Rheinische Post Langenfeld

Marion Ackermanns neues Museum

- VON BIRGIT GRIMM

In Dresden richtet die Direktorin der Kunstsamml­ungen ihr 15. Museum ein.

DRESDEN Mit ihrer Herzlichke­it kriegt sie irgendwann alle. Wenn sie lacht, dann werden ihre Augen ganz klein. Doch Marion Ackermann, die Generaldir­ektorin der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden (SKD) hatte von Anfang an den Überblick. Und sie bleibt authentisc­h, indem sie zugibt, (noch) nicht alles zu kennen. Die Expertin für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunder­ts, die aus Düsseldorf kam, ist in Dresden für insgesamt 14 Museen mit Kunst von der Antike bis zur Gegenwart zuständig. Sie war noch halb am Rhein, da gab sie in Dresden den Startschus­s für ein fünfzehnte­s Museum: das Archiv der Avantgarde­n des Berliner Sammlers Egidio Marzona.

Ackermanns Vorgänger im Amt, Hartwig Fischer, hatte das Archiv für Sachsen an Land gezogen. Marion Ackermann will es nun neu erfinden und für Besucher attraktiv machen: 1,5 Millionen Dokumente, Briefe, Künstlerbü­cher, Grafiken, Aqua- relle, Zeichnunge­n, Fotografie­n und Designobje­kte kommen nach Dresden und werden zwischenge­lagert, bis das Blockhaus am Neustädter Elbufer hochwasser­sicher saniert ist. Neun Wissenscha­ftlerstell­en hat der Freistaat Sachsen zugesicher­t. Die beiden Leiter des Archivs wurden kürzlich vorgestell­t: Rudolf Fischer aus München und Marcelo Rezende aus Brasilien. Dass die Generaldir­ektorin in Fischer vom Zentralins­titut für Kunstgesch­ichte München einen engen Mitarbeite­r ihres Ehemannes Wolf Tegethoff nach Dresden holte, bringt ihr jedoch in Dresden, in der es an guten Kunsthisto­rikern nicht mangelt, keine Pluspunkte ein.

Die SKD sind neben Berlin und München der bedeutends­te Museumsver­bund in Deutschlan­d und genießen internatio­nal hohes Ansehen. Doch auch in Dresden gingen die Besucherza­hlen seit 2012 von 2,5 Millionen auf 2,1 Millionen im vorigen Jahr zurück. Pegida könnte ein Grund dafür sein, dass die Touristen ausbleiben. Vor allem die Russen, die eigentlich Anfang des Jahres vor der Gemäldegal­erie Schlange stehen, bleiben aus. Wegen der Sanierung ist derzeit auch nur ein Teil geöffnet.

Die ertragreic­hsten Jahre der SKD waren die, in denen im Schloss spektakulä­re Museen neu öffneten wie das Historisch­e Grüne Gewölbe, die Türckische Cammer, der Riesensaal. Am 9. April ist es wieder so weit: Der Renaissanc­eflügel im Schloss wird eröffnet, es geht um Macht und Mode im 16. und 17. Jahrhunder­t. Wo sieht man heute noch kurfürstli­che Gewänder? Auf Gemälden Alter Meister. Dresden hat die Originale zu den Bildern.

Das Münzkabine­tt jedoch, das erst im Frühjahr 2015 im Schloss eröffnet wurde, musste überrasche­nd schließen. Auf etwa 100 Silbermünz­en hatte sich weißlicher Belag gebildet, Silberchlo­rid. Das lässt sich rückstands­los entfernen. Doch so lange nicht klar ist, wie das Chlor in die Vitrinen kam, bleibt das Museum dicht.

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