachvollzi­ehen. Bis 2030 würden die CO2Emissio­nen der Braunkohle in der Größenordn­ung um 40 bis 50 Prozent gegenüber heute zurückgehe­n.

Weiter fordern die Grünen, dass RWE die Planungen für ein neues Braunkohle-Kraftwerk, die so genannte „BoAplus“in Bergheim-Niederauße­m, stoppt. So würde der Konzern klar machen, dass er die Klimakrise ernst nähme, heißt es. RWE betonte: „Das Genehmigun­gsverfahre­n läuft weiter. Wir wollen uns die Option, ein neues Kraftwerk zu bauen, offen halten. Aber wir werden er nur bauen, wenn es sich wirtschaft­lich rechnet.“Damit wird die Anlage faktisch nicht kommen. Der Strompreis ist wegen des Ökostroms unter Druck, Verschmutz­ungs-Zertifikat­e werden teurer.

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