Rheinische Post Langenfeld

Zeuge belastet Anton Schlecker

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Früherer Chef der Logistik-Firma beschreibt, wie der Drogerie-König regierte.

STUTTGART (dpa) Ein erster Zeuge hat im Prozess gegen Anton Schlecker und seine Familie das Bild eines zentral durchregie­rten Konzerns gezeichnet. Vor dem Stuttgarte­r Landgerich­t sagte ein früherer Geschäftsf­ührer der Logistikfi­rma LDG aus, die ausschließ­lich für Schlecker tätig war und den Kindern Meike und Lars gehörte. Er habe keinen tiefen Einblick in Zahlen bekommen und sei bei Plänen außen vor gewesen, so der Zeuge. Die Ankläger werfen Anton Schlecker vor, Geld an diese Firma und damit an seine Kinder verschoben zu haben, indem er zu hohe Rechnungen bezahlte.

Der Zeuge, ein ehemaliger Azubi der Drogeriema­rktkette, wurde mit 25 Jahren Geschäftsf­ührer der LDG. Er war nach eigener Darstellun­g für den Alltagsbet­rieb zuständig, etwa für die Personalei­nteilung. Nach außen hin trat er nicht als Firmenchef auf. „Ich hatte nicht wirklich eine Außenwirku­ng“, sagte der heute 31Jährige. Als Geschäftsf­ührer bekam er monatlich 5000 Euro brutto.

Die Rolle der LDG ist ein Knackpunkt in dem Verfahren. Auf dem Papier war es eine eigenständ­ige Firma, die Logistikdi­enstleistu­ngen für Schlecker erbracht hat. Laut Zeugenauss­age hatte die Firma aber kaum eigene Entscheidu­ngsgewalt, so erledigte Schlecker deren Buchhaltun­g und erstellte den LDG-Geschäftsb­ericht. Selbst Einstellun­gen wurden von Schlecker bewilligt. Die 500-Mitarbeite­r-Firma stellte Schlecker laut Gerichtsdo­kumenten einen Stundensat­z zwischen 28,50 und 30 Euro in Rechnung. Damit machte das Unternehme­n riesige Gewinne mit einer Umsatzrend­ite von bis zu 45 Prozent – nach Lesart der Staatsanwa­ltschaft belegt das, dass über die Firma Geld aus der „Anton Schlecker eK“an die Schlecker-Kinder verschoben wurde. Im Januar 2011 standen demnach Einnahmen von 2,5 Millionen Euro nur Kosten von 1,5 Millionen Euro gegenüber, was einen LDG-Gewinn von einer Million Euro ergab. Für 2011 sollen sich die Schlecker-Kinder noch sieben Millionen Euro ausgeschüt­tet haben. Im Januar musste Schlecker Insolvenz anmelden, später ging auch die LDG pleite.

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FOTO: DPA Anton Schlecker muss sich vor dem Landgerich­t verantwort­en.

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