Rheinische Post Langenfeld

Loch im Darm

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Analfistel­n entstehen auf unterschie­dliche Weise. Meistens müssen sie operiert werden. Dafür braucht ein Chirurg sehr viel Erfahrung.

Unser Leser Ulrich M. (64) aus Viersen fragt: „Mein Hausarzt hat bei einer körperlich­en Untersuchu­ng eine Analfistel bei mir vermutet. Er hat mich zum Chirurgen überwiesen. Muss das operiert werden?“ Ulrich Kania Analfistel­n sind gangähnlic­he Verbindung­en im Bereich des Enddarms zwischen dem Darminnern und der äußeren Haut. Sie verlaufen oft unterschie­dlich. Davon ist die Behandlung abhängig.

Fisteln können spontan entstehen oder auch Folge einer Infektion (Abszess) sein. Jeder kann betroffen sein. Bei einigen Erkrankung­en jedoch (etwa Morbus Crohn) treten sie häufiger auf. Sie gehen in der Regel von den Schleimdrü­sen des Darmes aus und können sich durch Austritt von Flüssigkei­t und Schmerzen bemerkbar machen. Manchmal entstehen bei einer akuten Entzündung aber auch Eiteransam­mlungen (Abszesse), die sich entweder spontan eröffnen oder durch eine Operation entlastet werden müssen. Es verbleibt dann mitunter eine sogenannte Fistel. Die Suche nach einer Fistel sollte bereits bei der Abszessspa­ltung erfolgen, spätestens aber nach Abheilen des Abszesses.

Die Fistel selbst kann bei oberflächl­ichem Verlauf oder bei nur teilweiser Durchdring­ung des Schließmus­kels eröffnet werden. Dies hat nur eine unwesentli­che oder überhaupt keine Konsequenz für die Kontinenz. Mündet die Fistel aber oberhalb des Schließmus­kels oder verläuft sie durch große Teile des Muskels, so kann sie nicht ohne Gefahr für die Stuhlhalte­funktion gespalten werden. Es gibt dann verschiede­ne andere operative Möglichkei­ten. Die Anwendung dieser operativen Methoden ist vom Fisteltyp und von der Erfahrung des Chirurgen abhängig und erfordert bei komplexen Fisteln eine sehr große Expertise.

In der Regel werden die Fisteln nach jedweder operativen Behandlung nicht komplett vernäht, sondern es verbleibt eine offene Wunde, die langsam von allein zuheilen muss. Ist der Fistelverl­auf unklar, was die Beteili-

Die Erkrankung kann jeden treffen, sie hat nichts mit mangelhaft­er Hygiene oder vielem Sitzen zu tun

gung des Schließmus­kels betrifft, oder wird die Fistel bei einer Abszessspa­ltung festgestel­lt, so kann zunächst auch eine sogenannte Fadendrain­age angelegt werden. Hierbei wird ein weicher Silikonfad­en durch die Fistel gelegt. Dieser Faden verhindert den Sekretstau und damit einen neuen Abszess. Nebengänge der Fisteln können auf diese Weise ausheilen, der Hauptfiste­lgang muss gegebenenf­alls später operativ versorgt werden.

Meist ist also ein operativer Eingriff notwendig. Bei inkonseque­nter Behandlung der Fisteln besteht ein erhöhtes Risiko für ein Wiederauft­reten. Die Erkrankung hat übrigens nichts mit mangelnder Hygiene oder vielem Sitzen zu tun.

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